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Nationalpark Kalkalpen in Oberösterreich: Direktor Josef Forstinger spricht über Ziele und Herausforderungen

Forstinger legt in seiner Arbeit den Fokus auf den Naturschutz und das Zulassen von dynamischen Prozessen. Foto: Weihbold

03.07.2023

Regionale Vereine und Interessensgruppen werden in die Kommunikation stärker eingebunden, in Kooperation mit Schulen in der Region wird investiert

Seit genau einem halben Jahr ist Josef Forstinger Direktor des Nationalparks Kalkalpen. Im Interview spricht er über seine ersten 180 Tage im Amt, Ziele und künftige Herausforderungen.

Wie sieht Ihre Zwischenbilanz nach den ersten sechs Monaten aus?

Forstinger:
Eines unserer Hauptziele ist es, mit dem Nationalpark in der Region noch besser anzukommen. Wir bekommen teilweise leichter Gäste aus Berlin oder Wien als aus Steyr oder Kirchdorf. Wir müssen unsere Ziele und Inhalte in der Region noch besser vermitteln und da sind wir bereits auf einem guten Weg.

Was wird genau dafür getan?

Wir binden regionale Vereine und Interessensgruppen viel stärker in unsere Kommunikation ein. Zudem intensivieren wir die Kooperationen mit Schulen aus der Region. Seit dieser Woche ist das BRG Kirchdorf als erstes Gymnasium eine unserer Partnerschulen.

„Es gibt seit 2018 keinen Nachwuchs und wir müssen aufpassen, dass unsere Luchspopulation nicht aus der Zeugungsfähigkeit herausfällt.”

Insgesamt sind es nun schon acht. Inhalte des Nationalparks werden in diesen Schulen im normalen Unterricht vermittelt und so kommen wir auch in die Familien. Denn die Kinder sagen sich nach der Schule, das ist auch was für meine Eltern.

Wie wollen Sie sich noch stärker in den Nationalparkgemeinden verankern?

Wir stehen hier in Kontakt zu den Bürgermeistern der Gemeinden und entwickeln auch Spezialangebote für diesen lokalen Markt.

Wie sieht es mit der geplanten Erweiterung des Nationalparks aus? 

Es gibt einen gesetzlichen Beschluss der Landesregierung vor 26 Jahren, den Nationalpark um den Bereich Haller Mauern und Totes Gebirge zu erweitern. Unsere Eigentümer sind einerseits das Land Oberösterreich, andererseits der Bund. Es gibt nun eine Empfehlung des Rechnungshofes, zuerst den Nationalpark zu konsolidieren und dann die Erweiterung anzugehen. Es ist ein langfristiges Projekt. Tatsache ist, dass Bundesministerin Gewessler erst vergangenes Jahr eine internationale Vereinbarung unterschrieben hat, dass künftig 30 Prozent des Bundesgebiets streng geschützte Landgebiete sein müssen. Und um das zu erreichen, gibt es in Österreich erheblichen Handlungsbedarf.

Wird das Nationalpark-Hotel Villa Sonnwend verpachtet?

Eine Empfehlung des Rechnungshofes war auch, die Villa Sonnwend zu verpachten. Der Abgang aus diesem Betrieb wurde bis jetzt aus öffentlichen Mitteln bestritten, was sich durch die Verpachtung ändern soll. Wir sind mitten im Prozess. Interessenten können sich bis 20. August melden. Ziel muss es sein, mit dem künftigen Partner gemeinsam die Inhalte des Nationalparks zu transportieren.

Was passiert mit dem Luchsprojekt im National park?

 Unser Ziel ist es, eine funktionierende Luchspopulation aufzubauen, die sich von selbst reproduziert und nicht von außen Tiere zugeführt werden müssen. Leider gab es dabei immer wieder Rückschläge. Seit vergangenem Herbst ist Aira, unser Luchsweibchen, in keiner Fotofalle mehr aufgetaucht. Dazu kommt, dass Luchsmännchen Lakota zwar dominant, aber leider nicht zeugungsfähig ist. Deshalb haben wir im vergangenen Dezember mit Norik einen weiteren Luchs freigesetzt. Es gab seit 2018 keinen Nachwuchs und wir müssen aufpassen, dass die Population nicht aus der Zeugungsfähigkeit herausfällt. Wir wollen deshalb ein weiteres Weibchen freisetzen. Es gibt derzeit aber einige Luchsprojekte. Die Nachfrage nach Luchsen ist größer als das Angebot. Ein Luchs hat ein Revier von 40 bis 300 Quadratkilometern. Wir haben 200 Quadratkilometer. So brauchen wir auch in den benachbarten Schutzgebieten Gesäuse und Wildnisgebiet Dürrenstein Wiederansiedlungsprojekte.

Wie läuft die Planung im Nationalpark für 2024? 

Wir wollen mit unserem Programm neue Akzente setzen. Gerade für den Winter müssen wir neue Angebote erarbeiten. Wenn es aufgrund von Schneemangels bis Ende Jänner unmöglich ist, Schneeschuhwandern anzubieten, ist es schwierig. Aber wir werden uns auch hier gut aufstellen.

ZUR PERSON

Seit 1. Jänner 2023 ist Josef Forstinger neuer Chef im Nationalpark Kalkalpen. Er ist Diplomingenieur der Agrarwissenschaft und bringt mehr als zwanzig Jahre Berufserfahrung im Bereich Naturschutz im Land Oberösterreich mit. Der 56-jährige Marchtrenker wird Österreichs einzigen Waldnationalpark aktiv weiterentwickeln.