Refco-Prozess: Bawag-Manager als Opfer?
WIENER NEUSTADT. Ex-Bawag-Chef Zwettler ist auch im Untreue-Prozess um 350 Millionen Euro verhandlungsunfähig.
Der erste Verhandlungstag im Prozess rund um einen 350 Millionen Euro schweren "Blitzkredit" der Bawag an den ehemaligen US-Broker Refco hat am Landesgericht Wiener Neustadt ohne den Hauptangeklagten, Ex-Bawag-Chef Johann Zwettler, begonnen. Der 78-Jährige ist bis auf Weiteres verhandlungsunfähig. Bereits im Prozess rund um die Karibik-Geschäfte hatte Zwettler fünf Jahre Haft bekommen, war aber wegen der genannten Gründe haftunfähig und bisher nie im Gefängnis gewesen.
Nun werden erneut Altlasten der Ex-Bank des ÖGB aufgearbeitet. Neben Zwettler sind die beiden früheren Vorstandsmitglieder Peter Nakowitz und Christian Büttner sowie ein weiterer Ex-Manager der Bank angeklagt. Allen vier Angeklagten wird Beitrag zum schweren Betrug sowie Untreue vorgeworfen. Alle bekannten sich am Dienstag für nicht schuldig. Der sogenannte "Blitzkredit" wurde im Oktober 2005 – an einem Sonntag – von der damaligen Gewerkschaftsbank Bawag an das US-Unternehmen Refco vergeben. Nur einen Tag später meldete Refco Konkurs an, das Geld aus dem Kredit konnte nicht wieder zurückgeholt werden.
Weiters hätten die Angeklagten Beihilfe zum Betrug durch Refco-Chef Phillip Bennett geleistet, führte die Staatsanwältin weiter aus. Denn sie hätten dabei geholfen, die Vermögenslage der Refco zu schönen, und so den damaligen Refco-Käufer, das New Yorker Investmenthaus Thomas H. Lee Partners, über die tatsächliche Finanzlage in dem US-Unternehmen getäuscht.
Die Verteidigung stellt das anders dar. Die Bawag-Manager seien selbst Opfer gewesen und von Bennett getäuscht worden. "Der Meis-terbetrüger" Bennett habe auch Bill Gates über den Tisch gezogen.