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Für dieses Sonderthema der OÖNachrichten wurden gemäß § 26 MG Kostenbeiträge geleistet.

Eine Berufsorientierung für Jugendliche ist wichtig. Foto: pexels.com

23.02.2023

Als gute Vorbereitung für den Lehrberuf oder als Abschluss der Schulpflicht fungieren die Polytechnischen Schulen oft als wichtiges Bindeglied zum weiteren individuellen Werdegang.

Die Polytechnische Schule schließt an die 8. Schulstufe an und umfasst eine Schulstufe. Die Schülerinnen und Schüler werden im 9. oder in einem freiwilligen 10. Schuljahr durch Vertiefung der Allgemeinbildung, Berufsorientierung und Berufsgrundbildung auf das weitere Leben - insbesondere auf das Berufsleben - vor bereitet.

Eine Orientierungsphase am Anfang des Schuljahres und Berufsorientierung als Unterrichtsprinzip bieten vielfältige Möglichkeiten zum Kennenlernen der Berufswelt. Durch Betriebs- und Berufserkundungen in Lehrwerkstätten und außerschulischen Institutionen sowie durch berufspraktische Tage, wie der Schnupperlehre in Betrieben, wird die Berufswahl unterstützt.

Spezialisierung in Fachbereichen

Die Berufsgrundbildung wird in Fachbereichen (Wahlpflichtgegenständen) angeboten. Sie entsprechen groBen Berufsfeldern der Wirtschaft, wobei grundlegende Fähigkeiten, Fertigkeiten und Kenntnisse (Schlüsselqualifikationen) erworben werden.

Handlungs- und praxisorientiertes Lernen fördert die individuellen Begabungen und Lernmotivation der Schüler. Aus den folgenden sieben Fachbereichen kann je nach beruflichen Interessen und Neigungen gewählt werden: Metall, Elektro, Holz, Bau, Handel-Büro, Dienstleistungen, Tourismus. Im Rahmen der Schulautonomie können auch neue Fachbereiche wie Mechatronik und Gesundheit/Soziales angeboten werden.

In den allgemeinbildenden Pflichtgegenständen wie Berufsorientierung und Lebenskunde, Politische Bildung und Wirtschaftskunde, Deutsch, Lebende Fremdsprache, Mathematik, Naturkunde und Ökologie, Gesundheitslehre, Bewegung und Sport, wird eine vertiefende Allgemeinbildung angeboten.

Durch den Unterricht im Ausmaß von 32 Wochenstunden werden grundlegende berufliche Kenntnisse und Fertigkeiten erworben, um sich für den Übertritt in die Lehre sowie für den Übertritt in weiterführende Schulen bestmöglich zu qualifizieren.

Schulautonom stundenausmaß kann das Wochenim Wahlpflichtbereich und in den allgemeinen Pflichtgegenständen Interessen der Schüler angepasst werden.

In integrativen Klassen Schulpflicht vollenden

Die Polytechnische Schule wird entweder als selbstständige Schule oder in organisatorischem Zusammenhang mit einer allgemeinbildenden Pflichtschule geführt. Die Schüler erwerben bei positivem Abschluss der Polytechnischen Schule das Recht, in die 2. Klasse einer berufsbildenden mittleren Schule gleicher Fachrichtung (mindestens 15 Wochenstunden im gewählten Fachbereich) oder ohne Aufnahmeprüfung in die 1. Klasse einer berufsbildenden höheren Schule überzutreten.

Zur Beendigung ihrer Schulpflicht haben Schüler mit sonderpädagogischem Förderbedarf seit 2012 die Möglichkeit, an einer Polytechnischen Schule oder an einer einjährigen Haushaltungsschule in integrativen Klassen ihre Schulpflicht zu beenden.

In Integrationsklassen an der Polytechnischen Schule kommt für die Jugendlichen der Lehrplan des Berufsvorbereitungsjahres Gänze oder teilweise entweder zur zur Anwendung.

Die Jugendlichen sollen befähigt werden, persönliche Lebens- und Berufsperspektiven zu entwickeln, betriebliche Arbeit aus der Sicht der Arbeitnehmer ebenso wie aus der Sicht der Arbeitgeber kennen und einschätzen zu lernen.

So kann es weitergehen

Für Absolventen einer Polytechnischen Schule bestehen unter anderem folgende Möglichkeiten:

- Mit der PTS wird in der Regel die 9-jährige Schulpflicht erfüllt. PTS-Abgänger können somit die Ausbildung in einem Lehrberuf beginnen.

- Nach einem positiven Abschluss können Jugendliche in die 2. Klasse einer berufsbildenden mittleren Schule gleicher Fachrichtung einsteigen und ohne Aufnahmeprüfung die 1. Klasse einer berufsbildenden höheren Schule besuchen. Auch der Einstieg in eine höhere Schule allgemeinbildende (AHS) ist möglich.

- Für Schüler mit sonderpädagogischem Förderbedarf besteht die Möglichkeit der integrativen Berufsausbildung.


Mangelberufsliste 2023 lang wie nie zuvor

Der Fachkräftemangel in Österreich spiegelt sich in der Liste der Mangelberufe wider. Längste regionale Liste in Oberösterreich.

Die Mangelberufsliste ist für 2023 die bisher umfangreichste. Sie beinhaltet 100 bundesweite und 58 regionale Berufe. Für diese Berufe gibt es erleichterte Zulassungsvoraussetzungen für den Erhalt der Rot-Weiß-Rot-Karte und damit Zugang zum Arbeitsmarkt.

Bis Ende Oktober 2022 wurden 1890 Rot-Weiß-Rot-Karten für Mangelberufe ausgestellt, mehr als doppelt so viele wie im Vergleichszeitraum 2021 mit 938. Vor allem im Oktober, nach der Reform, die zu einer einfacheren und schnelleren Ausgabe der Karten führte, stieg die Nachfrage.

Längste regionale Liste in OÖ

Neu auf der Bundesliste für Mangelberufe sind laut Ministerium etwa Elektromechaniker, Diplomingenieure für das Bauwesen und Speditionsfachleute.

Auf der Liste stehen auch Buchhaltung, physikalisch-technische Sonderberufe und nicht diplomiertes Krankenpflegepersonal.

Die Liste der regionalen Mangelberufe führt Oberösterreich mit 44 länderspezifischen Berufen an, gefolgt von Salzburg (26), der Steiermark (17), Tirol und Vorarlberg mit jeweils zwölf und Niederösterreich mit sieben. In Wien gibt es lediglich zwei und im Burgenland sowie in Kärnten jeweils nur einen Mangelberuf.

In Oberösterreich fehlen beispielsweise VersicherungsvermittlerInnen, wissenschaftliche StatistikerInnen, HändlerInnen und VerkäuferInnen von Textil- und Bekleidungswaren sowie auch von Fahrzeugen, FriseurInnen und Maskenbildnerlinnen, MaschinistInnen, KosmetikerInnen, GärtnerInnen, IsoliererInnen, Reiseund Fremdenverkehrsfachleute, Chemiearbeiterinnen und viele mehr. Die komplette Liste ist online unter www.migration.gv.at abrufbar.

Für den Tourismus sei die Rot-Weiß-Rot-Karte jedoch nur bedingt geeignet, teilte die Wirtschaftskammer Österreich in einer Aussendung mit. Zu Beginn der Wintersaison habe sich die Situation am touristischen Arbeitsmarkt zugespitzt. Zwar habe es in Hotellerie und Gastronomie im Oktober mit 198.826 Beschäftigten um 2,8 Prozent mehr gegeben als im Vergleichsmonat 2019. Allerdings seien 40 Prozent davon nur in Teilzeit tätig.

Ab wann ist ein Beruf ein Mangelberuf?

Die Mangelberufsliste wird jedes Jahr länger. Jedes Jahr veröffentlicht das Bundesministerium für Arbeit gegen Jahresende die Fachkräfteverordnung und mit ihr die sogenannte Mangelberufsliste für das folgende Jahr. In den vergangenen Jahren ist diese Liste immer länger geworden.

Mangelberufe sind jene Berufe, in denen innerhalb eines Jahres weniger als 1,5 Arbeitsuchende pro offene Stelle zur Verfügung standen. Ist das der Fall, dürfen Unternehmen für diesen Beruf Arbeitskräfte aus Drittstaaten - also außerhalb von Europa - anwerben. Aber auch Berufe mit besonderem Bedarf können in die Liste aufgenommen werden.

Die regionale Mangelberufsliste berücksichtigt dabei nur das jeweils eigene Bundesland; es ist also egal, wie viele Arbeitsuchende es für einen bestimmten Beruf in den restlichen Bundesländern gibt.

Voraussetzung für die Anwerbung aus Drittstaaten ist, dass die einwanderungswillige Fachkraft ein konkretes Arbeitsplatzangebot in Österreich vorweisen kann und eine Mindestpunktezahl aufgrund verschiedener Kriterien (Berufserfahrung, Deutsch- oder Englischkenntnisse, Alter) erreicht.

Erweiterung ist keine Lösung

Die Ausweitung der Mangelberufsliste sowie die Regionalisierung sollen dafür sorgen, dass mehr Menschen aus Nicht-EU-Ländern in Österreich arbeiten können. Das betrifft oft Branchen, in denen Arbeitsbedingungen und Bezahlung bisher dazu führ(t)en, dass niemand die angebotenen Jobs machen will. Anders lässt sich nicht erklären, dass beispielsweise Tausende Arbeitsuchende aus dem Bereich Gastronomie oder Pflege kommen, dort aber gleichzeitig überdurchschnittlich viele Stellen Monate lang nicht besetzt werden können.

Die ständige Ausweitung der Mangelberufsliste wird das Problem also nicht lösen. Solange Betriebe nicht dazu bereit sind, den zukünftigen Arbeitnehmenden eine gute Arbeit zu bieten, wird das Problem nur verschoben. Es geht darum, die Löhne und Gehälter zu erhöhen, attraktive und planbare Arbeitszeiten anzubieten sowie die Vereinbarkeit von Familie und Beruf zu ermöglichen. Außerdem geht es um Weiterbildungs- und Weiterentwicklungsmöglichkeiten, mehr Freizeit, aber auch leistbares Wohnen in der Region, in die die Menschen übersiedeln sollen. Die Betriebe, die das schon erkannt haben, haben kein Rekrutierungsproblem. Dazu kommt die fehlende Ausbildungsbereitschaft vieler Betriebe, die sich jetzt auf das Fachkräfteangebot auswirkt. Jahrelang ging die Zahl der Lehrstellen zurück. Dass jetzt wieder vermehrt ausgebildet wird, ist langfristig der richtige Weg, wird das akute Problem aber auch nicht lösen.

Die Mangelberufsliste hat den Fachkräftemangel also bisher nicht gelöst und wird sie auch in Zukunft nicht. ,,Der bessere Weg wäre, das Potenzial der Arbeitskräfte, das bereits im Land ist, zu nutzen. Man müsste ihnen nur die Chance geben", sagt ÖGB-Vizepräsidentin Korinna Schumann. ,,Es ist absurd, einerseits um Fachkräfte aus dem Ausland zu buhlen, und andererseits Menschen, die bereits in Österreich sind und arbeiten möchten, wieder wegzuschicken", so Schumann. Sie erinnert auch an das Entsetzen vieler Unternehmen, die ihre gut ausgebildeten Lehrlinge verloren haben, weil diese nach der Ausbildung in ihre Heimatländer abgeschoben wurden.

Für dieses Sonderthema der OÖNachrichten wurden gemäß § 26 MG Kostenbeiträge geleistet.