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Digitales Kondolieren: die neue Art, auch online sein Mitgefühl auszudrücken

Für dieses Sonderthema der OÖNachrichten wurden gemäß § 26 MG Kostenbeiträge geleistet.

Kondoliert man online, hat man Zeit, die passenden Worte zu finden. Foto: Pexels

16.10.2023

Vor- und Nachteile: Möglichkeit schnell und unkompliziert Beileid auszusprechenn, birgt jedoch auch die Gefahren der Unpersönlichkeit

Das digitale Kondolieren ist in den letzten Jahren zu einer beliebten Form geworden, um den Hinterbliebenen Beileid und Unterstützung auszudrücken. Doch wie funktioniert das digitale Kondolieren? Welche Vor- und Nachteile bringt es mit sich? Und worauf sollte geachtet werden?

Die Vorteile des digitalen Kondolierens

Ein wesentlicher Vorteil liegt in der Schnelligkeit. Das digitale Kondolieren bietet die Möglichkeit, schnell und unkompliziert unser Mitgefühl und unsere Unterstützung auszudrücken, ohne physisch anwesend zu sein. Weiters geben Online-Kondolenzbücher oder E-Mails Raum für Bilder oder Videos, die sehr persönlich sein können und ganz ohne Worte die Verbundenheit zum Ausdruck bringen.

Nicht zuletzt hat man Zeit, die richtigen Worte zu finden. Man kann sich überlegen, was man schreibt. Im Gegensatz zu persönlicher Kondolenz kann man Sätze formulieren, die man in einem persönlichen Gespräch nicht über die Lippen bringen würde.

Nachteile des digitalen Kondolierens

Nicht für jeden ist Online-Kondolenz passend. Persönlich Mitgefühl auszudrücken, ist für viele Hinterbliebene tröstender. Foto: Pexels
Nicht für jeden ist Online-Kondolenz passend. Persönlich Mitgefühl auszudrücken, ist für viele Hinterbliebene tröstender. Foto: Pexels

Trotz aller Vorteile kann digitales Kondolieren für manche Hinterbliebene unpersönlich beziehungsweise distanziert wirken. Je alltäglicher die Verwendung von Messenger-Diensten der jeweiligen Beteiligten ist, desto eher wird diese auch bei Kondolenzen als passend empfunden.

Die leichte Verfassbarkeit wie auch die Schnelllebigkeit von Online-Kondolenzen können dazu führen, dass Hinterbliebene durch eine Flut von Nachrichten überfordert werden. Die gilt insbesondere dann, wenn sie über mehrere Plattformen verteilt sind.

Während handgeschriebene Kondolenzkarten oft aufbewahrt werden, bleiben digitale Nachrichten im Netz oft nur für einen kürzeren Zeitraum sichtbar oder treten durch die Masse an Informationen in den Hintergrund.





Wie kondoliert man richtig digital?

Es ist wichtig, den richtigen Kanal zu wählen. „Überlegen Sie, welches Medium am besten zu Ihrer Beziehung zum Verstorbenen oder den Hinterbliebenen passt“, so Martin Dobretsberger, Bestatter in Linz und Landesinnungsmeister der oö. BestatterInnen. Ist es eine enge Freundschaft, könnte eine persönliche Nachricht über WhatsApp oder Messenger angebracht sein.

Bei einer weniger engen Bindung oder im beruflichen Kontext könnten E-Mail oder ein Online-Kondolenzbuch passender sein.

Authentisch sein

„Verwenden Sie Ihre ganz eigene Sprache und vermeiden Sie vorgefertigte Phrasen. Persönliche Anekdoten oder Erinnerungen können tröstlich sein, weil sie sichtbar werden lassen, wie das Leben des verstorbenen Menschen unser Leben inspiriert beziehungsweise geprägt hat“, betont Martin Dobretsberger die Bedeutung, gerade im Ausdruck des Mitgefühls immer ganz man selbst zu bleiben. Man sollte also auch nur dann Hilfe anbieten, wenn man bereit ist, diese wirklich zu erbringen.

Es gilt zu überlegen, welche Länge bei dem Kondolenzschreiben angemessen ist. Während in Social Media oft kürzere Nachrichten üblich sind, kann man in E-Mails oder Kondolenzbüchern mehr Text schreiben.

Privatsphäre respektieren: Keinesfalls sollte man persönliche Informationen über den Verstorbenen oder die Hinterbliebenen im Netz preisgeben, schon gar nicht ohne deren Zustimmung.

Was soll man vermeiden?

Ob via Mail oder persönlich, tröstende Worte können den Hinterbliebenen ein Gefühl der Sicherheit vermitteln. Foto: Pexels
Ob via Mail oder persönlich, tröstende Worte können den Hinterbliebenen ein Gefühl der Sicherheit vermitteln. Foto: Pexels

Phrasen wie „Zeit heilt alle Wunden“, „Ich verstehe, wie du dich fühlst“ oder ähnliche Floskeln schaden oft mehr, also sie nutzen.

Aussagen wie diese führen in sehr vielen Fällen eher dazu, dass sich die trauernde Person weniger verstanden fühlt als gewünscht. Auch ein gutes Kondolenzschreiben wird den Schmerz über den Verlust nicht vergessen machen oder trösten können, es gibt aber das Gefühl, nicht allein zu sein und dass es in Ordnung ist, zu trauern. Diese Sicherheit zu vermitteln ist das Wertvollste, was man trauernden Menschen geben kann.







Es gilt zu überlegen, für welches Medium man sich bei der digitalen Kondolenz entscheidet. Foto: Pexels
Es gilt zu überlegen, für welches Medium man sich bei der digitalen Kondolenz entscheidet. Foto: Pexels

Resümee

Digitales Kondolieren ist ein zweischneidiges Schwert.

Es bietet einerseits die Möglichkeit, schnell und unkompliziert sein Mitgefühl auszudrücken, birgt jedoch auch die Gefahren der Unpersönlichkeit. Wichtig ist daher auch, stets authentisch zu bleiben und sich bewusst zu machen, dass hinter jeder Nachricht echte Emotionen und Trauer stehen. Mit Respekt und Einfühlungsvermögen können auch digitale Beileidsbekundungen eine große Stütze für die Hinterbliebenen sein.

Martin Dobretsberger Foto: Bestattung Dobretsberger
Martin Dobretsberger Foto: Bestattung Dobretsberger
„Überlegen Sie, welches Medium am besten zu Ihrer Beziehung zum Verstorbenen oder den Hinterbliebenen passt.“
Martin Dobretsberger,
Bestatter und Trauerredner




E-MAIL IM UNTERSCHIED ZU MESSENGER-NACHRICHTEN

- bieten mehr Raum für ausführliche und individuelle Worte oder Fotos
- erscheinen oft formeller und bedachter
- ermöglichen eine dauerhafte Speicherung von Beileidsbekundungen beziehungsweise sind einfacher auszudrucken und aufzubewahren.

Für dieses Sonderthema der OÖNachrichten wurden gemäß § 26 MG Kostenbeiträge geleistet.