Oberndorf am Inn, Heiliger Abend 1818: Nach der Christmette fand das wohl bekannteste Weihnachtslied seine Uraufführung: „Stille Nacht, heilige Nacht“ von Josef Mohr und Franz Xaver Gruber. Ort: vor der Kirchenkrippe. Dieser historisch so bedeutsamen Krippe wurde im Museum Innviertler Volkskundehaus in Ried im Innkreis ein eigener Raum gewidmet. „Das ist allein schon aus klimatischen Bedingungen notwendig, denn die Köpfe sind größtenteils aus Wachs“, sagt Sieglinde Frohmann vom Volkskundehaus. „Mittels Lichtstimmungen und Audio-Stationen wird die Krippe in einem Tagesablauf von der Früh bis hinein in die Nacht erklärt. Natürlich mit der entsprechenden musikalischen Begleitung, die bei vielen selbst im Hochsommer Weihnachtsgefühle erweckt. Manche beginnen sogar spontan mitzusingen.“
Ländliches Leben
Was gibt es zu entdecken? In der stimmungsvollen Landschaft mit Alpenpanorama stellen 94 menschliche Figuren und 50 Tiere neben der Heiligen Familie viele biblische Themen dar: von der Anbetung durch Hirten und Könige, Teilen der „Beschneidung“ bis zur „Darstellung im Tempel“, worauf die große Anzahl der Hohepriester schließen lässt. In der nach italienischem Vorbild gefertigten Krippe aus der Biedermeierzeit sind volkskundliche Einflüsse unverkennbar. So tragen die Hirten die Bauern- und Schiffertracht in der Zeit um 1800, auch eine Bäuerin mit schwarzem Kopftuch ist zu sehen. Die „Hochzeit zu Kana“ wird als Innviertler Hochzeitszug mit dem typischen „Prograder“ (dem Hochzeitslader bzw. Zeremonienmeister) dargestellt.
„Die Herkunft der Krippe des Inn-Salzach-Typus konnte noch nicht geklärt werden. Die feinen Klosterarbeiten bei den Gewändern deuten darauf hin, dass sie in einem Frauenkloster im süddeutschen Raum entstand“, erklärt Sieglinde Frohmann.
Wie hat es die Krippe nach Ried verschlagen? Anfang des 20. Jahrhunderts wurde die Pfarrkirche Oberndorf aufgrund der Hochwassergefahr abgerissen und in erhöhter Lage erbaut. Die „Stille-Nacht-Krippe“ kam zu den Schulschwestern von Oberndorf, landete dort am Dachboden und gelangte über Umwege an den Pfarrer aus St. Pantaleon. Dieser vermachte 1933 seine Sammlung der Stadt Ried und gründete das Volkskundehaus. Nach aufwendigen Restaurierungen erstrahlt die Krippe seit 2018 in neuem Glanz. Die Stille-Nacht-Krippe kann das ganze Jahr über besucht werden.
Neue Weihnachtsausstellung
Das schönste Fest des Jahres findet auch in der Kunst seinen Niederschlag. Aus den verschiedensten Ländern der Welt zeigt die diesjährige Weihnachtsausstellung eine repräsentative Auswahl der schönsten und außergewöhnlichsten Krippen, der über 400 Objekte umfassenden Sammlung von Gudrun Bauchinger.
Präsente, Souvenirs diverser Reisen - selbst erstanden oder erhalten lassen die Sammlung seit Anfang der 1980er Jahre stetig wachsen.
Die Eröffnung der Ausstellung findet am Donnerstag, dem 28. November, um 18.30 Uhr statt.
Ausstellungsdauer: 29. November 2024 bis 18. Jänner 2025
Öffnungszeiten: Dienstag bis Freitag von 9 bis 12 Uhr und von 14 bis 17 Uhr, am Samstag von 14 bis 17 Uhr, jeden Sonntag, Montag und Feiertage geschlossen. Adresse: Museum Innviertler Volkskundehaus, Kirchenplatz 13, 4910 Ried im Innkreis