Casinos Austria: Kleinanlegervertreter plädiert für Börsegang
WIEN/GUMPOLDSKIRCHEN. Der Glücksspielriese Novomatic informiert die Mitaktionäre heute über den Verkauf seines 17-Prozent-Anteils an Sazka, der Preis wird in den kommenden Wochen schriftlich mitgeteilt. Wilhelm Rasinger fordert, dass der Staat seine Anteile reduziert, anstatt sie aufzustocken.
Der niederösterreichische Glücksspielriese Novomatic informiert heute seit zehn Uhr die Mitaktionäre der Casinos Austria, dass er seine 17,2-prozentige Casinos-Beteiligung an die tschechische Sazka verkaufen will (wir haben berichtet). Die Tschechen halten bereits 38 Prozent an den Casinos und wollen die Mehrheit am teilstaatlichen Glücksspielkonzern. Spannend ist, ob der Staat seine Anteile aufstockt.
Der Novomatic-Konzern hat den Mitaktionären der Casinos Austria bei der heutigen Eigentümersitzung aber nicht gesagt, wie viel Geld er für seinen 17-prozentigen Aktienanteil an den Casinos will. Die diesbezüglichen Unterlagen mit Infos zu Preis und sonstigen Konditionen werden in den nächsten Wochen versandt, hieß es am Mittwoch von Beteiligten. Bis Mitte April müssen die Papiere bei den Eigentümern sein. "Da werden die Fakten drinstehen."
Die Aktionäre der Casinos sind durch komplizierte Verträge miteinander verflochten. Sie haben alle ein anteiliges Aufgriffsrecht. Theoretisch könnte also die staatliche Beteiligungsholding ÖBAG, die ein Drittel an dem von der Casinos-Affäre um einen FPÖ-Postenschacher gebeutelten Unternehmen hält, ihren Anteil erhöhen. Das gilt aber derzeit als eher unwahrscheinlich.
Nach Ansicht von Anlegerschützer Wilhelm Rasinger sollte der Staat nicht aufstocken, sondern die Casinos an die Börse bringen.
Derzeit hält die Republik über die Beteiligungsholding ÖBAG 33 Prozent an den Casinos, Mehrheitseigentümerin ist mit 38 Prozent schon jetzt die tschechische Sazka-Gruppe, hinter der der Milliardär Karel Komarek steht. Novomatic-Eigner Johann Graf will aus dem ehemals größten Konkurrenten im Inland aussteigen.
Im Gefolge der Sitzung bekommen alle Casinos-Aktionäre wahrscheinlich noch einmal zwei Monate Zeit, um sich zu entscheiden, ob sie die von Novomatic zum Verkauf gestellten Casinos-Anteile unter den heute bekanntgegebenen Bedingungen anteilig aufgreifen.
Die ÖBAG sollte das nicht tun, sagte Rasinger am Mittwoch und sprach sich erneut für einen Börsengang der Casinos Austria aus. Wünschenswert wäre ein starker Kernaktionär mit einem Anteil von 25 Prozent. Das müsse nicht unbedingt die ÖBAG sein, wenngleich er sich momentan außer der Beteiligungsholding niemanden vorstellen könne, der kurzfristig "so viel Geld für diese Branche zur Verfügung stellt".
- Video: Der Glücksspielkonzern Novomatic will seine Anteile an den größten Aktionär verkaufen - die tschechische Sazka-Gruppe. Am Mittwoch findet ein Treffen der Aktionäre statt, bei dem auch die Republik Österreich mitmischt.
Lösung wie bei Telekom und OMV?
Dem Vernehmen nach verhandelt die tschechische Sazka, die von Anfang an die Kontrolle über die Casinos angestrebt hat, bereits seit geraumer Zeit mit der ÖBAG. In der Rede ist eine Lösung nach dem Vorbild der börsenotierten Firmen Telekom oder OMV, wo der Staat ebenfalls investiert ist und bei wichtigen Fragen mitreden darf.
Eine "konstruktive Aktionärsvereinbarung" zwischen ÖBAG und Sazka ist aus Sicht von Rasinger "das Beste, was man derzeit machen kann". Aber: "Es muss nicht 1:1 die Telekom nachgebildet werden." Keine so gute Idee wäre es bei den Casinos nach Meinung Rasingers, wenn der Staat CEO und Aufsichtsrat bestimmen könnte. "Da bin ich vorsichtig. Bei den Casinos haben wir leidvolle Erfahrungen machen müssen, was da alles möglich ist", so Rasinger im Hinblick auf die Politpostenschacheraffäre rund um den schon wieder abgesetzten Casinos-Finanzchef Peter Sidlo (FPÖ), die im Mittelpunkt strafrechtlicher Ermittlungen steht.
Es genügte, wenn die ÖBAG zwei bis drei Aufsichtsräte in den Casinos sitzen hätte; und der Casinos-Aufsichtsrat sollte auf sechs bis acht Mitglieder verkleinert werden, so Rasinger. Derzeit sind es 18.
Wichtig wäre aus Sicht des Anlegerschützers und Präsidenten des Interessensverbands für Anleger (IVA) ein Börsengang. "Dadurch erhöht sich die öffentliche Kontrolle und die Verantwortung des Managements gegenüber der Allgemeinheit." Und: "Das, was wir in der Vergangenheit hatten, wäre nicht mehr möglich", so Rasinger.
Einen IPO der Casinos befürworten auch Teile der ÖVP, wie schon seit längerem zu hören ist. Damit würden die Casinos übrigens der von der Regierung vorgesehenen Kontrolle durch den Rechnungshof (RH) doch entgehen. Laut dem türkis-grünen Transparenzpaket soll der RH künftig zwar schon Unternehmen ab 25 Prozent Staatsanteil prüfen dürfen. Börsennotierte Staatsfirmen, so steht es im Regierungsprogramm, sind aber ausgenommen.Wie Involvierte sagen, war ein Börsegang bei der heutigen Sitzung aber kein Thema.
Rasinger würde das nicht stören, denn durch eine Börsennotiz "hätten sie schon sehr viel Kontrolle". Wenn dann der Rechnungshof "drei, vier, fünf Jahre später mit der Weisheit des Rückblicks Dinge beurteilt", wäre das fast zu viel des Guten.
zackzack
hat wegen der Cassino Affäre eine Klage von beinahe einer Million Euro auf dem Hals.
Peter Pilz kann das aber nicht meistern. Er glaubt immer noch mit dem Schmutzkübel herumlaufen zu müssen.
Vielleicht kommt auch diese Meldung nach ein paar Tagen hier auf OOeN-Online.
Der Vorschlag von RA Rasinger klingt sehr vernünftig. Vor allem wären dann die Mauscheleien wie man sie jetzt erlebt hat und die dzt. untersucht werden nicht mehr möglich.
Aber bei der Wirtschaftskompetenz der Schwarzen ist das wohl ein Wunschtraum (Abschreckendes Beispiel ATW)!