Franz Edlbauer: Wir beobachten die aktuellen Herausforderungen sehr genau. Die Situation ist angespannt, wenngleich die Welser Betriebe gut aufgestellt sind und auch in der Vergangenheit bewiesen haben, wie krisenresistent sie sind. Einerseits kämpfen die Betriebe damit, nicht ausreichend Personal zu finden, auf der anderen Seite bereiten der Rohstoffmangel sowie die Energiepreisentwicklung zunehmend Probleme. Laut Konjunkturumfrage der KMU Forschung Austria nennen sieben von zehn Unternehmen die Preissteigerungen bei Rohstoffen und Materialien, jedes zweite Unternehmen nannte den Preisauftrieb bei Energie und 48 Prozent die Zuliefer bzw. Lieferkettenproblematik als größte Herausforderung.
Nicht gerade rosige Aussichten. Wie geht es aus Ihrer Sicht weiter?
Franz Edlbauer: Nachdem aktuell die Zahl der offenen Stellen die Zahl der Arbeitsuchenden übersteigt, schließen wir, dass die Konjunktur noch gut läuft und es noch zu keinen Produktionsausfällen gekommen ist. Erste Warnsignale nehmen wir aber wahr, denn die Nachfrage nach Kurzarbeit aus den oben genannten Gründen nimmt zu. Die Wirtschaft wird leider in diesem Jahr nicht im gewünschten Ausmaß wachsen und die Wachstumsprognosen werden beinahe monatlich nach unten korrigiert. Vieles hängt aber davon ab, wie rasch die schrecklichen Kampfhandlungen in der Ukraine beendet werden.
Kommen wir zu den Lehrlingen, die ja so dringend gesucht werden. Was unternimmt die WKO um Jugendliche von einer Lehre zu überzeugen?
Franz Ziegelbäck: Seit Jahren ist es unser erklärtes Ziel, das Image der Lehre zu verbessern. Uns ist in den letzten Jahren einiges gelungen – das bestätigt nicht zuletzt auch der Lehrstellenbericht OÖ. In puncto „neue Lehrverträge“ sind wir mit der Region Wels erneut Spitzenreiter. Durch unsere vielen Initiativen wie das Projekt „Wirtschaft verstehen“, bei dem Firmen die Patenschaft von Schulklassen übernehmen, oder die „OÖ Job Week“ oder auch durch unsere unterschiedlichen Workshops in den Schulen setzen wir ganz gezielte Schwerpunkte. Die Jugend ist unsere Zukunft und Berufsorientierung ist wichtiger denn je. Fakt ist aber: Fehlen heute Lehrlinge, gehen uns morgen die Fachkräfte ab, die unsere Betriebe aber so dringend benötigen!
Was zeichnet aus Ihrer Sicht den Standort Wels und Wels-Land besonders aus?
Franz Ziegelbäck: Der Standort Wels und Wels-Land bietet Rahmenbedingungen, die in dieser Form eigentlich einzigartig sind. Die Wirtschaft bietet einen tollen Branchenmix, die Erreichbarkeit der Betriebe ist durch eine gut ausgebaute Infrastruktur gegeben und mit den unzähligen Schulen in Wels und Wels-Land punktet die Region mit einem perfekten Bildungsangebot. Besonders hervorzuheben ist auch noch die hervorragende Lebensqualität in unserem Bezirk.
Was ist jetzt nötig, um einen Ausblick in eine gute Zukunft machen zu können?
Franz Edlbauer: Trotz aller Schwierigkeiten und globaler Krisen bleiben Optimismus und Mut die besten Berater für eine erfolgreiche Zukunft. Ich bin fest davon überzeugt, dass unsere Wirtschaft im globalen Umfeld auch künftig vorne mitmischen wird. Generell wird der internationale Wettbewerb aus unterschiedlichen Gründen aber härter und Österreich und Europa haben viele Hausaufgaben zu erledigen, um unseren Wirtschaftsstandort für die Zukunft abzusichern.
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