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"Das ist schon ziemlich dreist": Plagiate bei Temu als großes Problem

Von nachrichten.at/apa, 08. Dezember 2024, 11:30 Uhr
Handelsverband geht mit Beschwerde gegen Temu vor
Temu Bild: APA/dpa/Hannes P Albert

WIEN. Eineinhalb Jahre nach dem Deutschland- und Österreich-Start von Temu wird der Online-Marktplatz für deutsche und österreichische Unternehmen zum Problem.

Klobürsten, Handtuchhalter, Universalhaken - immer wieder entdeckt Wenko-Geschäftsführer Niklas Köllner auf dem Online-Marktplatz Temu Artikel, die den Produkten aus dem eigenen Sortiment täuschend ähnlich sind. Wirksam gegen die Produktpiraten vorgehen kann er kaum. So wie Köllner beklagen auch andere Unternehmer, dass auf der chinesischen Plattform ziemlich folgenlos Fälschungen ihrer Markenprodukte angeboten werden.

Eineinhalb Jahre nach dem Deutschland- und Österreich-Start von Temu wird der Online-Marktplatz für deutsche und österreichische Unternehmen zum Problem. "Plattformen wie Temu bieten Produkte an, die oft zu schön erscheinen, um wahr zu sein", sagt der Hauptgeschäftsführer des deutschen Markenverbands, Patrick Kammerer. "Diese Plattformen sind auch ein Einfallstor für Produktfälschungen, die immensen wirtschaftlichen Schaden anrichten. Das hören wir immer wieder von unseren Mitgliedern." Besonders für den Mittelstand seien die Aktivitäten solcher Plattformen eine große Herausforderung.

92 Millionen Nutzer hatte Temu im September

Die EU-Kommission verdächtigt Temu, nicht nach europäischen Regeln zu spielen. Ende Oktober leitete die Brüsseler Behörde ein Verfahren gegen die Chinesen ein, weil sie unter anderem vermutet, dass der Marktplatz nicht genug gegen illegale Plagiate vorgeht. Der EU-Kommission zufolge meldete Temu im September 92 Millionen monatliche Nutzerinnen und Nutzer in der EU.

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Einer der betroffenen Mittelständler ist der deutsche Haushaltswaren-Produzent Wenko. All die angemeldeten Schutzrechte im Bereich Produktdesign schützen das Unternehmen auf Temu kaum. Rund 400 Fälle habe seine Firma bisher gemeldet, sagt Wenko-Chef Köllner - einen Universalheizkörperhaken allein mehr als 100 Mal.

Der deutsche Zangenhersteller Knipex berichtet ebenfalls von massiven Problemen. Seit Juli 2023 stellten die Wuppertaler bei sechs Produkten wie Rohrschneidern und Greifzangen mehr als 220 Rechtsverletzungen auf Temu fest. "Bei Temu werden permanent Schutzrechte verletzt. Das ist schon ziemlich dreist", sagt Geschäftsführer Ralf Putsch. Häufig wurden ihm zufolge sogar die Werbebilder von Knipex benutzt, nur ohne Firmenlogo.

"Rechtsdurchsetzung faktisch unmöglich"

Kammerer vom deutschen Markenverband erklärt die Rechtslage: "Wenn ein Markeninhaber bei einem Online-Händler ein gefälschtes Produkt der eigenen Marke entdeckt, kann er das dem Plattformbetreiber melden." Temu und andere seien nach dem EU-Gesetz für Digitale Dienste (DSA) dann verpflichtet, das Produkt von der Seite zu entfernen.

Aus Sicht Kammerers ist das Problem jedoch, dass bereits als illegal bekannte Inhalte erneut hochgeladen werden können. "Das wird vom DSA bisher nicht sanktioniert. Ein Fehler." So landeten gefälschte Produkte immer wieder auf Temu. Eine Marktplatzhaftung gibt es in aller Regel nicht. "Verbraucherinnen und Verbraucher werden getäuscht, Markeninhaber werden betrogen", sagt Kammerer.

Wenko, Knipex und viele andere können ein Lied davon singen. Knipex forderte Temu wiederholt dazu auf, die Artikel von seinem Marktplatz zu nehmen. Das Portal kam dem zwar nach, kurz darauf waren die Artikel jedoch wieder aufzufinden. Entweder von demselben oder von einem anderen Händler. Putsch findet, wer etwas betreibt, von dem ständige Rechtsverletzungen ausgehen, müsse mithaften. Mit Amazon hatte Knipex vor Jahren ähnliche Probleme, es sei aber besser geworden.

Und die Händler der Fakes? Da wird es noch komplizierter. Grundsätzlich könnten Markeninhaber dagegen vorgehen, wenn Anbieter gefälschte Produkte anböten, sagt Kammerer vom Markenverband. "Bei ausländischen Anbietern ist dafür internationale Rechtshilfe notwendig. Die ist insbesondere in Asien hochkomplex und langwierig. Eine Rechtsdurchsetzung ist deshalb faktisch unmöglich."

Temu sieht sich zu Unrecht in der Kritik

Temu weist die Vorwürfe zurück. "Hinweisen auf mögliche Verstöße gehen wir umgehend nach und ergreifen die notwendigen Maßnahmen, zum Beispiel, indem wir Angebote und Bilder löschen", sagt ein Unternehmenssprecher. Rechteinhaber können ihre Beschwerden demnach über ein Portal einreichen, 99 Prozent der Anträge würden schnell gelöst. Verkäufer, die wiederholt oder schwerwiegend gegen diese Regeln verstießen, würden dauerhaft von der Plattform ausgeschlossen.

Temu erklärt, die Bemühungen zum Schutz geistigen Eigentums kontinuierlich verbessert zu haben. Dies diene auch "dem langfristigen Erfolg und Wachstum unserer Plattform".

E-Commerce-Experte Alexander Graf schätzt die Lage anders ein. Ihm zufolge haben die Betreiber von Online-Marktplätzen kein ehrliches Interesse daran, etwas zu ändern. "Sie verdienen ja am Verkauf der Produkte. Wenn sie ein Produkt von der Plattform nehmen, kaufen die Menschen es woanders." Für die europäische Herstellerindustrie fürchtet Graf negative Konsequenzen, sollten Unternehmen und Kunden rechtlich nicht besser geschützt werden. Dann werde sich der Niedergang fortsetzen.

Zoll ist maßlos mit der Waren-Flut aus China überfordert

Was tun also gegen die Fälschungen? Der Handelsverband Deutschland und der Handelsverband in Österreich beklagen, dass Händler, die Plagiate anbieten, für hiesige Behörden oft nicht greifbar seien. Deshalb müsse ein in der EU niedergelassener, verantwortlicher Wirtschaftsakteur benannt werden, der für Verfehlungen von Unternehmen von außerhalb der EU haftbar ist.

Der deutsche Markenverband fordert zudem ein politisches Bekenntnis zum Schutz geistigen Eigentums. "Wer gegen diese Schutzrechte verstößt, muss entsprechend bestraft werden. Andere Länder wie China setzen derartige Rechte gezielt als Instrument ein, um ihre eigenen Unternehmen und Produkte zu fördern", sagt Kammerer.

Und er verweist auf ein weiteres Problem: "Die Flut an Kleinsendungen überfordert die Zollbehörden." Nur etwa 0,01 Prozent der Sendungen werde kontrolliert. "Es findet nahezu keine Kontrolle statt. Heißt: Wir müssen den Zoll personell stärken und technisch besser ausstatten."

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23  Kommentare
23  Kommentare
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spoe (16.024 Kommentare)
am 09.12.2024 11:23

Man muss halt genauer unterscheiden zwischen Fälschungen und Nachbauten mit missbräuchlicher Verwendung von Markennamen, ähnliche Nachbauten und Lookalikes sowie seriösen chinesischen Produkten mit unterschiedlichen chinesischen und westlichen Brandings.

Letztere werden immer mehr, weil China in immer mehr Bereichen eine Führungsrolle übernimmt.
Und so neu ist diese Erkenntnis nun auch wieder nicht. Im Bereich Spritzguss begann das doch schon vor mehr als 40 Jahren, dass man billige aber auch qualitativ hochwertige Produkte in China einkaufen konnte. Der Werkzeugbau für Spritzguss ist günstig und am letzten Stand der Technik.

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Zonne1 (3.922 Kommentare)
am 09.12.2024 10:35

Aber wie sollen wir sonst den Christbaum mit Glumpert-Packerl voll bekommen ?

Wird eh danach weggeschmissen ...

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dereisernefelix (581 Kommentare)
am 09.12.2024 09:23

plagiierte klobürste - na ja . klobürsten sehen halt aus wie klobürsten.

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linz2050 (7.339 Kommentare)
am 09.12.2024 08:42

Ganz einfach: alle Pakete, auch wenn es Massen sind, kontrollieren! Kommt es halt ein halbes Jahr später an, egal. Es gibt sicher genügend leerstehenden Hallen wo man das auf Kundenkosten Lagern kann. Und wenn sich das Problem dann noch nicht von selbst gelöst hat einfach die Plattform sperren!

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glingo (5.307 Kommentare)
am 09.12.2024 09:37

Massen?
wäre ja nicht falsch was sie Vordern nur

Dank Luftfracht schafft es Temu, täglich Millionen von Paketen von China nach Europa zu liefern.
Der Umschlag von rund einer Million Tonnen im Jahr 2023

da braucht es schon riesige riesige riesige ,... Lagerhallen

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oe.tom (1.175 Kommentare)
am 09.12.2024 07:13

So lange es genug Typen gibt, die sich „Geiz ist Geil“ sagen, wird es solche Fälschungen geben, egal, ob auf der Unternehmensseite, die mit ihrem China Engagement der Industriespionage in dem eigenen Unternehmen nur Tür und Tor öffnen, oder die Konsumenten, die dann auf solchen HP‘s kaufen, weil‘s ja viel Billiger ist! Nicht nur, dass da wertvolles Geld nach Fernost abfließt, und das wir brauchen, sondern es wird unsere Wirtschaft und damit unser Wohlstand bedroht, hinzu kommt die immer größer werdende Innovationsfeindlichkeit in Wortschaft und manchen Teilen der Bevölkerung, überhaupt wenn sie „Fans“ einer gewissen Partei sind, die immer gegen das ist, wo die Anderen dafür sind…
Geiz ist nicht Geil, sie zerstört unsere Wirtschaft, und damit unsere soziale Sicherheit, und so lange in China nicht die selben Regeln, wie bei uns gelten, würde ich dort einen Teufel investieren, mehr aber nicht!

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oe.tom (1.175 Kommentare)
am 09.12.2024 07:20

Und wer‘s nicht glaubt, der sollte sich die „Schutzregeln“ für China ansehen:
-Dem Zoll müssen beim Import nach China Produktproben überlassen werden. Was macht er z.B.: mit einer Blechprobe von Coils, die Stahlhersteller aus Europa dorthin liefern?
-Alle Chinesischen Firmen gehören zu 51% dem Staat, wer als Chinese eine Firma gründen möchte, muss bei der staatlichen Investitionsbank ein Konto haben, die auch die Staatsbeteiligung verwaltet.
-Als Ausländer oder ausländisches Unternehmen darf man selbst in China gar nichts, man muß ein Joint-Venture mit einem Chinesischen Unternehmen gründen, das zu 51% dem Chinesischem Unternehmen gehört. Die Chinesen stellen dabei das Personal, die sich alles, auch in den ausländischen Stammwerken ansehen. Danach arbeiten sie ein paar Monate im Joint-Venture und werden dann wieder abgezogen, damit das Chinesische Unternehmen das Produkt ohne Wissen des ausländischen Partners nachgebaut wird…

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sergio_eristoff (3.012 Kommentare)
am 09.12.2024 06:33

Ich finde es interessant wieviele Leute hier im Gleichklang des Handels schreien, obwohl dieser um keinen deut besser ist.
Man braucht sich nur umsehen bei Media Markt, Action usw., wo genau diese Artikel mit Aufschlag an den Kunden weitergegeben werden. Wer es nicht glaubt, soll mal genauer hinsehen.

Jedes zweite Monat der gleiche Hetzartikel, weil der Handel um seine Margen fürchtet. Ja es gibt bei Temu natürlich auch Plagiate, nur der Großteil ist das nicht. Da gibst schlimmere Händler....

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oe.tom (1.175 Kommentare)
am 09.12.2024 07:24

So, so… nicht alles, was in China Produziert wird, ist tatsächlich ein Piraterieprodukt, sondern wurde im Auftrag produziert, oder mehr noch, es kann tatsächlich eine Chinesische Entwicklung sein, die also ein Original ist… Inzwischen sind die Chinesen hier sehr Innovativ, was Eigenentwicklungen betrifft, und schlagen dabei praktisch alle innovationsfaulen Firmen aus den bald ehemaligen Industrienationen!

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soistes (3.554 Kommentare)
am 08.12.2024 20:06

Amazon ist um nicht viel besser. Auch dort gibt's massenhaft Fälschungen.

Und die Überproduktion von richtigen Markenartikeln, die in China hergestellt werden, wird halt mit billigem Material verschleudert.

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spoe (16.024 Kommentare)
am 09.12.2024 11:26

Amazon geht sehr konsequent gegen Verstöße bei Markenrechten vor,
und ist keineswegs vergleichbar beim Sortiment.

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Thomas31 (45 Kommentare)
am 08.12.2024 16:32

einfach auch den Käufer der gefälschten Ware bestrafen, dann hat sich das schnell erledigt.

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oe.tom (1.175 Kommentare)
am 09.12.2024 07:25

Wird eh gemacht, was aber nicht so leicht ist…

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Damax (632 Kommentare)
am 09.12.2024 09:58

ui, ganz ein gscheider... das problem ist, dass die artikel oft nicht als fälschung erkennbar sind. sicher, bei so manchem könnt man es sich denken, aber dazu ist man halt auch nicht verpflichtet

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duffman (518 Kommentare)
am 08.12.2024 14:46

Ich hab schon so manches Ersatzteil bei Temu bestellt, solche die in Österreich/Europa nicht erhältlich sind, bzw. nur Amazon verkauft (die das selbe Bild verwenden) Ohne diese Teil hätt ich schon manches Gerät wegwerfen müssen.

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tulipa (3.752 Kommentare)
am 08.12.2024 14:13

jeder selber schuld, der das Klumpert kauft und dann feststellt, dass auch die Qualität sehr niedrig ist.

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susisorgenvoll (17.107 Kommentare)
am 08.12.2024 14:09

Temu sagt mirgar nichts. Muss man es kennen?

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willie_macmoran (3.640 Kommentare)
am 08.12.2024 13:29

Abdrehen, sofort.

1. wer sich am Europäischen markt bereichert hat sich an dessen Spielregeln zu halten.

2. wer das nicht kann oder will dessen Geschäftsmodell ist unverzüglich zu beenden.

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hn1971 (2.200 Kommentare)
am 08.12.2024 11:52

Dieses chinesische minderwertige Zeugs kommt mir in 100 Jahren nicht ins Haus. Ja und es sind letztendlich die Konsumenten, die sich mit Schnäppchen ködern lassen und unseren Handel dadurch ruinieren - auch mit Amazon. Qualität kostet und wenns zu teuer ist, dann halt nicht kaufen anstatt es nur haben zu wollen (damit man "es" hat).

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holzmann (328 Kommentare)
am 08.12.2024 14:14

Leichter gesagt als getan.
Hab über Amazon ein Produkt gesucht und einen deutschen Händler gefunden der verkauft.
Impessum, Steuernummer, alles schien OK,
Versand Amazon.
Böse Überaschung. Made in China.

Und heute
Brie (Käse) von Spar S-BUDGET: Hergestellt in Frankreich
Billa: detto mit Clever
Man wir auch von europäischen und heimischen Händlern getäuscht

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mandimandi1 (559 Kommentare)
am 08.12.2024 15:31

Man sollte wohl annehmen, daß die Kundschaft lesen kann bzw. sinnerfassend lesen kann ...

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linza4 (156 Kommentare)
am 08.12.2024 20:06

Parmesan ist nur Parmesan wenn er aus Italien kommt. Und Brie ist nur Brie wenn er aus Frankreich kommt. Wo ist das Problem?

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nangpu (1.970 Kommentare)
am 08.12.2024 11:48

Der Ramschladen wird wirklich zum Problem.
Bitte, wer bestellt diesen Mist dort?

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