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Was der Amtomat von Keba aus Urfahr mit Demografie zu tun hat

Der 39-jährige Christoph Knogler führt seit fast einem Jahr die Geschäfte beim Urfahraner Technologieunternehmen Keba. Foto: Volker Weihbold

06.06.2024

Seit knapp einem Jahr steht Christoph Knogler an der Spitze des Linzer Automatisierungsspezialisten Keba. Mit künstlicher Intelligenz will er die drei Standbeine des Unternehmens internationalisieren.

Seit fast einem Jahr leitet der 39-jährige Christoph Knogler den Linzer AutomatisierungsspezialistenKeba, das größte Unternehmen in Urfahr. In einem konjunkturell schwierigen Umfeld möchte er mit dem Einsatz künstlicher Intelligenz (KI) alle drei Unternehmensstandbeine internationalisieren. 

Besonders bei der Industrieautomation seien KI-gestützte Prozesse der nächste große Schritt. Bildverarbeitung, Objekterkennung und vorausschauende Wartung würden einen größeren Stellenwert bekommen. Bei der Weiterentwicklung der Produkte helfen auch externe Experten mit. Im InnoSpace in Urfahr können sie auf Prototypen Feedback geben und frühzeitig Ideen einbringen.

Die Industrieautomation spüre derzeit die Flaute in der Industrie allgemein. Schließlich zählen große Maschinenbauhersteller zu wichtigen Keba-Kunden. Im Vorjahr setzten rund 2000 Beschäftigte 553,5 Millionen Euro um. Genaue Zahlen zum ablaufenden Geschäftsjahr will Knogler noch nicht nennen. 

Im Bereich der so genannten Handover Automation will Knogler die Internationalisierung vorantreiben. In diese Sparte fallen Logistiklösungen für Banken, die Lotterien und die Paketdienste. 

Dazu kommt nun der öffentliche Sektor. Im deutschen Mayen-Koblenz wird derzeit der „Amtomat“ getestet. Dieser soll rund um die Uhr Amtswege ermöglichen, die nicht per Internet erledigt werden können, weil dafür die Übergabe von Dokumenten erforderlich ist. Knogler nennt etwa die Einholung von Strafregisterauszügen, die Abholung von Führerscheinen oder Hundemarken. „Die Pensionierungswelle wird dazu führen, dass für solche Tätigkeiten die Mitarbeiter fehlen. Mit den Terminals können wir der demografischen Entwicklung gegensteuern“, sagt Knogler. 

„In Urfahr wurde mit der Keba ein Unternehmen hochgezogen, das auch in China produziert.“

DIETMAR MASCHER

Und obwohl weltweit der Einsatz von Bargeld abnimmt und dies auf eine deutliche Reduktion von Bankomaten schließen lassen könnte, sei die Nachfrage nach den Keba-Terminals nach wie vor groß. Das hänge damit zusammen, dass diese mehr können, als Geld auszuspucken. Cash-Recycling, also Einund Auszahlungen, werde wichtig bleiben, sagt Knogler. Die automatisierten Paketabholstationen seien ohnehin stark nachgefragte Produkte. Die Zustelldienste und großen Versandhändler gehören hier zu den Keba-Kunden. 

In der jüngsten Sparte, die Knogler bis zu seinem Wechsel an die Keba-Spitze führte, ist Wachstum bis auf Weiteres gesichert. Die Keba hat sich als Hersteller von Ladestationen für Elektroautos einen Namen gemacht. Sie werden in einem Geschäft in Urfahr gemeinsam mit der Linz AG direkt vertrieben.

Der Schwerpunkt der Entwicklung werde auf das Lastmanagement gelegt, sagt Knogler. Ziel ist, dass bis zu 200 Autos parallel geladen werden können, ohne die Stromnetze zu überlasten. Das sei möglich, wenn vor allem in der Nacht durch den Einsatz spezieller Algorithmen die Ladungen ohne große Lastspitzen erfolgen. 

Auch wenn Keba in den vergangenen Jahren sehr gut verdient hat und beim Eigenkapital solide dasteht, mache er sich Sorgen um die Wettbewerbsfähigkeit Österreichs. „Wir stehen dazu, ein österreichisches Unternehmen zu sein. Aber die steigenden Kosten und die überbordende Bürokratie machen einen nachdenklich, wo man künftige Investitionen tätigen soll“, sagt Knogler.

Der Absolvent der HTL Steyr hat an der JKU Wirtschaftswissenschaften studiert, dann zehn Jahre beim Autozulieferer Polytec in Hörsching und nach einer Tätigkeit in Taiwan fast fünf Jahre beim Marchtrenker Intralogistikspezialisten TGW gearbeitet. Anschließend folgte ein Jahr als Geschäftsführer von Hawle im Salzkammergut, ehe er zur Keba stieß. Dort folgte er im Herbst Gerhard Luftensteiner nach. Im Aufsichtsrat sitzt Karl Kletzmaier, der Anfang der 1970er-Jahre die Keba mit Günther Krippner gegründet und aufgebaut hat.

MENSCHEN & MÄRKTE

VON DIETMAR MASCHER