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Bundesforste zum vielen Schadholz: "Das ist eine gefährliche Entwicklung"

Von Sigrid Brandstätter, 17. Mai 2019, 00:04 Uhr
Bundesforste zum vielen Schadholz: "Das ist eine gefährliche Entwicklung"
Stürme haben ganze Wälder umgelegt. Bild: VOLKER WEIHBOLD

WIEN. Viele Waldbauern geben auf und wollen nicht mehr aufforsten.

Zwei von drei Baumstämmen, die die Bundesforste im Vorjahr aus ihren Wäldern geholt haben, waren schadhaft. Dürre, Stürme und der Borkenkäfer haben dazu geführt, dass der Schadholz-Anteil im Vorjahr von 46 auf 66 Prozent der Holzernte gestiegen ist. Nach dem teils dramatischen Schneebruch in diesem Winter kann Vorstandssprecher Rudolf Freidhager schon jetzt sagen: "Heuer werden wir das übertreffen." Eine reguläre Holzernte sei derzeit praktisch nicht mehr möglich, weil zu viel Schadholz aus den Wäldern zu holen ist.

Der Manager, der aus Molln stammt, nennt anlässlich der Präsentation des Bundesforste-Jahresergebnisses ein Beispiel: Der Forstbetrieb Traun-Innviertel – der den Kobernaußerwald und die Regionen Mondsee, Traunsee und Attersee umfasst – wird heuer ausschließlich Schadholz aus den Wäldern holen. "Hier müssen wir bei ganzen Flächen von null weg wieder anfangen."

Wegen der internationalen Schadholz-Schwemme – auch in Tschechien und Deutschland gibt es viele abgebrochene oder umgerissene Fichten aus den Wäldern zu holen – können selbst die Bundesforste als größter Waldbesitzer im Land mit ihrem Forstgeschäft kein Geld mehr verdienen. "Nur mit dem Holzgeschäft stünden wir an der Kante", sagt Freidhager und meint damit, dass es keine Gewinne gäbe. Knapp 60 Prozent der Betriebsleistung von 238 Millionen Euro stammten aus dem Forstgeschäft.

Ertrag stammt nicht aus Wald

Das Ergebnis vor Steuern kam bei 26,4 Millionen Euro (nach 30 Millionen) zu liegen. Geld verdienen die Bundesforste mit den Geschäftsfeldern Immobilien, Erneuerbare Energie sowie Jagd, Fischerei und Dienstleistungen wie Begutachtungen.

Freidhager verweist vor diesem Hintergrund auf kleinere Waldbesitzer, die keine anderen oder kaum andere Geschäftsfelder haben. "Mir tun die Waldbesitzer leid, die sagen: Ich bin Waldbauer ohne Wald." Im Waldviertel seien ganze Kulturen zerstört – und ebenso die Moral der Forstwirte. "Etliche berichten, sie können nicht mehr. Sie geben auf und forsten nicht mehr auf."

Für den Bundesforste-Mann eine gefährliche Entwicklung, die den ohnehin fortschreitenden Klimawandel beschleunigen könnte. "Aber angesichts der niedrigen Holzpreise ist es schwierig, jemanden zu motivieren, weiterzumachen." Die Bundesforste haben ihre Fichten, Tannen, Eichen und Buchen überwiegend in höheren Lagen. Die Wälder des größten Forstbesitzers im Land lägen auf durchschnittlich 1100 Meter Seehöhe.

Die Bundesforste bewerten in ihrem Geschäft die Kosten des Klimawandels. Darunter werden die Windwürfe, die Folgen der extremen Trockenperioden und das starke Schädlingsaufkommen zusammen geführt. 2018 hätten diese fast 24 Millionen Euro betragen. Im Jahr zuvor wurden erst 16 Millionen dem Klimawandel zugeschrieben. "Die Klimawandel-Kosten sind um rund die Hälfte gestiegen", sagt Freidhager.

Bundesforst in Zahlen

  • 238 Millionen Euro Betriebsleistung, plus ein Prozent. Aus dem Hauptgeschäft Holz/Forst kommen 133 Millionen, aus Jagd/Fischerei 22 Millionen, mit Dienstleistungen und den Kraftwerken je rund 15 Millionen Euro. Mit dem Immobilienreich wurde 46 Millionen umgesetzt.
  • Das Vorsteuerergebnis (EBT) ging deutlich um 11,4 Prozent auf 26,4 Millionen Euro zurück.
  • Knapp 21 Millionen Euro flossen als Dividende an den Staat. Das waren um fast 26 Prozent weniger als im Jahr 2017. Seit der Unternehmensgründung 1997 zahlten die Bundesforste gut 530 Millionen Euro in den Staatssäckel.
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Autorin
Sigrid Brandstätter
Ressortleiterin Landes- und Innenpolitik
Sigrid Brandstätter
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6  Kommentare
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keinLehrer (928 Kommentare)
am 17.05.2019 10:23

Wenn ich im Oberen Mühlviertel durch die Wälder gehe, sehe ich, dass das Schadholz mitten im Wald zur Trocknung gelagert wird. Richtige Käferzuchtanstalten! Nach der Forstschutzverordnung ist das Schadholz unmittelbar nach der Schlägerung aus dem Wald zu bringen, oder gegen den Käferbefall chemisch zu behandel. Dies geschieht aber nirgends. Daher: Die Forstwirte züchten sich den Borkenkäfer selber! Aber fest jammern, doch die Vorschriften nicht einhalten.

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( Kommentare)
am 17.05.2019 10:04

Einen Urwald brauchst nicht aufzuforsten.
Der Zwang, aus seinen Besitzungen gewinnbringend Kubatoren rauszuquetschen, wirds wohl so schnell nicht mehr geben.

Bei den Schutzwäldern über den dicht besiedelten ist's was anderes, da sollen die Unterlieger gefälligst selbst Hand anlegen, u. nicht permanent im Alpenstadion blind herumzulaufen.

Wohl bekomms ...

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MzumQuadrat (66 Kommentare)
am 17.05.2019 10:03

mimimi, die armen Waldbesitzer können auch nur sudern. Böser Wind, Böser Borkenkäfer, Böse Trockenheit und das ganz böse Wild....alle so ungerecht zu den armen Bauern!!!

Aber hier bekommt man jetzt die Rechnung präsentiert, weil man über Jahr nur auf Monokulturen und Ertrag(weil sie ihre Kröpfe nicht voll genug bekommen können) gesetzt hat und nur auf Fichten gesetzt hat, obwohl man es schon lange wusste das es so nicht mehr weitergehen wird - Klimawandel
Kein Mitleid - Waldbesitzer mit Weitblick sind jetzt fein raus zwinkern

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bartgeier (1.119 Kommentare)
am 17.05.2019 17:05

Ich bin in dieser Branche seit mehr als 30ig Jahren als Forstwirt tätig. Manche die ihre Kommentare abgeben scheinen die Weisheit mit Löffel zu sich genommen haben.
Ja , die Fichte als Monokultur hat auf vielen Standorten keine Zukunft mehr. Aber wenn jene glauben mit Buche sei in Zukunft Geld zu machen, da bin ich völlig anderer Meinung. Der Markt verlangt billiges leichtes Holz, kurz gefasst Fichte! Für Tannen müssen sie jetzt schon einen nicht unerheblichen Preisabschlag in Kauf nehmen. Meiner Meinung wird Forstwirtschaft im Sinne von Wirtschaft, im Gebirgswald bald der Vergangenheit angehören, während die Jagdwirtschaft an Bedeutung immer mehr gewinnt. Dies gilt in erster Linie für grössere Betriebe.

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redniwo (1.441 Kommentare)
am 17.05.2019 07:14

Wir geben auch auf. Fürs erste forsten wir nicht mehr auf, nachdem wir jetzt schon im dritten Jahr Käferholz herausholen mussten. Die Aufforstung im ersten Jahr hat wieder durch Trockenheit gelitten. Außerdem besorgt das gezüchtete Wild trotz Schutzmaßnahmen den Rest. Es sind einfach zu viele Rehe und Böcke da, welche anscheinend auch furchtloser die Zäune demolieren.

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betterthantherest (36.522 Kommentare)
am 17.05.2019 08:02

rediniwo, ich kann Sie gut verstehen. Völlig richtig - was die Trockenheit nicht erledigt hat, das hat das Wild geschafft. Durch die Hohe Schneelage im Winter hat der Hase fest in den Kronen genagt. Und auch die Fegeschäden sind in meiner Gegend heuer Fegeschäden extrem hoch.

Aufforstung ist nur möglich wenn großflächig eingezäunt wird - was natürlich wiederum viel Geld kostet.

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