Altenfelden: Menschlichkeit gegen Hass und Hetze
„In diesen Containern dort ist nicht nur Schutt, sondern auch viel Menschlichkeit, Nächstenliebe und Privatinitiative drinnen“, sagte Altenfeldens VP-Bürgermeister Klaus Gattringer und zeigte auf die Brandstätte des Asylheimes, das in der Vorwoche in Brand gesteckt worden war. Laut Polizeiangaben kamen 350 Menschen zur Solidaritätskundgebung der SJ Altenfelden. Laut Veranstalter waren es gut doppelt so viele. „Wir werden der Gewalt nicht weichen und wir dürfen keine Angst haben vor den Menschen, die unter uns stehen (Asylwerber aus der Umgebung, Anm.). Nein, vor den Brandstiftern, da müssen wir Angst haben“, sagte Gattringer unter tosendem Applaus. Jenen Menschen, die Hilfe brauchen, müsse man Hilfe geben: „Wir müssen wieder lernen zu teilen und uns bewusst werden, dass es nicht unser Verdienst ist, dass uns der Storch zwischen Eichberg und Schweinsberg ins schöne Altenfelden hat fallen lassen.“
Alle Redner forderten die Abrüstung der Worte und wünschen sich ein Aufeinanderzugehen. „Jene, die im Bierzelt niveaulos die Massen aufhetzen, dürfen sich nicht wundern, wenn es brennt“, mahnte SP-Landesrat Reinhold Entholzer. Grünen-Landesrat Rudi Anschober sprach zu den Menschen, die aus der Umgebung, aber auch aus anderen Bezirken zur Kundgebung kamen: „Ich finde es großartig, dass wir hier sind. Das macht Hoffnung. Der Wiederaufbau des Hauses ist die richtige Antwort. Im August eröffnen wir das neue Haus und dann feiern wir gemeinsam.“
Junge engagieren sich
Organisiert wurde die Kundgebung von der SJ Altenfelden, allen voran der Vorsitzenden Agnes Hammerschmied. Die 18-Jährige war überwältigt vom Besucherandrang: „Wir haben nicht geglaubt, dass so viele kommen. Das macht mir Mut und Hoffnung. Danke allen, die da sind.“ Überparteilich sollte die Veranstaltung sein, und das war sie auch. Denn nicht nur die Landesräte Entholzer und Anschober kamen, sondern auch die Abgeordneten des Bezirkes Rohrbach waren fast geschlossen da – lediglich die FP blieb der Veranstaltung fern. Walter Haslmair von der örtlichen SP sprach von einem Riss, der durch die Gemeinde und sogar durch Familien gehe, und von einer Narbe, die der Brandanschlag hinterlasse: „Als Mediziner weiß ich, dass Narben nie ganz vergehen. Das ist auch gut, denn sie erinnern einen an das Geschehene.“ Nicki Leitenmüller von der Katholischen Jugend fand es sei Zeit, aufzustehen und aufeinander zuzugehen. Mit ihr gemeinsam – unterstützt von Steffi Poxrucker, die sich unter das Publikum mischte – sang Leitenmüller mit der Menge „We are the World“. Nachdem Reinhard Aumaier ein ergreifendes Gedicht vorgetragen hatte, kamen auch zwei junge Aslywerber zu Wort. So verriet der Iraner Sebeahr, der wegen seines christlichen Glaubens verfolgt wurde, dass er nach der Schule gerne Chirurg werden würde.
Heimatdichter Reinhold Aumaier trug folgendes Gedicht vor:
Oide fäda… neiche gräbn
A Ead
håmsa glei mitvabrennt
d`åfackla van flichtlingsheim
an Båtzn guade mühviala Ead
gråbntiaf afgrissn
zwischn de Leit
de söm ghearat
a glei mitafbaut…:
hi´broat
ågsamt
und so guat gossn
dass grea wieda afwåxt
afwåcht und wåchsåm bleibt
untan åfawe blaun himmö
iwas wieda afmare gmåchte
Brau`
Wäu Heaz- gegn Hetzbluat
g´heat pumpat… muas pumpan
sunst kråchts boi wieda
blitzt´s und brennt´s …
owa dånn
dånn owa wia net gscheit
und egadem: in Lånd
und mittn unta uns…
de friedvoi-ånschtändegn Leit
Tolles Signal in Altenfelden - Hunderte bei der Solidaritätsbekundung! pic.twitter.com/2nFCEXeZcf
— Rudi Anschober (@rudi_anschober) 5. Juni 2016
Ermittlungen auf Hochtouren
In der Nacht auf Mittwoch haben Unbekannte ein noch unbewohntes Asylheim in Altenfelden, Bezirk Rohrbach, angezündet. Derzeit laufen die Ermittlungen auf Hochtouren, wie Polizei-Pressesprecher Bernd Innendorfer den OÖN erklärt. Wie bereits berichtet, habenverdächtige Rechtsextreme ein Alibifür die Tatzeit.
Acht Ermittler, davon auch Verfassungsschützer, sind derzeit mit der Aufklärung beschäftigt und gehen auch Hinweisen aus der Bevölkerung nach. Jedoch "gibt es derzeit nichts konkretes", sagt Innendorfer.