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Beim Landmaschinenhersteller Pöttinger hat die Lehrlingsausbildung eine lange Tradition

Für dieses Sonderthema der OÖNachrichten wurden gemäß § 26 MG Kostenbeiträge geleistet.

Markus Müller Fotos: Landtechnik Pöttinger  

28.01.2021

Im Gespräch: Markus Müller – Leiter gewerbliche Lehrlingsausbildung und Claudia Mayr – Leiterin kaufmännische Lehrlingsausbildung

Seit 60 Jahren bildet der Grieskirchner Landmaschinenhersteller Lehrlinge aus. Viele dieser ehemaligen Lehrlinge bleiben im Betrieb und tragen als Fach- und Führungskräfte zum Erfolg des 150-jährigen Unternehmens bei. Welche Bedeutung hat die Lehrlingsausbildung für Ihr Unternehmen? Markus Müller, Leiter Umwelt und Sicherheitstechnik und gewerbliche Lehrlingsausbildung: „Wir bilden Lehrlinge seit mehr als 60 Jahren aus und sind stolz auf mehr als 1.000 Lehrlinge. Aktuell haben wir 72 Lehrlinge im Betrieb, die wir in 15 verschiedenen Lehrberufen ausbilden. Für die Ausbildung in den gewerblichen Berufen bin ich verantwortlich, die Ausbildung von Lehrlingen in den kaufmännischen Berufen und in den technischen Berufen, die in den Büros ausgeübt werden, liegt in den Händen meiner Kollegin Claudia Mayr. Um die 20 Lehrlinge beginnen jedes Jahr mit einer Ausbildung, rund 80 bis 90 Prozent der Ausgebildeten bleiben in unserem Unternehmen.

In den letzten Jahren wurde für das Image der Lehre sehr viel getan. Spüren Sie eine Veränderung?

Claudia Mayr, Leiterin kaufmännische Lehrlingsausbildung: Das Image der Lehre hat sich in den letzten Jahren stark verbessert. Auch bei uns im Betrieb haben wir viele Initiativen gestartet und vor zwei Jahren in eine neue Lehrwerkstätte investiert.

Mit welchen Initiativen versuchen Sie Lehrlinge zu gewinnen?

Claudia Mayr: Wir haben unsere Bemühungen um Lehrstellenbewerber verstärkt in den Online- Bereich verlagert. Auf unserer Homepage gibt es Videos mit allen Informationen, ebenso sind wir in den sozialen Medien präsent und haben an digitalen Berufsmessen teilgenommen. All dies ersetzt aber reale Kontakte nur eingeschränkt. Üblicherweise haben wir im Herbst ein großes Lehrstellenfestival, das sehr gute Kontakte zu den Jugendlichen und ihren Eltern ermöglicht. Eine ganz wichtige Möglichkeit, um Jugendlichen ihre Berufsentscheidung zu erleichtern, ist das Schnuppern, das jetzt auch nur eingeschränkt möglich ist.

Beim Landmaschinenhersteller Pöttinger hat die Lehrlingsausbildung eine lange Tradition-2
Claudia Mayr Fotos: Landtechnik Pöttinger

Entscheiden die 15-Jährigen selbstständig über ihre Berufswahl oder sehen Sie da einen deutlichen Einfluss der Eltern?

Markus Müller: Das ist ganz unterschiedlich. Hier denke ich vor allem an die Jugendlichen, die einen Bezug zur Landwirtschaft haben. Wir haben auch einige Lehrlinge, die eine Landwirtschaftliche Fachschule absolviert haben und bereits 18 Jahre alt sind, wenn sie bei uns beginnen. Sie wissen natürlich sehr genau, was sie wollen, und haben gute Vorstellungen von den Berufen, die man bei uns erlernen kann.

Wie profitieren Jugendliche von einer Lehrausbildung?

Markus Müller: Im Gegensatz zu einer rein schulischen Ausbildung haben die Jugendlichen die Möglichkeit, sich praktisch zu betätigen. Die Lehrlinge im gewerblichen Bereich starten in unserer eigenen Lehrwerkstätte mit ihrer Ausbildung, im kaufmännischen Bereich beginnt die Ausbildung direkt in den Abteilungen. Noch vor Beginn der Berufsschule bereiten wir die Lehrlinge in unserer Lehrlingsakademie darauf vor, denn der geblockte zehnwöchige Schulbesuch ist oft herausfordernd. Ganz gezielt frischen wir zum Beispiel mithilfe eines externen Trainers die Mathematik- Kenntnisse der Jugendlichen auf. Im kaufmännischen Bereich wird vorab betriebswirtschaftliches Grundwissen vermittelt. Die sozialen Kompetenzen stärken wir normalerweise mittels zweitägiger Trainings außerhalb des Unternehmens. Die Jugendlichen lernen bei uns durch Job-Rotation den gesamten Betrieb kennen. So erfahren sie schnell, welche Arbeiten ihnen gefallen, umgekehrt lernen die Abteilungsleiter auch die Jugendlichen kennen, wodurch sich auch langfristige Perspektiven für die Karriere eröffnen.

Beim Landmaschinenhersteller Pöttinger hat die Lehrlingsausbildung eine lange Tradition-3
Ein Blick in die Lehrwerkstätte bei Pöttinger Foto: Landtechnik Pöttinger

Was erwarten Sie von einem angehenden Lehrling?

Markus Müller: Das Wichtigste ist das Interesse an einem Beruf. Wenn das ausgeprägt ist, kann man auch darüber hinwegsehen, wenn das Zeugnis nicht so perfekt ist. Wir sehen uns die letzten drei bis vier Zeugnisse an und überprüfen ein paar für uns wesentliche Kenntnisse. Diese sind zum Beispiel bei den gewerblichen Lehrlingen Mathematik, Naturwissenschaften und Geometrisches Zeichnen. Entscheidende Bedeutung kommt dem Schnuppern zu. Hier offenbart sich sehr schnell, ob sich die Jugendlichen wirklich interessieren. Für 2021 sind die Bewerbungen im Laufen? Markus Müller: Ja – jetzt ist der Zeitpunkt ideal, um Zukunftspläne zu machen und sich zu bewerben. Die Wünsche, endlich praktisch arbeiten zu können, möglichst rasch eigenes Geld zu verdienen und schnell selbstständig zu werden, motivieren jetzt die jungen Leute, sich um eine Lehrstelle zu bewerben.

Ermöglicht man bei Pöttinger Auslandsaufenthalte für Lehrlinge?

Markus Müller: Dazu haben wir Kooperationen. Jedes Jahr haben Lehrlinge die Möglichkeit, für fünf bis sieben Wochen in ein englischsprachiges Land zu reisen, wobei sich hier durch den Brexit Veränderungen ergeben werden. Die Lehrlinge arbeiten in Firmen mit, müssen sich selbst versorgen und machen einen großen Sprung in ihrer Entwicklung.

Wird Lehre mit Matura gefördert und unterstützt?

Markus Müller: Jedes Jahr gibt es drei bis fünf Lehrlinge, die das nützen. Wir unterstützen sie mit Lernfreistellungen und haben hier sehr gute Erfahrungen.

Bietet Ihr Unternehmen auch eine Ausbildung im Rahmen der Dualen Akademie an?

Markus Müller: Das ist eine gute Idee für alle, die nach der AHS-Matura unschlüssig sind. Wir haben uns für die Duale Akademie im Bereich der Mechatronik vorgemerkt, allerdings noch keinen Lehrling in Ausbildung.

Ihr Unternehmen wurde vor Kurzem ausgezeichnet.

Markus Müller: Ja, wir wurden mit dem „market Quality Award“ ausgezeichnet und dürfen uns zu den TOP-3-Arbeitgebern im Lehrlingsbereich in Oberösterreich zählen. Wir haben uns sehr gefreut, dass das Ansehen unserer Lehrlingsausbildung so hoch ist.

Welchen Rat können Sie jungen Menschen geben, die sich gerade beruflich orientieren?

Markus Müller: Das Wichtigste ist, unterschiedliche Berufe auszuprobieren, also Schnuppertage wirklich zu nützen. Da sollte man auch etwas ausprobieren, was einem nicht so vertraut ist. Wir haben Kooperationen mit Schulen, wo wir uns und unsere Berufe vorstellen. Wir bilden zum Beispiel Blechtechniker und Oberflächentechniker aus. Ein seltener Beruf ist auch der Konstrukteur, da wissen viele gar nicht, dass das ein interessanter Lehrberuf ist. Oder auch der Werkstofftechniker. Das Interesse von Mädchen an technischen Berufen steigt ständig. Wir bilden schon einige Mädchen in gewerblichen Berufen aus.

Gibt es Musterbeispiele für Karriere mit Lehre?

Markus Müller: Es gibt bereits sehr viele Beispiele in unserem Unternehmen. Dazu gehören langjährige Mitarbeiter in Führungsfunktionen, die vor vielen Jahren mit einer Lehre begonnen haben. Wir haben eine eigene Mitarbeiterakademie, deren Angebote gerne genützt werden. Viele machen auch eine Werkmeisterprüfung oder bilden sich im fachlichen Bereich weiter, wie zum Beispiel in der Roboterprogrammierung.

Für dieses Sonderthema der OÖNachrichten wurden gemäß § 26 MG Kostenbeiträge geleistet.