Von Thomas Cook wird in Österreich nicht viel bleiben
WIEN. Einzelne Hotels verlieren mehr als 100.000 Euro – Österreich-Gesellschaft ist weder sanierbar noch verkäuflich.
In Oberösterreich waren nur wenige Hotels über die Thomas-Cook-Marke Neckermann zu buchen. Mit der Pleite des Reiseveranstalters ist diese Vertriebsschiene verloren. Darunter sind der Aldiana Club in Ampflwang oder kleinere Anbieter am Wolfgangsee. Johann Kritzinger ist einer von ihnen. Er sagt im Gespräch mit den OÖN: "Ich bin ein kleiner Anbieter mit fünf Wohnungen. Natürlich verliere ich auch Geld, aber richtig heftig wird es für einzelne Häuser im Salzburgerland und in Tirol."
Dort, wo viele Briten Urlaub machen, ist auch der Anteil an Thomas-Cook-Buchungen hoch. Die Hoteliersvereinigung (ÖHV) spricht davon, dass jeder dritte befragte Betrieb Verträge mit dem bisher zweitgrößten europäischen Reiseveranstalter hatte. Übernachtungskosten von Juli und August plus jene der derzeit Urlaubenden seien noch offen.
In einzelnen Häusern könnte der Schaden 150.000 Euro und mehr ausmachen. "Für solche Betriebe kann es schon existenzgefährdend sein", heißt es aus der ÖHV. Dem Vernehmen nach arbeitet das Wirtschaftsministerium an einem Hilfspaket für besonders betroffene Betriebe. Die Tourismusobfrau in der Wirtschaftskammer, Petra Nocker-Schwarzenbacher, spricht von 10.000 bis 70.000 Euro drohender Ausfälle pro Haus.
Die Hoteliers wollen die reservierten Kontingente für die Wintersaison rasch frei bekommen. Diese sind vertraglich Thomas Cook zugesichert. Auch hier können 5000 Betten in einzelnen Häusern blockiert sein, heißt es in der Hoteliersvereinigung.
Video: Was die Cook-Pleite für Urlauber bedeutet:
Kaum verwertbares Vermögen
Gleichzeitig ist das eines der weniges Assets, also Vermögensgegenstände, die der Masseverwalter der Thomas Cook Austria, Günther Hödl, zu verwerten hat. Insider gehen davon aus, dass die Markenrechte (etwa für Neckermann) und das Veranstalter-Know-How bei der deutschen Muttergesellschaft liegen. Bis auf die Namen der Buchenden hat der Veranstalter auch keine wertvollen Kundendaten. Das ist in Deutschland anders, dort verfügt auch der Reiseveranstalter über die Daten – nicht nur das vermittelnde Reisebüro. Insider gehen nicht davon aus, dass es für die Österreich-Gesellschaft kaum Interessenten gibt. Die deutsche Mutter soll fortgeführt werden, ob es für diese Interessenten gibt, wird in der Reisebranche bezweifelt. Der deutsche Insolvenzverwalter sieht Zukunftschancen.
Gestern wurden auch die ersten Zahlen zur Dimension der Pleite in Österreich bekannt: Der AKV spricht von 17.000 Gläubigern und 57 betroffenen Arbeitnehmern. Die Aktiva von 41 Millionen Euro bestehen laut Creditreform fast ausschließlich aus Forderungen gegenüber Konzernfirmen, die Passiva liegen bei 33 Millionen Euro.
Zahlen und Fakten
- 25 Prozent der Österreicher organisieren laut Statistik Austria ihre Urlaube im Reisebüro. Jeder Zweite bucht zumindest einen Teil der Reise online. Flugreisen werden zu 70 Prozent online gebucht.
- 5,8 Millionen Österreicher unternahmen im Vorjahr in Summe rund 21,1 Millionen Urlaubsreisen. Beliebteste Ziele: Italien, Deutschland, Kroatien, Spanien.
Signa Holding: Kredit der Laura Privatstiftung im Visier der Justiz
Eferdinger Spedition KMC ist pleite
Automobilwirtschaft legt Forderungen und Wünsche an Politik vor
Keba Group übernimmt Ladespezialist EnerCharge
Interessieren Sie sich für dieses Thema?
Mit einem Klick auf das “Merken”-Symbol fügen Sie ein Thema zu Ihrer Merkliste hinzu. Klicken Sie auf den Begriff, um alle Artikel zu einem Thema zu sehen.
Kaum verwertbares Vermögen...warum wundert mich das nicht?
Mit etwas Eigeninitiative lässt sich so ein Theater vermeiden. Wir haben bei der spanischen Pension angerufen und dem Besitzer die Unterkunft angezahlt.
Dann den Flug extra gebucht und die Transfers per Taxi erledigt.
Kamen wesentlich günstiger davon als beim identen Katalogangebot :<))
Natürlich kann man sich das auch selbst organisieren, nur wenn dann zum Beispiel die Fluglinie Konkurs anmeldet bekommen sie nur die Konkursquote zurück, haben sie eine Pauschalreise gebucht, bekommen sie die gesamten Kosten ersetzt (sofern sie sich an die Gesetzlichen Bestimmungen bezüglich Anzahlung und Restzahlung gehalten haben). Dass es Billiger ist kann sein, muss aber nicht sein (Manche Hotels glauben mehr verlangen zu können wenn man selbst anfragt).