Ende August verirrte sich ein Fischotter in die Fischzucht der Familie Maier in Schiedlberg. Zwei Tage später brachte ihn Matthias Maier ins Haus. „Er war gleich sehr menschenbezogen“, sagt Ursula Maier, die das 1,3 Kilogramm schwere Tier „Günther“ ruft. „Günther schläft in unserem Badezimmer natürlich mit Badewanne, am Tag ist er im Haus unterwegs. Er bevorzugt derzeit Lachsforellenfilet ohne Haut. Er entwickelt sich prächtig.“
Mittlerweile gehen die Maiers mit ihm in der Fischzucht spazieren. „Er rennt nach wie ein kleiner Hund. Er darf auch in unseren Fischbecken schwimmen. Im Anschluss liebt er das trockenrubbeln mit einem Handtuch. Er ist sehr kuschelbedürftig.“
Günther ist nicht das einzige Wildtier, das in der Fischzucht Maier ein Zuhause gefunden hat. „Unser Rehbock Franzl hat sich im Vorjahr in einen unserer Teiche verirrt. Er wurde mit der Flasche aufgezogen. Da ein Auswildern nicht möglich ist, darf er in unserem Gehege leben“, berichtet Ursula Maier. Günther darf natürlich auch bleiben. „Wenn er größer ist, bekommt er seinen eigenen Teich.“
Es sei ein Privilieg und eine sehr schöne Aufgabe, Wildtiere großzuziehen, sagt Maier. Sie ist sich der Problematik bewusst, dass ein Otter großen Schaden anrichten kann. „Es ist ein sehr emotionales Thema. Es kann wirtschaftlich sehr schlimm sein. Wir verstehen auch, dass es eben aus diesen Gründen belächelt wird und schwer nachvollziehbar ist, dass wir als Fischzüchter und Jäger einen Otter großziehen.“ Der Lebensraum des Otters ist eingeschränkt und so kommt es vermehrt zu Kontakt zwischen Menschen und Tier, was zu Problemen führt.