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Handelsverband-Chef: "Adventmärkte am besten das ganze Jahr"

Von Verena Mitterlechner, 11. Dezember 2024, 11:41 Uhr
Einkauf auf der Linzer Landstraße: Die ersten Adventsamstage verliefen positiv für den Handel. Bild: VOLKER WEIHBOLD

WIEN. Das gut angelaufene Weihnachtsgeschäft gibt der angeschlagenen Branche Hoffnung.

Sparsame Kunden, Insolvenzen und hohe Kosten: Aufgrund der generell schwachen Konjunktur war 2024 auch für viele heimische Händler ein schwieriges Jahr. Einen Hoffnungsschimmer brachte der erste Adventsamstag: Laut Handelsverband wurde eine Frequenzsteigerung von bis zu 40 Prozent verzeichnet, auch der zweite Adventsamstag verlief positiv. 

Ein Grund dafür sind die Adventmärkte, sie seien ein wichtiger "Frequenzbringer", wie Handelsverband-Geschäftsführer Rainer Will bei einem Pressegespräch sagte. Das gehe auf Kosten asiatischer Billig-Plattformen, die Kaufkraft bleibe rund um Weihnachten eher im Land. "So gesehen sollte es die Adventmärkte am besten das ganze Jahr über geben."

Heuer rechnen 38 Prozent der Händler mit Gewinn, 41 Prozent gehen von einem Verlustjahr aus. Bei einem Fünftel wird die Bilanz ausgeglichen ausfallen. Mit 941 Insolvenzen in der Branche (Jänner bis November) sei man am Weg zu einem Rekordpleitenjahr, sagte Will. Das Weihnachtsgeschäft sei daher auch emotional wichtig, um die Händler wieder positiv zu stimmen. 

Besonders herausfordernd sei die Lage derzeit für Möbel- und Elektrohändler. Ihnen macht weiterhin die schwache Nachfrage zu schaffen, Konsumenten verschieben Investitionen und geben ihr Geld lieber für Freizeitaktivitäten aus. 

"Die nachlassende Teuerung hat die Einzelhandelsumsätze im Jahresverlauf jedoch stabilisiert", sagte Jürgen Bierbaumer, Ökonom vom Wirtschaftsforschungsinstitut Wifo. Laut Wifo-Prognose werden die Dezember-Nettoumsätze im Einzelhandel mit Nicht-Nahrungsmitteln real um 0,2 Prozent sinken. Für die kommenden Quartale sei der Ausblick eher pessimistisch, sagte Bierbaumer. Im Nahrungsmittel-Einzelhandel wird ein Umsatzanstieg von knapp mehr als vier Prozent vorhergesagt. 

November und Jänner werden wichtiger

Die nominellen Umsätze im Dezember liegen laut Wifo für die meisten Einzelhandelsbranchen über jenen der anderen Monate. Für zahlreiche Branchen ist ein guter Dezember-Umsatz von entscheidender Bedeutung für die Jahresbilanz. Insgesamt setzte der Einzelhandel (ohne Kfz, Tankstellen) im Dezember 2023 knapp ein Fünftel mehr um als im Rest des Jahres. Für einzelne Branchen im Nicht-Nahrungsmittelbereich lagen diese Umsatzspitzen teilweise noch deutlich darüber: etwa für Spielzeug-, Buch- oder Schmuckhändler.

Die Bedeutung der Dezember-Umsätze geht allerdings zurück: Das liege auch daran, dass Aktionstage wie der "Black Friday" im November häufiger genutzt werden. Geldgeschenke und Gutscheine, die immer öfter unter dem Weihnachtsbaum liegen, werden zudem häufig erst im Jänner verwendet.

Appell an Politik und Konsumenten

Im Handel gebe es derzeit noch rund 10.000 offene Stellen: "Aber das wird nicht immer so bleiben", sagte Will. Er appellierte an die Politik, die billige asiatische Konkurrenz zu regulieren. Die ab 2025 drohende signifikante Steigerung bei den Energiekosten müsse verhindert werden: Die Elektrizitäts- und Energieabgabe soll nach der bisherigen Reduktion wieder in voller Höhe eingehoben werden, auch die Erneuerbaren-Förderpauschale - sie ist seit 2022 ausgesetzt - wird wieder fällig.

Auch den Konsumenten komme eine wichtige Rolle zu: "Jeder fünfte Job entfällt auf den Handel. Mit dem Kaufverhalten entscheidet man, ob es die Jobs auch in Zukunft noch gibt."  Laut einer Umfrage des Handelsverbands planen 23 Prozent der Österreicher, die Weihnachtsgeschenke ausschließlich im stationären Handel zu kaufen. Sechs Prozent kaufen nur online.

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Autorin
Verena Mitterlechner
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