Der MINT-Bereich - Mathematik, Informatik, Technik und Naturwissenschaften - hat beruflich vieles zu bieten. Es gibt nicht nur eine große Bandbreite an Karrieremöglichkeiten und gut bezahlte Jobs, es handelt sich zudem häufig um Tätigkeiten mit hohem gesellschaftlichen Wert, etwa wenn es um die Bewältigung der Klimakrise oder der Pandemie geht. Gesellschaftliche Herausforderungen und die fortschreitende Digitalisierung führen auch dazu, dass die Nachfrage im MINT-Bereich stetig steigt.
Trotz dieser attraktiven Aussichten gibt es in Österreich zu wenige Menschen, die sich für eine Tätigkeit im MINT-Bereich entscheiden. Vor allem Frauen sind stark unterrepräsentiert. Nur etwa ein Viertel der Beschäftigten sind Frauen. In technisch-geprägten MINT-Berufen, etwa in Informatik oder Maschinenbau, ist der Anteil sogar noch geringer. Diese Tendenz zeigt sich bereits bei Jugendlichen. Bei technisch-gewerblichen Lehrberufen, HTL-Ausbildungen und technischen Studienabschlüssen liegt der Frauenanteil in Oberösterreich ebenfalls unter 25 Prozent.
Oft sind es veraltete Rollenbilder, die junge Frauen von der Wahl eines MINT-Berufs abhalten. Diese gilt es aufzubrechen, und zwar möglichst in jungen Jahren. Dieses Ziel verfolgen in Oberösterreich neue wie altbewährte Initiativen. Sie geben nicht nur Einblicke in die unterschiedlichsten Berufsfelder, sondern ermutigen Mädchen auch dazu, ihr technisch-naturwissenschaftliches Geschick einmal auf die Probe zu stellen oder den eingeschlagenen Weg weiterzuverfolgen. Gelingt es dadurch, mehr Frauen für MINT-Berufe zu begeistern, würden nicht nur die Frauen selbst, sondern auch der Wirtschaftsstandort davon profitieren.
Stiftung MINTality
Relativ neu unter diesen Initiativen ist die Stiftung MINTality, die gemeinsam mit Partnern aus Wirtschaft und Industrie in den kommenden Jahren konkrete Projekte, Maßnahmen und Karriereplanungen für Frauen in technischen Berufen umsetzen will. Die Stiftung soll Lösungen aufzeigen, um den Fachkräftemangel zu bekämpfen, Teams diverser zu machen, Frauen spannende Karrieren in technischen Berufen zu ermöglichen und sie finanziell unabhängiger zu machen. Dazu will die MINTality-Stiftung bestehende Einzelinitiativen bündeln und ein fokussiertes Vorgehen ermöglichen.
Konkret werden dabei fünf Arbeitsschwerpunkte umgesetzt: Erfolgreiche Projekte zur MINT-Förderung von Mädchen sollen vernetzt und unterstützt werden; Maßnahmen für die Pädagogen- und Pädagoginnen-Fortbildung Wissensvermittlung bei der MINT- und Gendersensibilisierung sollen entwickelt werden; Projekte sollen dazu beitragen, Rollenbilder und Stereotypen aufzubrechen; das digitale Lernspiel "Robitopia" aus Oberösterreich soll bundesweit ausgerollt werden; ein Begleitprozess für Mädchen, um sie bei der Auswahl ihres Lehrberufs zu unterstützen, soll aufgesetzt werden.
Lernspiel Robitopia
Mithilfe des digitalen Lernspiels "Robitopia" soll bei Volkschulkindern der dritten und vierten Klassen Interesse an MINT-Themen geweckt werden. Gemeinsam mit dem Roboter "Robi" reisen die Kinder zu Fantasieplaneten, lernen dort verschiedene MINT-Berufstätige kennen und lösen gemeinsam mit ihnen gesellschaftliche Aufgaben. Sie sehen Videos, lesen Texte, lösen Rätsel und erweitern so spielerisch ihr Wissen und ihre Interessen. Um Klischees aufzulösen, wurde auf eine antistereotypische Darstellung der MINT-Berufstätigen geachtet. Lehrkräfte können das Spiel fächerübergreifend (Sachunterricht, Deutsch und Mathematik) in ihren Unterricht integrieren.
Mentoring für HTL-Schülerinnen
60 Mädchen aus den vierten Jahrgängen von oberösterreichischen HTLS nehmen im laufenden Schuljahr an dem Projekt "Mentoring für HTL-Schülerinnen" teil. In Seminaren werden sie auf die spätere technische Berufswelt bzw. ein technisches Studium vorbereitet. Jeder Teilnehmerin wird ein Mentor oder eine Mentorineiner technischen Partnerfirma zugeteilt. Im Sommer können die Mädchen ein mindestens vierwöchiges Praktikum in der Partnerfirma absolvieren.
Seit Langem bewährt: Girls' Day und Power Girls
Im April lädt der Girls' Day Schülerinnen der dritten und vierten Klasse AHS bzw. MS dazu ein, in einen handwerklichen, technischen oder naturwissenschaftlichen Betrieb hineinzuschnuppern. Die Anmeldung zum Girls' Day erfolgt über die Schule.
Der Girls' Day Junior im März richtet sich vorwiegend an Mädchen der dritten und vierten Klasse Volksschule. Bei den Workshops in der Klasse sind auch Buben herzlich willkommen.
Seit 18 Jahren vermittelt das Projekt "Power Girls" Mädchen der Unterstufe einen praxisnahen Einblick in technische und naturwissenschaftliche Berufe. Dazu werden an sechs Schultagen im Jahr unterschiedlichste Workshops im Themenfeld Technik und Naturwissenschaft besucht.