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DER NORDEN VON LINZ IM WANDEL

... TRADITION Fotos: haas, vowe, Janusch

06.06.2024

Der Stadtteil Urfahr ist ...

Der 1. Juni 1919 war ein Sonntag. An diesem Tag, also diese Woche vor 105 Jahren, wurden aus den 15.000 Urfahranerinnen und Urfahranern Linzerinnen und Linzer. Ein Zusammenschluss, der unvermeidbar geworden war und den heute nicht nur niemand mehr hinterfragt, sondern der längst selbstverständlich ist.

Aber blicken wir zurück in die Geschichte von „Urfar“, das so viele wie Überfahrt bedeutet...

Am 4. November 1882 erhielt Urfahr nördlich der Donau die Stadterhebungsurkunde. Über Jahrhunderte hatte das privilegierte Linz versucht, das „Dorf“ auf der anderen Seite der Donau kleinzuhalten. Das Privileg, eine Brücke zu bauen, war 1497 ein schwerer Schlag für die Fährleute am nördlichen Ufer. Das 19. Jahrhundert jedoch war für den seit 1360 als „Urfar“ urkundlich belegten Ort eine Zeit des Aufschwungs. 1808 erhielt Urfahr nach langen ergebnislosen Bemühungen und gegen den Willen der Landeshauptstadt das Marktrecht.

Auf der Marktrechtsurkunde fügte ein Anonymus den Satz hinzu (im Original auf Latein): „Gegen den Neid triumphiert stets der gute Grund.“ Neun Jahre später erlaubte Kaiser Franz I. zwei Jahrmärkte, deren Dauer 1892 auf acht Tage ausgedehnt wurde. Ab 1902 fanden diese auf der Donaulände statt, wo heute noch mit dem Urfahraner Markt der größte Jahrmarkt Österreichs abläuft.

Gleichzeitig wuchsen die Verflechtungen mit und damit auch die Abhängigkeiten von der ungleich größeren Stadt. Das Linzer Gaswerk versorgte die Nachbarn mit. Die Linzer Tramway, anfangs mit Pferden, bald elektrisch betrieben, fuhr auch über die Brücke. Und der Bau der Pöstlingbergbahn war eine Linzer Initiative. Urfahr hatte kein eigenes Spital und abgesehen vom (damals für Priesternachwuchs gedachten) Petrinum auch keine höhere Schule. Nur die Kanal- und Wasserversorgung war eine Urfahraner Angelegenheit. Auch war Urfahr ab 1903 Bezirkshauptstadt für Urfahr-Umgebung und ist bis heute Standort des Bezirksgerichts. Bedeutend waren auch die großen wöchentlichen Vieh- und Fleischmärkte.

Linz strebte ab Mitte des Jahrhunderts die Eingemeindung Urfahrs an, mehrfach auch mit massivem Druck. So errichtete Linz 1878 einen eigenen Vieh- und Fleischmarkt und versuchte, Urfahr durch Besteuerung aus diesem Geschäft zu drängen. Daraufhin gab es informelle Gespräche über eine mögliche Vereinigung, allerdings ohne Ergebnis. 1908 folgten nach einem weiteren Konflikt neuerliche Fusionsgespräche. Praktisch beschlussfertig wurde die Vereinigung nach Gesprächen zwischen dem Linzer Bürgermeister Franz Dinghofer und dem letzten Urfahrer Stadtchef Heinrich Hinsenkamp in Karlsbad im Juni 1914. Der Kriegsbeginn stoppte das Projekt vorerst. Der Zustand der Städte und die Probleme nach Kriegsende brachten die Vertreter Urfahrs endgültig dazu, dem Zusammengehen 1919 zuzustimmen. Der Pöstlingberg als Linzer Wahrzeichen, die Universität und das Versprechen, das neue Linzer Rathaus auf, „ihrer“ Seite zu erbauen, waren wirksame Pflaster für die verletzte Urfahraner Seele, und so erklärte man anlässlich der 60-Jahr-Feier 1979 mit einem Augenzwinkern, dass man sich nun „endlich gleichwertig“ fühle.

Und heute? In den 105 Jahren seit der Eingemeindung hat sich Urfahr dynamisch entwickelt, das zeigen Wirtschaftsbetriebe, wie Keba, Kulturinstitutionen wie das Ars Electronica Center oder der Universitätsstandort in Dornach-Auhof. Viele Menschen sind in den letzten Jahrzehnten zugezogen.

Im Vergleich zu anderen Stadtteilen hat sich bei Teilen der älteren Generation aber bis heute ein besonders ausgeprägter Lokalpatriotismus erhalten, der nach Meinung des Historikers Roman Sandgruber nur durch die besondere Geschichte zu erklären ist. (ach, cdi)

Am 1. Juni 1919 - also vor 105 Jahren - wurde aus der noch jungen Stadt Urfahr ein Stadtteil von Linz

Einst trennte die Donau die beiden Städte - heute ist die Donaulände beidseits eine beliebte Freizeitmeile

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REINHOLD GRUBER
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