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Nach Amoklauf: Angst im Mühlviertel

Von Thomas Fellhofer und Verena Gabriel, 28. Oktober 2024, 18:52 Uhr
Nach Amoklauf: Angst im Mühlviertel
Auch zwei Polizeihubschrauber helfen bei der Suche nach dem Verdächtigen. Bild: TEAM FOTOKERSCHI / ANTONIO BAYER

KIRCHBERG/DONAU, ARNREIT, ROHRBACH, ALTENFELDEN. Die Polizei fahndet nach Roland D. – der Jäger soll zwei Männer erschossen haben. Hunderte Beamte und zwei Hubschrauber sind im Einsatz, mehrere Menschen stehen unter Polizeischutz.

Die Meldung von einem mutmaßlichen Doppelmord versetzte die Menschen in den betroffenen Gemeinden in Schockstarre. Auf den Straßen war fast niemand anzutreffen, und auch in den Vorgärten herrschte trotz des schönen Wetters weitgehend Stille. In Kirchberg ob der Donau konnte kaum jemand glauben, dass der Bürgermeister erschossen worden sein soll. Auch in Arnreit saß der Schock über den Tod des beliebten Jägers und Sportfunktionärs Josef H. tief.

„Der Mann dürfte äußerst gefährlich und bewaffnet sein“, schreibt die Landespolizeidirektion in ihrer Öffentlichkeitsfahndung. Sie sucht nach Roland D., er dürfte mit einem silbernen VW Caddy unterwegs sein. Der 56-Jährige soll am Montag in den Morgenstunden im Bezirk Rohrbach zwei Männer getötet haben.
Ein Opfer ist der Bürgermeister von Kirchberg ob der Donau, Franz Hofer (VP). Er dürfte laut Ermittlern Montagfrüh am Haus des Verdächtigen vorbeigefahren sein, der Täter dürfte den Ortschef verfolgt haben. In der Altenfeldner Ortschaft Fraunschlag soll es dann zur Konfrontation gekommen sein. Hofer versuchte wohl noch vergeblich zu flüchten. Er wurde später tot auf einem Feld wenige hundert Meter von der Bundesstraße entfernt gefunden, heißt es von der Polizei.

Das zweite Opfer, Josef H., stammt aus Arnreit. Ebenso wie Bürgermeister Hofer war auch er als Jäger aktiv. Als mögliches Motiv für die Bluttat gilt ein lange schwelender jagdrechtlicher Streit.

Anzeige vor dem Amoklauf

Jäger aus der Region berichten den OÖN, dass es bereits seit längerem Probleme mit dem Verdächtigen gegeben haben soll. In seinem Leben habe sich alles um die Jagd gedreht, hieß es. Er soll sich auf die Fallen- und Raubwildjagd spezialisiert haben und soll seine Fallen auch in fremden Revieren ausgelegt haben. Auch von Wilderei war die Rede. Kurz vor der Bluttat soll der Verdächtige wegen des Verdachts des unwaidmännischen Verhaltens angezeigt worden sein, hieß es. Bei zwei der drei Anzeigenden dürfte es sich um die Opfer gehandelt haben. Dem Verdächtigen war dem Vernehmen nach bereits vor etwa zehn Jahren von den Behörden vorübergehend die Jagdkarte entzogen worden, nun soll aufgrund der Anzeigen ein neuerlicher Entzug im Raum gestanden sein. 

Als am Montag die ersten Meldungen des Amoklaufs die Runde machten, warnten sich die Jäger gegenseitig über WhatsApp: Jeder, der ein Problem mit dem Verdächtigen hatte, sollte sich lieber verstecken und die Polizei kontaktieren. Unweit der beiden Tatorte hatte die Polizei provisorisch eine Einsatzzentrale errichtet. Fahnder des Landeskriminalamtes waren vor Ort, ebenso Beamte des Einsatzkommandos Cobra. Bei der Fahndung nach dem flüchtigen Verdächtigen waren am Montag auch zwei Hubschrauber im Einsatz.

Bildergalerie: Bürgermeister von Kirchberg ob der Donau erschossen

Bürgermeister von Kirchberg ob der Donau erschossen
(Foto: TEAM FOTOKERSCHI / ANTONIO BAYER (TEAM FOTOKERSCHI / ANTONIO BAYER)) Bild 1/17
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Die Bezirkshauptmannschaft (BH) Rohrbach wurde am Montagvormittag aus Sicherheitsgründen geschlossen, der Parteienverkehr eingestellt. Die Schließung erfolgte, weil jagdrechtliche Streitigkeiten der Auslöser für die Tat gewesen sein könnten. Eine Mitarbeiterin der BH Rohrbach soll unter Polizeischutz stehen. Sie ist nicht die Einzige: Auch für andere Personen, darunter den Altenfeldner Bürgermeister Klaus Gattringer, traf die Exekutive Schutzvorkehrungen. Nachdem sein Amtskollege tot aufgefunden worden war, wurde der VP-Ortschef über die Gefahrenlage informiert. Als ihn die OÖN gegen 13 Uhr am Handy erreichten, war er kurz angebunden. Er befinde sich inmitten dutzender Polizisten und sei in Sicherheit, sagte Gattringer.

„Niemand traut sich hinaus“

Der Bürgermeister von Arnreit, Heinz Kobler, stand unterdessen im Dauereinsatz. Denn das zweite Todesopfer, der 64-jährige Josef H., war nicht nur Gemeindebürger, sondern hatte vor seiner Pensionierung auch denselben Beruf ausgeübt. Kobler ist hauptberuflich Polizeibeamter, war den ganzen Tag an der Fahndung beteiligt. Ein Bewohner aus Arnreit beschrieb die Angst, die in der Gemeinde umgeht: „Bei uns steht alles still, niemand traut sich aus dem Haus.“
Auch die Eingangstür zum Stadtamt Rohrbach-Berg wurde sicherheitshalber geschlossen. „Solange die Situation so unklar ist, bleibt die Tür zu“, sagte der Rohrbacher Bürgermeister Andreas Lindorfer (VP) am Montag. 

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Autor
Thomas Fellhofer
Lokalredakteur Mühlviertel
Thomas Fellhofer
Autorin
Verena Gabriel
Verena Gabriel

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