Im Jahr 2012 gab es in Österreich 125.228 Lehrlinge, bis 2016 sank die Zahl auf 106.950 und ist seither stabil, 2022 waren es 108.085 Auszubildende. Verglichen mit 1980 ist es aber nur ein wenig mehr als die Hälfte, vor gut 40 Jahren wurden noch 194.000 Lehrlinge gezählt.
Hochburg der Lehrlingsausbildung ist wieder Oberösterreich mit aktuell knapp 23.000 Personen. Den stärksten Zuwachs bei den Lehrlingen verzeichneten in diesem Jahrtausend IT-Jobs.
Meiste Lehrlinge im Handel
Die meisten Lehrlinge gibt es bei und Büro/Handel/Finanzen Maschinen/Fahrzeuge/Metall mit jeweils rund 27.500 Beschäftigten. Zum Vergleich: Beim Umwelt/Energie/Rohstoffe sind es nicht einmal 300, geht aus dem aktuellen Forschungsbericht des Instituts für Bildungsforschung (ibw) hervor.
Stark rückläufig ist die Zahl der Lehrbetriebe. Gab es 2002 noch 37.216, waren es 2022 um ganze 10.000 Betriebe weniger, die ausbildeten. Nur mehr 14 Prozent aller Arbeitgeberbetriebe bilden aus, führend ist die Industrie vor Banken und Versicherungen. Deutlich unterm Schnitt ist beispielsweise der Tourismus und die Freizeitwirtschaft.
Rückgang in Gastronomie
Auffallend ist auch das nachlassende Interesse der Jugendlichen im Bereich Tourismus und Gastronomie, der den deutlichsten Rückgang bei allen großen Lehrberufen verzeichnete. So ist die Zahl der Lehrlinge in 15 Jahren um über 8000 zurückgegangen, während es im Bereich Informatik knapp 5000 Jobs mehr wurden.
Im Vorjahr meldeten sich 41 Prozent der 15-Jährigen für eine Lehre, damit hat es in den vergangenen 20 Jahren kaum eine Änderung gegeben. Allerdings ist das Alter der Lehrlinge angestiegen, inzwischen ist der Großteil der Lehrlinge im 1. Lehrjahr knapp 17 Jahre alt.
Interessant ist auch ein Blick, aus welchem Schulsystem die Lehrlinge kommen. Im Vorjahr haben 31 Prozent von ihnen eine Polytechnische Schule besucht. Es folgte die Mittelschule mit 15 und die berufsbildende mittlere Schule mit 13 Prozent. Beachtlich ist der Unterschied zwischen Österreich und Deutschland bei den Lehranfängern mit Matura. Waren es in Österreich im Vorjahr nur 3,2 Prozent, so waren es in Deutschland fast 30 Prozent.
Zwei Drittel sind Männer
Beim Blick auf die Geschlechterverteilung fällt auf, das junge Frauen unterrepräsentiert sind. Sie machen nur 32,5 Prozent der Lehrlinge aus, weil sie weiterführende Schulen bevorzugen. Nach wie vor werden typisch weibliche Lehrberufe gewählt. In die Körperpflege- und im Schönheitsbereich sind 86 Prozent der Lehrlinge weiblich, aber nur 7 Prozent in der Elektrotechnik.
21 Prozent der weiblichen Lehrlinge entscheiden sich für den Einzelhandel, gefolgt von Bürokauffrau und Friseurin. Bei den Männern stehen Elektro- und Metalltechnik ganz oben auf der Wunschliste (jeweils 12 Prozent), knapp gefolgt vom Kraftfahrzeugtechnikern.
18 Prozent brechen ab
Wie schaut es mit den Lehrabbrüchen aus? Diese lagen 2012 bei 16 Prozent, zuletzt waren es gut 18 Prozent. Die mit Abstand meisten Lehrabbrüche finden in den ersten drei Monaten statt.
Die Studie des Instituts für Bildungsforschung in der Wirtschaft ist auch ein klarer Auftrag an die Schulen. Als größte Herausforderung für die Ausbildner gilt die geringe Qualifikation der Mitarbeiter, erst an zweiter Stelle folgt die zu geringe Zahl an Bewerbern und an dritter Stelle steht bereits die Ablenkung durch das Handy. Weit unten angesiedelt sind hingegen mangelnde Deutschkenntnisse der Lehrlinge.
Die Studie des ibw beleuchtet auch den Migrationshintergrund der Lehrlinge. Lag der Anteil mit nicht österreichischer Staatsbürgerschaft 2012 noch bei 8,7 Prozent, sind es nun 14,4 Prozent. In Wien liegt der Anteil bei 27,7 Prozent. Die meisten ausländischen Lehrlinge kommen aus Deutschland.