Fitnessbranche: "Kommen mit blauem Auge davon"
LINZ. Angeschlagen, aber nicht ausgeknockt: Die Fitnessbranche stemmt sich mit vereinten Kräften gegen Corona.
Fehlende Neukunden, verunsicherte Nutzer und Frustration und Angst vor neuerlichen Schließlungen setzen den Betreibern der rund 200 Studios in Oberösterreich zu.
"Wir werden heuer mit einem blauen Auge davonkommen", sagt Christian Prechtl, Betreiber der Injoy-Studios in Eferding und Ried im Innkreis und Sprecher der Branche in der Wirtschaftskammer Oberösterreich. Trotz der angespannten Lage kenne er noch keinen Unternehmer in der Branche, der das Handtuch geworfen habe. Familiengeführte Betriebe hätten es aber ungleich schwieriger als große Ketten, zumal in ländlichen Gebieten, so Prechtl. "Ich kenne kein Studio, das Neukunden gewonnen hat."
Optimistischer ist Gottfried Wurpes, Chef von The fitness company aus Leonding, Österreichs Generalimporteur des italienischen Fitnessgeräteherstellers Technogym. Das dreimonatige Zusperren der Studios habe bei den Österreichern die Lust auf Fitness gesteigert. "So leer wie im April und im Mai waren unsere Lager überhaupt noch nie. Im Endverbrauchermarkt haben wir unseren Umsatz verfünffacht", sagt Wurpes. Weil die Produktion in Italien drei Monate stillstand, gab es von Anfang März bis Ende Mai keine Neuware. Heuer werde das Unternehmen trotzdem mit einem Gewinn abschließen, so der Firmenchef. Zuletzt setzte The fitness company mit rund 50 Mitarbeitern mehr als 34 Millionen Euro um.
Kritik gibt es in der Branche an der 10-Personen-Beschränkung der Bundesregierung bei Indoor-Veranstaltungen. Dies betrifft Betreiber etwa bei Aerobic- oder Crossfitkursen. "Fitness ist kein Kontaktsport, und in Studios ist noch kein Cluster aufgetreten", sagt Prechtl. In dieselbe Kerbe schlägt Wurpes, der darauf verweist, dass es bis auf zwei Fälle in Niederösterreich bisher keine positiv Getesteten in Fitnessstudios gegeben habe.
"Wachstum wird anhalten"
Schon vor Corona war die Fitnessbranche stark gewachsen, was zu einem harten Verdrängungswettbewerb führte. Die beiden Experten gehen davon aus, dass das Wachstum anhält. Eine Sättigung sei noch lange nicht erreicht. "Die Leute wollen sich bewegen, und es ist erwiesen, dass Widerstandstraining das Immunsystem stärkt", sagt Wurpes. In Schweden habe die Regierung beim Ausbruch der Krise empfohlen, zwei Mal pro Woche zu trainieren, um Erkrankungen vorzubeugen. Prechtl verweist auf die Probleme in der Alters- und Gesundheitsvorsorge: "Ein Monatsabo im Qualitätsstudio kostet 100 Euro, ein Platz im Pflegeheim im Alter das Vielfache."
Was das Mühlviertel erfolgreich macht: Tourismus, IT und auch Bier
Umkämpfter Modehandel: "Manchmal musst du das Gegenteil tun"
Energie AG Oberösterreich erweiterte Führung im Erzeugungsbereich
Tabula rasa bei Abschreibungen beschert Lenzing 600 Millionen Verlust
Interessieren Sie sich für diesen Ort?
Fügen Sie Orte zu Ihrer Merkliste hinzu und bleiben Sie auf dem Laufenden.
Das ist sehr erfreulich - ich wäre davon ausgegangen, dass es jede Menge Studios zerbröselt. Sehr erfreulich, diese Nachricht!!