Naturbestattungen waren bisher nur in einer Urne möglich. Menschen, die die Feuerbestattung ablehnen, können nun auch ohne eine Kremierung naturbestattet werden. Ein niederländisches Start-up zeigt, dass der Tod auch zeitgenössischen Ansprüchen gerecht werden kann.
Verstorbene werden wieder Teil des natürlichen Kreislaufs mit einem Sarg, der aus Pilzgeflecht hergestellt wurde. Die niederländische Firma „Loop Biotech“ präsentierte gemeinsam mit der Bestattung Wien den „lebenden Sarg“ bereits. Bislang gab es nur Naturbestattungen in einer Urne, aber durch Kremationen wächst auch der ökologische Fußabdruck, denn jede Einäscherung benötigt Energie. Krematorien werden im Normalfall mit Erdgas betrieben. Wie viel CO₂ bei einer Einäscherung freigesetzt wird, kann aufgrund verschiedener Bauformen der Öfen jedoch nicht gesagt werden. Nicht nur Energie, auch Holz wird beim Pilze-Sarg, der optisch eher an eine Styroporbox erinnert, gespart.
Herstellung durch Pilze
Der lebende Sarg besteht aus einem Pilzgeflecht. Ohne Einsatz von Wärme, Strom oder Licht werden die Pilze in einer geeigneten Passform gezüchtet. Nachdem der Pilz seine passende Form erreicht, wird das Geflecht getrocknet, denn dabei wird das Wachstum des Pilzes unterbrochen und in eine Art Ruhestand versetzt. Bei der Produktion des Sarges entsteht kein CO₂. Beigesetzt werden kann der „lebende Sarg“ in jedem herkömmlichen Erdgrab. Der Körper der Verstorbenen wird auf Moos gebettet und wie in einem Kokon umschlossen. Sobald der Sarg dann in der Erde mit Feuchtigkeit in Berührung kommt, beginnt der Pilz zuwachsen. Der Körper wird innerhalb von zwei Monaten vollständig zersetzt. Für von uns Gegangene ist der lebende Sarg ein guter Weg, den Kreis des Lebens zu schließen, denn der Körper wird wieder eins mit der Natur und selbst zur Quelle neuen Entstehens. Der Sarg ist gänzlich von der Natur geschaffen und biologisch abbaubar. Er zersetzt sich selbst, die Myzelien neutralisieren dabei Toxine der Erde und des Körpers. Dadurch werden verschmutzte Böden regeneriert und die Artenvielfalt erhöht.
Reerdigung
Zusätzlich zur Erd- und Feuerbestattung will auch das Berliner Start-up Circulum Vitae eine neue Art der Beerdigung namens „Reerdigung“ etablieren. Dabei wird ein Leichnam in einem sargähnlichen Kokon, bestehend aus Heu, Stroh und Blumen, gebettet.
Binnen 40 Tagen sollen Mikroorganismen aus dem Körper Humus machen. Nur noch die Knochen bleiben übrig. Diese werden gemahlen, mit der entstandenen Erde gemischt und anschließend am Friedhof beerdigt. Derzeit läuft noch die Pilotphase, die rechtliche Situation in Österreich muss noch geklärt werden. Im deutschen Bundesland Mecklenburg-Vorpommern ist die „Reedrigung“ bereits genehmigt.
Informationen
Weitere Informationen unter www.loop-biotech.com und unter www.reerdigung.de
Dieser Beitrag wurde von unserer Praktikantin Sophia Sulzbacher verfasst. Die 15-Jährige besucht das Stiftsgymnasium Wilhering und möchte Journalistin werden.