Die Rinderzüchter stehen unter Fusionsdruck
Die Schweinezuchtverbände bündeln ihre Kräfte, die Rindervereine gehen getrennte Wege.
Vereinsmeierei in der oberösterreichischen Rinderwirtschaft? Der Eindruck kann entstehen, weil es in den anderen Bundesländern jeweils nur noch einen Zuchtverband gibt, ob der Enns jedoch deren drei. Alle drei machen dasselbe und bringen den Mitgliedern nicht nur Zuchterfolge, also Verbesserungen in Leistungsmerkmalen, sondern verursachen auch Kosten.
Unter Druck kommen die Rinderzuchtvereine jetzt wegen ihrer Kollegen von der Schweinehaltung. Die hatten schon bisher nur noch je einen Landesverband. Ihre Vertreter haben – nach jahrelanger Diskussion – beschlossen, alle Kräfte zu bündeln und im Herbst eine neue österreichische Zucht- und Besamungsorganisation zu initiieren. Agrar-Landesrat Max Hiegelsberger möchte auch bei den Rindern bereinigen: "Alles hat seine Zeit, aber wie das jetzt aufgestellt ist, hat das keinen Sinn. Die internationale Konkurrenz ist groß." Für ein gemeinsames Projekt würde er Fördergeld gewähren.
Der Obmann der größten Gruppe, Berthold Haselgruber vom "Rinderzuchtverband und Erzeugergemeinschaft OÖ" mit Sitz in Freistadt (rund 2400 Mitgliedsbetriebe mit 64.000 Kühen), widerspricht: "Eine kleine Struktur hat auch ihre Vorteile. Wir haben uns entschieden, selbstständig zu bleiben." In der Zucht werde ohnehin kooperiert, mit dem FIH und der Besamungsstation in Ried im Innkreis. Der FIH ist die zweite große Organisation, der Fleckviehzuchtverband Inn- und Hausruckviertel mit rund 2000 Betrieben und 43.000 Kühen. Nummer drei ist der Rinderzuchtverband Vöcklabruck mit gut 500 Bauern (13.000 Kühe), der in der Genetik nicht mit Ried, sondern mit Bayern kooperiert. Die drei Vereine decken teils mehrere Tierrassen und Teile der Bundesländer Salzburg und Steiermark ab.
Es geht um viel Geld, denn die Rinderhaltung steht ob der Enns für rund 600 Millionen Euro Wertschöpfung im Jahr, mit den Erlösen aus Milch, Tiermast und dem Verkauf von Zuchtrindern. Oberösterreich exportiert bis Afrika und Asien. Nur Tiere mit Top-Leistung erzielen gute Erlöse.
Stefan Lindner, der Obmann der Dachorganisation Rinderzucht Austria, sagt: "Ich bin ein Freund davon, alle Synergien zu heben. In allen Bundesländern ist fusioniert worden, und wenn das jeweils alle wollen, klappt das auch. Die Rinderzucht Austria hat aber nicht darüber zu befinden, was die Oberösterreicher machen."