Bald nach der Konzeption der Idee fragte sich das Organisations-Team: „Wie viel Leute schätzen wir, dass kommen werden?“. Mit den 2000 teilnehmenden Personen, die sich am Samstag, dem 15. Juni 2024, in Bad Ischl versammelten, wurde das Team sehr positiv überrascht. Demonstriert wurde für die Rechte und Sichtbarkeit von queeren Menschen – vor allem im ländlichen Raum ein wichtiges Zeichen für Vielfalt. Aber wie kam es zur ersten Pride im Salzkammergut und warum gibt es diese überhaupt?
Salzkammerqueer
„Salzkammerqueer“ ist ein Communitybuilding-Projekt im Rahmen der Kulturhauptstadt Europas Bad Ischl - Salzkammergut 2024. Ziel ist der Aufbau einer queeren Community im Salzkammergut. Initiiert wurde das Projekt von Birgit Hofstätter (Frauen*forum Salzkammergut in Ebensee) und Sabine Weninger-Bodlak (Insel - Mädchen- und Frauenzentrum in Scharnstein). Mittlerweile ist Salzkammerqueer zu einer bunten Gruppe mit vielen verschiedenen Lebensgeschichten und Perspektiven herangewachsen. Bald entstand in der Gemeinschaft der Wunsch nach einer eigenen Regenbogenparade.
Lange Planung
Die erste Pride-Parade startete nicht am 15. Juni um 13 Uhr. Die Idee dazu wurde bereits im Jahr 2023 geboren. Unzählige Abendstunden in Online-Meetings, die mit Vollzeitjobs und Sozialleben vereinbart werden mussten, stecken dahinter. Alles eine ehrenamtliche Tätigkeit. Das Team hinter der Pride brachte Kenntnisse und Stärken in den verschiedensten Bereichen mit: von Design, Marketing, und Kommunikation, bis hin zu Finanzen und Projektmanagement. Die Mitglieder des Organisationsteams kommen auch aus den unterschiedlichsten Orten im Salzkammergut. Das merkte man zum Beispiel bei der Wahl des offiziellen Slogans: „Wir san queer, wir san do, gwents eich drån“. Hier stießen mehrere Dialekte aufeinander. So entstand die Diskussion, ob für das Wort „daran“ etwa „dro“, „dron“, oder „drån“ verwenden sollte. Man merkt eindeutig: es ist ein Event von und für Salzkammergütler und Salzkammergütlerinnen.
Der Tag X
Schließlich war es so weit. Anfangs war es noch ein kleines Grüppchen, dass sich vor dem Postgebäude in Bad Ischl traf. Aber schon bald wurde es lebendiger. Immer wieder zogen Gruppen von Richtung Bahnhof in die Stadt - es war klar, ein Zug muss angekommen sein. Als Green Event hat die Salzkammerpride den Wunsch geäußert, dass Interessierte wenn möglich öffentlich anreisen sollen. Erfreulich, dass diesem Wunsch so viele Personen gefolgt sind. Bei super Stimmung zog die Parade feierlich und friedlich demonstrierend durch das Stadtzentrum Richtung Sissipark. Dort begann im Anschluss der zweite Teil der Veranstaltung. Die Grünfläche lud zum gemütlichen Austausch mit Freundinnen und Bekannten ein. Auch für das kulinarische Wohl wurde gesorgt. Im Park gab es Informationsangebote, Workshops, ein Diskussionspanel, und ein umfangreiches Bühnenprogramm. Trotz leichtem Regen war auch in den Abendstunden noch einiges los. Ein Höhepunkt war natürlich der Auftritt von Tom Neuwirth, aka Conchita Wurst. Tom, der selbst in der Region aufgewachsen ist, ist seit der ersten Stunde ein starker Unterstützer des Projekts Salzkammerqueer. Er mischte sich mit viel Offenheit, Humor, Leichtigkeit, und Zugänglichkeit unter die Besuchenden. Am Abend stand dann eine musikalische Performance samt „Rise like a Phoenix“ an. Selfies und Autogramme durften viele Besuchende mit nach Hause nehmen. Nach dem Outdoor-Programm gab es in der Trinkhalle noch DJ-Sets von DJ p.K.one und DJ xBRAYNE. Die „Pride Aftershow: Salzkammerqueer hosted by Wirtshauslabor“ fand im Rahmen der Kulturhauptstadt statt und ergänzte das ansonsten ehrenamtlich und ausschließlich aus privaten Spenden und Sponsoring finanzierte Programm.
Viel Unterstützung und auch Offenheit
Überwiegend positiv wurde die Salzkammerpride von Seiten der Bevölkerung Bad Ischls aufgenommen. Von Jung bis Alt, ganz bunt war die Teilnehmerschaft. Neben Personen, die bei der Parade mitmarschierten, gab es am Straßenrand auch zahlreiche Zuschauende. Ischler Geschäftsleute kamen aus Geschäften, als die Parade an ihnen vorbeizog. Besonders erfreulich waren auch Anrainer, die ihre Balkone dekoriert haben und mit Kuhglocken ihre Unterstützung zeigten.