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Teufelsaustreibung in den Linzer Kammerspielen ohne Teufel drin

Von Silvia Nagl, 21. Oktober 2013, 00:04 Uhr
Teufelsaustreibung in den Linzer Kammerspielen ohne Teufel drin
Fast dämonische Präsenz Bild: Brachwitz

Premiere: „Hexenjagd“ von Arthur Miller ist garantiert nicht das geeignete Vehikel, um Angst und Hysterie im Heute zu diskutieren.

Der Text ist hinüber. Angestaubt, antiquiert, behäbig. Da hilft alles nix. Respekt vor dem Autor Arthur Miller (1915–2005), der Anfang der 1950er angesichts der am eigenen Leib erlebten Kommunistenhatz der McCarthy-Ära in Nordamerika „Die Hexenjagd“ geschrieben und dafür als Metapher die tatsächliche Hexenjagd in Salem Ende des 17. Jahrhunderts verwendet hat. Denn das war mit Sicherheit in den 50ern brandaktuell und eindrucksvoll.

Heute ist es erstaunlich, dass dieses Stück überhaupt auf den Spielplan genommen – und im Kontext von damals – gespielt wird. Geht es doch um pubertierende Mädchen, die aus Spaß an Lust nächtens im Wald tanzen, ertappt werden, sich danach in einer religiös-puritanischen Umgebung als vom Teufel besessen geben und die Dorfbewohner in einen Strudel aus Verleumdung und Tod ziehen. Natürlich kann wortreich interpretiert werden, dass Hysterie, Massenwahn, Angst vor Fremdartigem usw. ewig aktuell seien. Ja eh, aber dieses Stück ist garantiert nicht das geeignete Vehikel, diese Themen im Heute abzuhandeln. Noch unverständlicher ist es, solch ein altbackenes Stück zu programmieren, wenn es, wie diesfalls, in Kooperation mit dem 3. Jahrgang der Schauspielklasse an der Bruckner-Universität gespielt wird.

Sind da doch vier junge Schauspielerinnen mit dabei, die am Anfang ihrer Karriere stehen. Den talentierten, mit Selbstbewusstsein und fast damönischer Bühnenpräsenz in den Gruppenszenen auftretenden Damen Linn Sanders, Patricia Windhab, Alexandra Pernkopf und Sophia Haider würde ein Debüt im Landestheater in zeitgemäßeren Stücken besser anstehen. Sabrina Rupp als geiles, abgeklärtes Luder und Katharina Stehr als sich der Wahrheit zuwendende Leidende führen das Hexen-Sextett an.

So wie überhaupt das Ensemble in Regie von Ingo Putz respektable Leistungen zeigt. Thomas Bammer als feine Studie des Gottesfürchtigen mit Blick gen Himmel und gefalteten Händen, Gunda Schanderer als in moralischer Strenge erstarrte Statue, Bettina Buchholz als personifiziertes Elend. Georg Bonn wirkt manchmal derart verzweifelt, wie es nicht nur seine Rolle verlangt; und auch bei Sven-Christan Habich als keifendem Richter hat man den Eindruck, ihm gehe das langatmige Geschwätz ganz schön auf die Nerven. Auch Eva-Maria Aichner, Sebastian Hufschmidt, Erich-Josef Langwiesner bemühen sich redlich und überzeugend. Ja doch, alle Bühnenakteure – im imposanten weißen Bühnen-Palettenbau von Stefan Brandtmayr und von Cornelia Kraske je nach „Lager“ in Schwarz-weiß-Abstufungen gewandet – machen ihre Sache gut. Aber alle mitsammen haben es nicht verdient, in solch einem faden Stück mehr als zwei Stunden lang ihr Können zu vergeuden.

Hexenjagd: Landestheater Linz, Kammerspiele, Premiere 19.10.

OÖN Bewertung:

 

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