Martin Schörkhuber: "Es ist frustrierend, das Leid der Menschen zu sehen"
WIEN. Martin Schörkhuber ist Vorsitzender des Verbands der unabhängigen Sachverständigen in Österreich. Im Interview spricht er über das Hochwasser, die Folgen für die Menschen sowie Unternehmen und worauf man besonders achten sollte.
Warum befürworten die Sachverständigen eine allgemeine Naturkatastrophen-Versicherung?
Wir sind tagein-tagaus bei Schadensbegutachtungen, derzeit natürlich in den Hochwassergebieten. Es ist schon auch frustrierend, das Leid der Menschen zu sehen, gerade in den Fällen, wo Schäden nur gering abgedeckt sind. Es ist aber völlig klar, dass eine Versicherung für Gebäude im Hochwassergebiet keinen vollen Versicherungsschutz ohne Auflagen anbieten kann. Wir bräuchten hier österreichweite – oder eigentlich europäische – Gesamtkonzepte.
Pflichtversicherungen für Naturkatastrophen könnten mit der Haushalts- und Eigenheimversicherung verbunden sein. Das Risiko verteilt sich dann auf eine große Anzahl von Versicherungsnehmern. Die Umsetzung eines solchen Modells benötigt aber die Unterstützung der Politik.
Was entgegnen Sie skeptischen Eigenheimbesitzern, die meinen, dass sie ja nicht im Hochwassergebiet wohnen?
Naturkatastrophen werden mehr und sie werden stärker. Sie müssen nicht im Hochwassergebiet wohnen, um betroffen zu sein. Ich war voriges Jahr am Berg auf einer Hütte. Plötzlich zog ein Gewitter auf. Die Regenmengen waren so stark, dass das Wasser bei der Küche hereingeschossen kam. Stürme und Hagel treten intensiver und in viel mehr Gebieten auf. Schneedruck ist ebenfalls ein großes Thema. Es kann also wirklich jeden treffen. Durch die breite Streuung würden sich die Prämien für den Einzelnen nicht signifikant erhöhen.
Gibt es private Hochwasserschutz-Maßnahmen?
Hausbesitzer können schon selbst mit baulichen Maßnahmen vorsorgen – etwa durch Zäune, eine wasserdichte Wand oder durch höheres Herausbauen. Bei solchen Maßnahmen gibt es aber irgendwo eine Grenze, und wenn das Wasser noch höher geht, dann schwappt es auch da drüber. Leider ändern sich ja auch die Parameter: Was vor zehn Jahren ein 100-jährliches Hochwasser war, ist heute keines mehr. Die Hochwasser häufen sich: Ein 100-jährliches ist dann nur mehr ein 50-jährliches oder ein 20-jährliches. Die Zonen in den Karten ändern sich ebenfalls. Ein Haus, das früher noch in einer risikofreien Zone war, ist jetzt mitunter im Risikogebiet.
Was raten Sie Versicherungsnehmern generell?
Hausbesitzer und Unternehmer übersehen oft, dass sie ihre Versicherung an die gestiegenen Werte anpassen. Ein Beispiel: Ein Hausbesitzer versichert sein Haus vor x Jahren auf 200.000 Euro, weil es das beim Bau gekostet hat. Über die Jahre kommen aber dann ein Carport, ein Schwimmbad oder eine Photovoltaikanlage dazu. Vielleicht auch teure Möbel oder ein wertvolles Gemälde. Wenn man dann seine Versicherung nicht anpasst, wird das im Schadensfall natürlich nicht erstattet. Oft entstehen nicht einmal Mehrkosten, aber diese Erweiterungen bei der Versicherung anzugeben, ist essentiell.
Was gilt für Unternehmen?
Auch hier: Durch Maschinenkäufe oder eine PV-Anlage erhöht sich der Anlagenwert schnell. Dieser wird durch die Indexanpassung nicht abgedeckt. Unternehmer sind oft so im Tagesgeschäft eingespannt, dass sie nicht regelmäßig darauf achten, ob sie umfassend genug versichert sind. Bei Firmen geht es ja auch um die Beschäftigten. Habe ich keine Betriebsausfallversicherung kann ich vermutlich die Gehälter nicht zahlen und meine gut eingearbeitete Belegschaft wird nicht im Unternehmen bleiben.
Die Austrian Federation of Independent Loss Adjusters, kurz A.F.I.L.A., ist der Verband der unabhängigen Schadensbegutachter in Österreich. Als neutrale Sachverständige stehen sie Versicherungsgesellschaften und Versicherten zur Bewertung und Schadensbegutachtung zur Seite. Martin Schörkhuber, Geschäftsführer von „Sterkl, Schörkhuber & Partner“ in Leonding ist der Vorsitzende.
unabhängig da lachen doch die Hühner.
das Problem ist das einem Sachverständigen keine Konsequenzen drohen bei einen falschem Gutachten dann hab ich mich halt vertan. und eine Krähe hakt er anderen kein Auge aus.