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Für dieses Sonderthema der OÖNachrichten wurden gemäß § 26 MG Kostenbeiträge geleistet.

Demenzerkrankte Menschen brauchen spezielle Begleitung im Trauerfall. Foto: pixabay

21.10.2024

Es ist oft eine große Herausforderung, mit der Trauer eines Demenzerkrankten umzugehen.

Die Zahl der Menschen, die an Demenz leiden, steigt. Weltweit sind bereits 50 Millionen Menschen an Demenz erkrankt, 4,6 Millionen Neuerkrankungen kommen jährlich dazu. In Österreich sind bereits 145.000 direkt betroffen, laut Sozialministerium soll sich diese Zahl bis 2050 verdoppeln.

Herausforderung meistern

Das Linzer Familienunternehmen Bestattung Dobretsberger befasst sich als erster Meisterbetrieb und zertifizierte demenzfreundliche Bestattung in Österreich intensiv damit. Das Ehepaar Martin und Julia Dobretsberger absolvierten nach niederländischem Konzept in Berlin eine Zusatzausbildung, denn immer mehr Familien stehen vor der Herausforderung, wie sie mit der Trauer eines Demenzerkrankten umgehen sollen. „Bestatter kommen neben Ärzten, Pflegekräften und Betreuern außergewöhnlich oft in Kontakt mit Menschen mit Demenz“, so Martin Dobretsberger. „Daher ist eine Sensibilität und Fachkompetenz zu einem besseren Verständnis und guter Begleitung ganz wichtig!“ Es ist entlastend und hilfreich für die Familie, wenn auf die Bedürfnisse von Demenzer krankten und deren Angehörigen verständnisvoll eingegangen werden kann. Es geht darum, den Menschen hinter dem Vergessen zu sehen und auf seine Erlebniswelt mitfühlend einzugehen.

Das gibt allen Beteiligten Halt und Sicherheit und ermöglicht ein würdevolles und respektvolles Miteinander.

Sensibler Umgang

Denn oft stehen die Angehörigen vor der Frage, wie und ob man der Person den Tod eines geliebten Menschen begreifbar machen kann, wenn viele Informationen ohnehin gleich wieder vergessen werden würden. Gleichzeitig kann es für Angehörige zu einer Belastung werden, wenn immer Ausreden gefunden werden müssen, warum jemand nicht mehr da ist oder dieser vom Demenzerkrankten immer wieder gesucht wird. „Unter normalen Umständen würden wir es nie übers Herz bringen, den Tod eines lieben Angehörigen zu verschweigen, daher ermutige ich Angehörige zu Offenheit, denn das Herz hat keine Demenz und Gefühle der Trauer sind eine ganz natürliche und verständliche Reaktion“, so Julia Dobretsberger. „Es sind die liebevollen Kleinigkeiten, die helfen, eine Verbindung zu schaffen“, weiß Martin Dobretsberger aus Erfahrung. Fotos von früher, Musik mit besonderer Bedeutung oder vertraute Gegenstände sind hilfreich, einen gemeinsamen Abschied als Familie zu erleben. Ein Abschied, der alle Familienmitglieder nach ihren Bedürfnissen und Möglichkeiten miteinbezieht. Martin Dobretsberger begleitet als Trauerredner um die 200 Familien im Jahr und ist besonders darauf bedacht, die Trauerfeier persönlich und sinnerfüllt zu gestalten. „Eine Trauerfeier soll berühren. Sie ist dann stimmig, wenn alle Anwesenden diese als authentisch und sinnstiftend empfinden“, so Dobretsberger. Daher ist gerade bei der Beteiligung eines von Demenz betroffenen Angehörigen eine einfühlsame und abgestimmte Vorbereitung hilfreich und beruhigend für alle Familienmitglieder.

Würdevoller Abschied

Neben Musik ist die Rede der emotionalste Teil der Feier – sie soll den verstorbenen Menschen so charakterisieren, wie man ihn gekannt hat – und so wie das Leben selbst haben hier Tränen, aber auch das Lachen (oder Schmunzeln) einen Platz. „Die Erinnerung ist bei Demenzerkrankten manchmal erheblich eingeschränkt, aber die Persönlichkeit ist immer da“, betont Martin Dobretsberger, der auch Landesinnungsmeister der oberösterreichischen BestatterInnen ist.

So ist Kreativität und Offenheit gefragt, um gemeinsam Wege und Lösungen zu finden, die Verbindung zum Verstorbenen spürbar werden zu lassen und einen für die Familie passenden Abschied zu gestalten. Ein Motto der Schulung lautet: „Vergiss Demenz. Behalt den Menschen.“ Dies gilt wohl insgesamt für den Umgang mit Demenzerkrankten, wenngleich es nicht immer leichtfallen mag.