"Für mich wurde Freddie zu einem Idol"
Der Film "Bohemian Rhapsody" zeigt das Leben des "Queen"-Sängers Freddie Mercury.
Heute läuft in unseren Kinos eines der Filmereignisse des Jahres an. "Bohemian Rhapsody" zeigt 15 Jahre im Leben von Freddie Mercury mit der Kult-Band Queen, darunter den legendären Live-Aid-Auftritt im Londoner Wembley-Stadion im Jahr 1985. Der jetzt 37-jährige Rami Malek schlüpfte in die Rolle von Freddie – eine Leistung, die oscarverdächtig scheint.
OÖNachrichten: "Bohemian Rhapsody" wurde bereits 2010 angekündigt. Im Gespräch für den Darsteller von Freddie Mercury war zunächst Sacha Baron Cohen, dann tauchte der Name Ben Whishaw, Darsteller des Q in den James-Bond-Filmen, auf. Wieso wurden am Ende Sie ausgewählt?
Rami Malek: Grund war nicht, dass ich zuvor die frühere Dustin-Hoffman-Rolle in der Neuverfilmung von "Papillon" gespielt hatte, sondern meine Mitwirkung in der HBO-Serie "Mr. Robot". Dafür habe ich eine Emmy-Trophäe gewonnen und sogar Kevin Spacey geschlagen. Bei den Auditions war den Machern aufgefallen, dass ich für die komplexe Figur, die ich zu spielen hatte, Verwundbarkeit und Wärme ebenso wie Eiseskälte gut ausdrücken konnte.
Was wussten Sie vor Dreh- beginn über Freddie Mercury?
Wie sich herausstellte, herzlich wenig. Klar kannte ich die Hits von Queen. Doch ich hatte Freddie zum Beispiel noch nie sprechen gehört. Aber gut: Als die Einladung nach London kam, schwebte ich im siebenten Himmel. Und sie haben mich dort sozusagen gleich ins kalte Wasser geschmissen. Auf in die Abbey Road Studios! Dort wollten sie sogleich Bandaufnahmen machen. Ich musste in Anwesenheit des Queen-Gitarristen Brian May singen. Den habe ich bei dieser Gelegenheit zum ersten Mal getroffen, und er war ungemein hilfsbereit und freundlich.
Um es festzuhalten: Die Gesangsaufnahmen in "Bohemian Rhapsody" sollen ein Mix aus der Originalstimme von Freddie Mercury, Ihrer Stimme und der des Kanadiers Marc Martel gewesen sein?
Da haben die Tontechniker Geniales geleistet. Ich selbst kenne noch heute nichts auseinander.
Wie ging es nach den Londoner Proben für "Bohemian Rhapsody" weiter?
Ich flog noch einmal auf eigene Kosten nach London, besorgte mir einschlägige Literatur über Queen und jede Menge Mercury-Interviews, um seine Stimme intus zu kriegen. Auch führte ich längere Gespräche mit Queen-Mitgliedern. Und das Live-Aid-Konzert habe ich mir 100.000 Mal angeschaut. Mit einem Coach habe ich mir nicht nur die Sprechgewohnheiten des Freddie Mercury, er redete die Menschen zum Beispiel gerne mit "Darling" an, angeeignet, sondern auch die Körpersprache. Für den Dreh ließ ich mir natürlich einen Schnurrbart – nie zuvor hatte ich einen getragen – wachsen, und mein Gesicht wurde mit Prothesen in jenes von Freddie verwandelt. Natürlich bekam ich auch sein "Übergebiss" verpasst.
Muss eine Wohltat gewesen sein, es am letzten Drehtag wieder abzulegen.
Da fühlte ich mich auf einmal ziemlich nackt …
Freddie war erst 45, als er am 24. November 1991 starb. Wie würden Sie Freddie alles in allem heute beschreiben?
Es gab große Kontraste. Etwa seine private Schüchternheit und sein unglaubliches Selbstbewusstsein auf der Bühne. Ich bewunderte auch seine Großzügigkeit und Hingabe. Für mich wurde Freddie zu einem Idol, und ich habe ihn als Menschen lieben gelernt. Trotzdem, damit Sie mich richtig verstehen: Ich sitze hier und gebe Interviews nicht, weil ich Freddie Mercury bin, sondern weil ich ihn gespielt habe.
Welche Szenen waren für Sie am beeindruckendsten?
Die Aufnahmen des Live-Aid-Konzertes, die wir gleich am Anfang gemacht haben. Dafür wurde die damalige Bühne des Wembley-Stadions am Stadtrand von Hemel Hempstead, nordöstlich von London, in einem ehemaligen Fliegerhorst genau nachgebaut. Wir legten uns nicht nur mächtig ins Zeug, sondern hatten auch Spaß. Gwilym Lee, Darsteller des Brian May, pflanzte mich wegen meines Kostüms, und ich rief ihm zu: "Ach, du hast einen so großen Arsch!" Wir alle sind wie eine Familie geworden, und das Abschiednehmen war sehr traurig. Es war ein großes Vergnügen und ein großes Privileg, mit diesen Leuten zusammenarbeiten zu dürfen.
Gab es auch Szenen, die besonders schwierig waren?
Freddie war ein sehr großer Katzenfreund. Es ist im Film zu sehen, wie er sie verwöhnt und streichelt. Aber: der im Film war ich. Und ich habe eine Katzenallergie.
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