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Für dieses Sonderthema der OÖNachrichten wurden gemäß § 26 MG Kostenbeiträge geleistet.

Am 1. Dezember ist heuer der Bratwürstelsonntag. Foto: OÖ Tourismus GmbH/Robert Maybach

05.12.2024

Die Bräuche in Oberösterreich reichen weit in die Geschichte zurück: Knecht Ruprecht, Barbarazweig, Goldenes Heiligtum, Prechtenlauf, Kathreintanz, Bratwürstelsonntag, Räuchern und Rauhnächte.

Saisonale Bräuche und Traditionen sind fest in jeder Region verankert. Hier einige aus Oberösterreich:

Knecht Ruprecht

„Von drauß’ vom Walde komm’ ich her, ich muss euch sagen, es weihnachtet sehr“, lässt Theodor Storm in seinem bekannten Weihnachtsgedicht die Figur des Knechts Ruprecht sagen.

Wie der in Schleswig-Holstein geborene Dichter Storm ist auch Ruprecht eher im Hohen Norden daheim und besucht dort am 6. Dezember gemeinsam mit dem Nikolaus die Kinder. Im Innviertel hat dagegen der Krampus Tradition und spielt am Nikolaustag den finster dreinblickenden „Bad Guy“.

Doch keine Regel ohne Ausnahme: In Pramet etwa kommt seit jeher statt dem Krampus Knecht Ruprecht ins Haus – adjustiert mit Haube, dunklem Mantel und grauem Rauschebart trägt er dem heiligen Nikolaus die Geschenke.

Barbarazweig

Am Barbaratag am 4. Dezember werden Zweige von Kirsch- oder anderen Obstbäumen ins Haus geholt und ins Wasser gestellt. Mit etwas Glück und Hätschelei blühen sie bis zum 24. Dezember auf und sollen so Glück und Segen für das neue Jahr bringen. Will man dem Orakel glauben, könnte auch eine Hochzeit ins Haus stehen.

Ein hübscher Brauch, der an eine weniger hübsche Geschichte erinnert: Barbara, die Tochter des Heiden Dioscorus, wurde von ihrem Vater in einen dunklen Turm gesperrt und schließlich – weil sie sich heimlich taufen ließ und ihrem Glauben treu blieb – von ihm enthauptet.

Der Legende nach sollen zu Weihnachten auf ihrem Grab immer Blumen geblüht haben.

Goldenes HeiẞI

Manche in der Generation Ü50 werden sich noch daran erinnern. Am Morgen des Heiligen Abends ging es nach draußen auf reif- oder schneebedeckte Wiesen.

Dort hielt man Ausschau nach dem Goldenen Heißl, das – so die Legende –, ausgestattet mit goldenen Flügeln, in der Morgendämmerung über den Himmel galoppiert.

Das Pferdchen hatte Süßes im Gepäck: Kletzen, Nüsse, gedörrte Zwetschken oder Apfelscheiben, später auch exotische Früchte wie Mandarinen oder Orangen. Die legte es auf einem ausgebreiteten Leintuch ab.

Manchmal flogen die guten Sachen aber auch vom Balkon, während man, abgelenkt durch muntere „Schau, da fliegt es“-Rufe, treffsicher in die falsche Richtung starrte.

Perchtenlauf

Im Innviertel, wo mitunter ein kerniger Umgangston herrscht, ist mit „Schiachpercht“ nicht zwangsläufig eine Brauchtumsgestalt gemeint. Um genau die soll es im Folgenden gehen. Hatte hier früher der Krampus das Bösewicht-Monopol, so mischen sich seit einiger Zeit auch Perchten ins adventliche Geschehen.

Perchtenläufe, sonst eher im alpinen Bereich daheim, sorgen auch im Innviertel für Spektakel und wohligen Grusel. Zottelige Wesen mit furchterregenden Masken, den „Larven“, ziehen nach Einbruch der Dunkelheit durch die Straßen.

Der Gedanke dahinter ist freilich ein guter. Mit Lärmen und Drohgebärden soll das Dunkel vertrieben und dem Frühling der Boden bereitet werden.

Kathreintanz

„Kathrein stellt den Tanz ein.“ Wenn sich heute im Advent Termin an Termin reiht, denkt niemand mehr an das Gebot, nach dem 25. November (Katharinas Namenstag) Belustigungen aller Art gefälligst bleiben zu lassen.

Früher begann mit diesem Tag die vorweihnachtliche Fastenzeit, es durfte nicht mehr getanzt oder geheiratet werden. So nutzte man den Vorabend dieser kargen Zeit für Bälle und Tanzfeste. Auch heute gibt es mancherorts noch Kathreintänze, meist eingefädelt von Heimatvereinen und Volkstanzgruppen.

Passend zu den launigen Vergnügungen ruhte am Kathreintag einst auch die Arbeit, zumindest jene, bei der sich in irgendeiner Form Räder drehen. So durfte etwa keine Wolle gesponnen, kein Fuhrwerk gelenkt und kein Mehl gemahlen werden.

Der Grund liegt im unglückseligen Ende der Namenspatronin, der hl. Katharina von Alexandrien, die um 300 n. Chr. zum Tod durch Rädern verurteilt worden sein soll.

Bratwürstelsonntag

Die Art des Räucherns variiert von Region zu Region und Familie zu Familie. Foto: Roswitha Brenner
Die Art des Räucherns variiert von Region zu Region und Familie zu Familie. Foto: Roswitha Brenner

Nicht nur am Heiligen Abend, auch am ersten Adventsonntag ist im Innviertel manchen „alles wurscht“. Auf den Tisch kommen Bratwürstel, eine Tradition, die es so nur in Oberösterreich und hier vor allem im Zentralraum gibt.

Eine mögliche Erklärung dafür liefert der oö. Brauchtumskalender. Weil man nicht alle Tiere durchfüttern konnte, wurde vor dem Winter geschlachtet und Wurst gemacht; die Bratwürstel mussten noch vor der adventlichen Fastenzeit gegessen werden.

Die Altheimer Goldhauben- und Kopftuchgruppe pflegt diese alte Tradition und laden am 1. Dezember ab 10 Uhr in die Rudolf-Wimmer-Halle ein.

Räuchern

Die magischen zwölf Kühe, die sprechen. Wilde Dämonen, die über den Himmel ziehen. Verstorbene Seelen auf Wanderschaft: In den Raunächten passiert Wundersames.

Auch im Innviertel gibt es viele überlieferte Rituale für die Zeit zwischen 21. Dezember und 6. Jänner. Hinter verschlossener Tür wird der Christbaum aufgeputzt, die Kinder tuscheln und haben vor Aufregung ganz rote Backen. Bald kommt es, das Christkind.

Der Heilige Abend hat noch immer etwas Magisches, auch wenn heute das Beschenktwerden und gesellige Beisammensein im Vordergrund stehen. Früher zog man in dieser Nacht mit einer Pfanne voll glühender Holzkohle und duftendem Weihrauch durch Haus, Hof und Stall. Angeblich konnte man dann auch die Tiere sprechen hören, sollte sich das aber besser nicht wünschen – „Lauschern“ drohte im darauffolgenden Jahr der Tod. In der Nacht auf den Dreikönigstag wiederholte sich das Ritual, das in vielen Innviertler Haushalten noch heute gepflegt wird.

Räuchern, aber auch das Lärmen der Perchten und Glöckler und das Versprengen von Weihwasser sollte Unglück und Böses abhalten und die „Wilde Jagd“ besänftigen. Diese – ein finsterer Trupp bestehend aus Menschen, Tieren und Fabelwesen – fliegt dem Volksglauben nach nächtens über die Häuser. In den Raunächten darf auch keine Wäsche auf der Leine hängen, die Wilde Jagd könnte sich darin verfangen und für Unheil sorgen. Überhaupt soll an diesen Tagen im Haus Ordnung herrschen, ansonsten droht Ungemach.

Raunächte

Von den zwölf Raunächten – jede steht symbolisch für einen Monat des folgenden Jahres – sind vier besonders bekannt: die Thomasnacht (21. auf 22. Dezember), die Heilige Nacht (24. auf 25. Dezember), die Silvesternacht (31. Dezember auf 1. Jänner) und die Nacht vor Dreikönig (5. auf 6. Jänner).

„D’Raunächt san vier, zwoa foast und zwoa dirr“, heißt es in einem bekannten Spruch. „Foast“ war die Heilige Nacht und die Nacht auf Dreikönig; an den Festtagen gab es üppig zu essen.

Dem ansonsten oft recht kargen Alltag ist auch das „Rauschnittnbetteln“ geschuldet. Die Gesichter verhüllt, zogen Kinder und Jugendliche einst von Haus zu Haus, um Essen und ein paar Münzen zu erbitten. Auch das gibt es da und dort noch im Innviertel – ein helles Aufblitzen gelebter Tradition in den dunkelsten Nächten des Jahres.

Für dieses Sonderthema der OÖNachrichten wurden gemäß § 26 MG Kostenbeiträge geleistet.