Während in einigen europäischen Ländern wie Griechenland oder Italien bereits ein Handyverbot an Schulen gilt und ein solches in der Steiermark für Volks-, Mittelschulen und AHS-Unterstufen geplant ist, hat Bildungsminister Martin Polaschek (VP) stets für individuelle Lösungen am Standort plädiert. In einem aktuellen Flyer wird Schulen nun eine Reglementierung empfohlen. Auch Schülervertretung und Experten plädieren dafür.
Die Schule muss Schülerinnen und Schülern durch gezielten Einsatz im Unterricht zeigen, wie man Mobiltelefone sinnvoll nutzen kann. Gleichzeitig gilt es, Risiken und Gefahren - etwa Auswirkungen auf die Konzentrationsfähigkeit, ungeschützter Zugang zu Gewalt oder Pornografie, Fake News oder soziale Vereinsamung durch Social Media - zu thematisieren, heißt es in den Empfehlungen des Ministeriums.
Handy in der „Garage“ parken
Während das Handy mit Anleitung des Lehrpersonals ein„nützliches Unterrichtsmittel“ zur Wiederholung des Stoffs, zum Verstehen komplexer Inhalte, zum Recherchieren und kritischen Hinterfragen von Informationen sein kann, soll die Unterrichtszeit laut Ministerium dennoch „grundsätzlich eine handyfreie Zeit“ sein. An vielen Schulen gibt es deshalb laut Ressort„Handygaragen“, in denen Mobiltelefone während des Unterrichts ausgeschaltet oder im Flugmodus verwahrt werden. Zur Reglementierung der Handynutzung werden vom Ministerium neben der Hausordnung Klassenverträge vorgeschlagen, die gemeinsam mit den Schülerinnen und Schülern erarbeitet werden. Wird der Unterricht durch Handys gestört, können diese laut Schulordnung bis zum Ende der Stunde von der Lehrkraft abgenommen werden. In den Empfehlungen wird außerdem dafür plädiert, Handyauszeiten zu fördern. Der richtige Umgang mit dem Handy„verdient Anerkennung“.
Aufklärung wichtig
„Natürlich braucht es in jeder Schule eigene Regeln“, sieht auch Bundesschulsprecherin Mira Langhammer von der ÖVP-nahen Schülerunion die Bildungseinrichtungen in der Pflicht. Diese müssten allerdings so ausdiskutiert werden, dass sie für alle passen und sich auch je nach Altersklasse unterscheiden. Gleichzeitig fordert sie Aufklärung durch die Schule: „Unserer Meinung nach dürfen Handys in Schulen kein Tabuthema werden, genau im Gegenteil.“
In den Volksschulen kann man aus Langhammers Sicht generell die Finger von Smartphones lassen. In der Mittelschule und AHS-Unterstufe sollte das Verbot gelockert werden, indem Handys etwa von den Lehrpersonen in den Unterricht eingebaut werden. Die Jugendlichen„brauchen aber sehr wohl klare Regeln, die man sich je nach Schulstandort ausmachen muss“, betont Langhammer. So kann etwa ausgemacht werden, dass die Handys untertags ausgeschaltet in der Schultasche bleiben.
In den berufsbildenden mittleren und höheren Schulen, der AHS-Oberstufe und den Berufsschulen appelliert die Bundesschülervertretung allerdings an die Eigenverantwortung der jungen Leute. Sie sollen Mobiltelefone in den Pausen so viel verwenden können, wie sie es für sinnvoll halten, und im Unterricht selbstständig zur Seite legen.
Regeln für Klassenchats
Für eine Regelung der Handynutzung an Schulen plädieren auch die Expertinnen und Experten von Saferinternet. Seitdem Schülerinnen und Schüler in der Sekundarstufe 1 digitale Endgeräte bekommen und Handys nicht mehr als digitale Hilfsmittel im Unterricht benötigt werden, haben laut der Organisation schon jetzt viele Schulen Regelungen eingeführt, die einem Verbot nahekommen.
Selbst bei einem kompletten Handyverbot muss es laut Saferinternet Regeln für die von der Klasse genutzten Onlineräume wie Chatgruppen geben, etwa eine Abmachung, wer bei unangenehmen Situationen eingreift oder wenn illegale Inhalte geteilt werden. Derzeit gibt es solche Online-Klassensprecher oder -sprecherinnen noch nicht oder kaum.