Der digitale Wandel macht auch vor Lehrberufen nicht halt. Seit 2018 gibt es den Lehrberuf Applikationsentwicklung - Coding. Während der vierjährigen Ausbildung erlernen die angehenden IT-Spezialistinnen und IT-Spezialisten, wie sie nach Kundenanforderung Apps und Softwareanwendungen für Computer, Smartphones und Tablets programmieren. Auch das Testen der Apps und die Erstellung technischer Dokumentationen zu den erstellten Computerprogrammen gehören zum Inhalt. Persönliche Voraussetzungen für diesen Lehrberuf sind logisch-analytisches Denken, selbstständiges Arbeiten und generelle Lernfähigkeit.
Gute Verdienstmöglichkeiten
Angehende Applikationsentwicklerinnen und -entwickler können im ersten Lehrjahr laut AMS mit einem Lehrlingsgehalt ab 638 Euro rechnen, das bis zum vierten Lehrjahr auf bis zu 2155 Euro ansteigt (unterschiedlich je nach Ausbildungsbetrieb und Branche). Nach der Lehre beträgt das Einstiegsgehalt bis zu 2290 Euro brutto.
Da die Nachfrage nach IT-Fachkräften bereits jetzt hoch ist und künftig weiter steigen wird, sind die Berufsaussichten für Applikationsentwickler sehr gut. Mit absolvierter Lehre können zum Beispiel Berufe wie Programmierer, Software-Entwickler, IT-Techniker oder Applikateur ausgeübt werden.
Auch eine Spezialisierung und Höherqualifizierung über verschiedenste Wege, wie zum Beispiel berufsspezifische Fachakademien, ist nach der Lehre möglich. Die Berufsreifeprüfung ebnet den Zugang zum Informatikstudium.
Betriebsinterne Ausbildung
Auch beim Linzer Unternehmen Keba setzt man seit 2020 mit dem neuen Lehrberuf Applikationsentwicklung - Coding einen wichtigen Schritt in Richtung Zukunft. Mit der betriebsinternen Ausbildung in MINT-Berufen (alle Berufsbilder, die sich unter den Begriffen Mathematik, Informatik, Natur- und Ingenieurwissenschaft und Technik einordnen lassen) will man dem in diesem Bereich besonders ausgeprägten Fachkräftemangel entgegentreten. „Mehr als 60 Bewerbungen haben wir in den letzten Monaten allein für die Lehre Applikationsentwicklung - Coding erhalten“, sagt Lehrlingsverantwortliche Daniela Drasl.„Wir freuen uns sehr über das große Interesse, denn als innovatives Unternehmen im Automatisierungsbereich werden wir künftig genau diese Fachkräfte brauchen. Dank engagierter Kollegen, die sich um die Betreuung kümmern, können wir ab sofort insgesamt acht Lehrlinge in diesem Bereich sowie zwei im Lehrberuf IT-Systemtechnik ausbilden.“
Onboarding für Lehrlinge
Aufgrund ihres jungen Alters brauchen Lehrlinge einen anderen Einstieg ins Unternehmen als erfahrenere Mitarbeitende. Drasl erklärt, wie man im Unternehmen auf die Bedürfnisse der Jugendlichen eingeht: „Unsere Lehrlinge starten mit einem speziell auf sie zugeschnittenen Onboarding-Programm, bei dem sie in Seminaren und Workshops vier Monate lang Input zu verschiedensten Themen rund ums Arbeiten bei uns erhalten.“
Soziale Bildung
Neben der fachlichen Ausbildung wird aber auch nicht auf soziale Komponenten vergessen, etwa durch gemeinsame Ausflüge, eigene Vertrauenspersonen oder einen Gesundheitstag, an dem sich die Lehrlinge mit den Themen Ernährung, Psyche und Sucht auseinandersetzen.
In einem anderen Punkt ist dem Unternehmen allerdings wichtig, keinen Unterschied für Lehrlinge zu machen. „Wir legen Wert darauf, unsere Lehrlinge sofort als vollwertige Mitglieder in die Teams aufzunehmen und sie gut in die Arbeitsprozesse zu integrieren“, führt Gerhard Luftensteiner, CEO der Keba Gruppe, aus. „Das Zusammenarbeiten auf Augenhöhe und dass wir unseren Lehrlingen früh Verantwortung, aber auch Gestaltungsfreiraum übertragen, schätzen die Jugendlichen und stimmt mit den Wertevorstellungen vieler junger Arbeitnehmer überein.“