Naturgefahren fordern die Rückversicherer heraus
MÜNCHEN. Klimawandel lässt die Wahrscheinlichkeit von extremen Naturkatastrophen steigen.
Durch Wirbelstürme, Überschwemmungen und Waldbrände wurden im Vorjahr Schäden von 144 Milliarden Dollar (117 Milliarden Euro) verursacht. Das war fast dreimal so viel wie im Jahr 2016. Eine Herausforderung für die Versicherungswirtschaft, der sie sich aber aus derzeitiger Sicht gewachsen sieht.
Beim Rückversicherer Swiss Re betreibt man großen Aufwand, derartige Naturkatastrophen zu analysieren und daraus Simulationen zu entwickeln, welche Extrem-Ereignisse auf die Branche zukommen könnten und wie viel Geld diese kosten würden.
"Die Versicherungsindustrie, die die Rückversicherer einschließt, ist auf Schadenzahlungen von mehr als 200 Milliarden Dollar vorbereitet", sagte Martin Bertogg, Leiter des Bereichs Naturereignisse des Swiss-Re-Konzerns, bei einem Pressegespräch gemeinsam mit den beiden Vorständen der OÖ Versicherung, Josef Stockinger und Othmar Nagl, in München.
Nicht nur die global agierenden Rückversicherer sind von Naturkatastrophen bedroht, auch aus Sicht eines regional agierenden Erstversicherers wie die OÖ Versicherung nähme die Bedrohung durch den Klimawandel zu, sagte Stockinger, etwa durch lokale Starkregen oder Stürme.
Was konkret Österreich vom Klimawandel zu erwarten hat, erklärte der Flut-Experte der Swiss Re, Josef Breitsameter. Durch die Erwärmung des Klimas sei bei uns mit einer Zunahme von Hitzetagen bzw. Hitzewellen und Dürreperioden zu rechnen. Ein Rückgang der Schneebedeckung beeinträchtige etwa die Funktion des Schnees als Wasserspeicher, der im Frühjahr die Grundwasserspeicher auffüllt.
Der Rückgang des Permafrosts im Alpenraum beeinträchtige die Stabilität von Fels- und Schutthängen mit entsprechenden Auswirkungen auf die Sicherheit von Straßen, Seilbahnen, Berghütten und Wanderwegen, sagte Swiss-Re-Experte Breitsameter.