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Für dieses Sonderthema der OÖNachrichten wurden gemäß § 26 MG Kostenbeiträge geleistet.

Der gute persönliche Kontakt zu Menschen ist für viele ein attraktiver Aspekt am Pflegeberuf. Foto: pexels.com

12.10.2023

Pilotprojekt in Vorbereitung: Neuartige Form der Lehrausbildung wird geschaffen, um mehr Arbeitskräfte in der Pflege zu gewinnen.

In der Pflege herrscht enormer Personalmangel und die Zahl der Pflegebedürftigen steigt ständig. Vielfach können Betten nicht belegt werden, weil zu wenig Personal da ist.

Die Bundesregierung hat im Rahmen der Pflegereform zwei Maßnahmen im Kampf gegen den aktuell hohen Personalmangel ins Leben gerufen: die Einführung einer Pflegelehre und das Pflegestipendium für Menschen, die eine Pflegeausbildung absolvieren. Mit der Pflegelehre schafft der Bund eine neuartige Form der Pflegeausbildung.

Der Lehrberuf wird vorerst pilotmäßig als Ausbildungsversuch eingerichtet und sieben Jahre nach Inkrafttreten wissenschaftlich evaluiert. In Oberösterreich laufen derzeit die Vorbereitungen, einen Starttermin gibt es noch nicht. Fix ist: Bei der Pflegelehre gibt es zwei Varianten, eine vierjährige mit Abschluss als Pflegefachassistenz sowie eine dreijährige, die mit einem Lehrabschluss als Pflegeassistenz endet. Diese Qualifikation soll laut Ministerium den Zugang zur Ausbildung zur diplomierten Gesundheits- und Krankenpflegerin oder zum diplomierten Gesundheits- und Krankenpfleger an einer Fachhochschule ermöglichen.

Ein weiterer Vorteil: Die Auszubildenden bekommen im Gegensatz zur schulischen Ausbildung ab dem ersten Tag ein garantiertes Lehrlingseinkommen. So sollen zum Beispiel Lehrlinge im vierten Lehrjahr ein Mindesteinkommen von 1500 Euro pro Monat erhalten. Ausbildungsbetriebe, die die Pflegelehre anbieten, dazu zählen unter anderen Pflegeeinrichtungen und Pflegeheime, erhalten die betriebliche Lehrstellenförderung, wie das auch bei jeder anderen Lehrausbildung üblich ist.

Schweiz als Vorbild

„Zentrales Thema ist, junge Menschen zu begeistern, dass sie in den Pflegeberuf einsteigen. Mit der Pflegelehre gelingt uns das niederschwellig und bereits in jungen Jahren“, sagt Sozial-Landesrat Wolfgang Hattmannsdorfer.

In der Schweiz ist die Pflegelehre laut Hattmansdorfer der drittbeliebteste Lehrberuf, mit 4500 Lehrlingen pro Jahr. Dort wurde bereits 2004 das Berufsbildungsgesetz geändert und eine eigene betriebliche Ausbildung in der Pflege eingeführt.

In Österreich konnte man sich bisher in den Schulen für Gesundheits- und Krankenpflege zum Pflegeassistenten beziehungsweise -fachassistenten ausbilden lassen. Die Ausbildung dauerte ein beziehungsweise zwei Jahre, konnte aber erst mit 17 Jahren begonnen werden.

Seit 2020 gibt es zudem höhere und mittlere Schulen für Pflegeberufe, in denen man während der Schulzeit Praktika in Krankenhäusern und Pflegeheimen absolvieren konnte.

Junge für Pflege gewinnen

Eine oberösterreichische Studie hat gezeigt, dass man junge Menschen durchaus für den Pflegeberuf gewinnen kann. Für mehr als ein Viertel ist ein Pflegeberuf in der Altenarbeit zumindest sehr beziehungsweise eher attraktiv (27 Prozent). Rund ein Viertel der Jugendlichen hat grundsätzliches Interesse am Pflegeberuf (23 Prozent, mit den Noten fünf bis sieben auf siebenteiliger Skala). Das entspricht im weitesten Sinne einem Fachkräftepotenzial von rund 44.000 Personen in Oberösterreich.

Der Aspekt, „dass man in seinem Beruf Gutes tut und anderen hilft“, wird von 72 Prozent der Interessierten sehr stark mit dem Pflegeberuf verbunden. Attraktiv am Pflegeberuf finden die Teilnehmer der Studie auch, dass man einen guten persönlichen Kontakt zu anderen Menschen hat (71 Prozent) und der Arbeitsplatz sicher ist (68 Prozent). Die Studie wurde im Auftrag des Landes und der Soziales Netzwerk GmbH durchgeführt.

Heftige Kritik an Pflegelehre

Seit Bekanntwerden der Einführung der Pflegelehre gibt es von vielen Seiten Kritik. Branchenvertreter befürchten eine Überforderung der Jugendlichen sowie eine verstärkte Überlastung des aktuellen Personals. Eine weitere Beanstandung: Für Tätigkeiten an Patienten ist ein Mindestalter von 17 Jahren vorgesehen, eine Lehre beginnt man meist schon mit 15 Jahren. Erst mit 17 Jahren sollen Jugendliche Schritt für Schritt an pflegerische Tätigkeiten herangeführt werden. In den ersten Lehrjahren können die Lehrlinge bestenfalls als patientenferne Hilfskräfte eingesetzt werden.

Für dieses Sonderthema der OÖNachrichten wurden gemäß § 26 MG Kostenbeiträge geleistet.