Innviertler FACC steigt ins Geschäft mit Luft-Taxis ein und zahlt Dividende
RIED/LINZ. Flugzeugmarkt: FACC-Vorstandschef Robert Machtlinger im OÖN-Gespräch über die gute Entwicklung der Aktie, des Marktes und den Bedarf an 700 Mitarbeitern
Die geduldigen Langzeitaktionäre des Innviertler Flugzeugzulieferers FACC können sich nicht nur über signifikante Wertsteigerungen ihrer Papiere freuen. Das börsenotierte Unternehmen wird heuer auch erstmals eine Dividende zahlen. Das kündigt Vorstandschef Robert Machtlinger im Gespräch mit den OÖN an.
FACC hat in den vergangenen Jahren turbulente Zeiten durchlebt, deren negativer Höhepunkt war der Cyber-Betrugsfall, der FACC Millionen Euro und Machtlingers Vorgänger Walter Stephan sowie dessen Finanzchefin Minfen Gu den Job kostete. Mittlerweile hat FACC nicht nur die Finanzabteilung neu strukturiert, sondern schreibt auch satte Gewinne und unterfütterte im laufenden Geschäftsjahr den Höhenflug mit Aufträgen im Wert von 650 Millionen Euro. Daher werde FACC heuer auch eine Dividende ausschütten können, sagt Machtlinger.
Die Geschichte eines Steigflugs erzählte Machtlinger in den vergangenen Monaten bei Roadshows in den USA und Europa und weckte damit auch das Interesse weiterer Investoren. Der Kurs der Aktie hat sich innerhalb eines Jahres fast vervierfacht.
Machtlinger sagt, dass sich FACC derzeit auf die "dritte Phase der Mobilität", wie er es nennt, einstelle. "Die Straßen und öffentlichen Verkehrsmittel in den Großstädten sind heillos überlastet. Eine Möglichkeit, in kurzer Zeit garantiert von A nach B zu kommen, werden Lufttaxis mit Elektroantrieb sein. Daran forschen wir", sagt Machtlinger.
Wachsendes Servicegeschäft
FACC werde selbst kein OEM werden, also nicht selbst die Flieger herstellen, aber einen wesentlichen Beitrag dazu leisten, dass diese leicht und kostengünstig herstellbar werden, sagt der FACC-Chef, der das Geschäftsvolumen für Lufttaxis zunächst einmal mit zwei bis vier Milliarden Dollar weltweit einschätzt.
Ein zweites stark wachsendes Geschäftsfeld sehen die Innviertler in der Reparatur von Flugzeugen, die derzeit entweder von den großen Fluglinien selbst oder Drittanbietern durchgeführt wird. "Unser großer Vorteil ist, dass wir die Beschaffenheit der Teile genau kennen und daher schneller als andere sind", sagt Machtlinger. Wenn FACC das Umsatzziel von einer Milliarde Euro erreicht, sollen 70 Millionen Euro aus dem Reparatur- und Servicegeschäft kommen.
Trotz allem bleibt der Großflugzeugbau das Kerngeschäft von FACC. Es sei zwar denkbar, dass eine Boeing oder ein Airbus ohne FACC-Teile gebaut wird, "aber das macht keiner", sagt Machtlinger selbstbewusst. "Wir sind im Triebwerk, im Rumpf, auf den Tragflächen und im Innenraum vertreten." An 150 Aufträgen arbeite FACC, sagt Machtlinger und nennt als Beispiel den A350 von Airbus. Allein für die Innenausstattung gebe es 200 Fertigbauteile, die wiederum aus zahlreichen Einzelteilen bestehen. Insgesamt hat FACC mehrere hunderttausend Teile im Angebot.
Demnächst mehr Platz
Wie berichtet, wird im Innviertel weiter investiert. 70 bis 100 Millionen Euro sind bis 2019 vorgesehen, 2016/17 waren es 40 Millionen. Die Kapazitätserweiterung des Werks IV für die Triebwerksverkleidungen und des Werks II für die Innenausstattung gehen in den nächsten Monaten in Betrieb.
Von den 3450 Mitarbeitern arbeiten 3150 in Österreich und damit vor allem im Innviertel. "Derzeit holen wir wieder Arbeit ins Werk zurück, die wir teuer ausgelagert hatten", sagt Machtlinger. Mittelfristig werden 700 zusätzliche Leute benötigt. Dabei gelinge es ganz gut, Mitarbeiter zu bekommen. "Der Radius wird halt größer. Aber über internationale Netzwerke bekommen wir von überall Personal."
Für das demnächst auslaufende Geschäftsjahr hat FACC einen Umsatz von 740 bis 750 Millionen Euro angekündigt. Bereinigt um Einmaleffekte wird das Betriebsergebnis (Ebit) 45 bis 50 Millionen Euro betragen. Im Rechtsstreit mit Machtlingers Vorgänger Stephan gibt es noch kein Ergebnis.
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