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Eine Ikone der Kaiserstadt

Von Bert Brandstetter, 23. Juli 2019, 00:04 Uhr
Hildegard Zauner
Hildegard Zauner Bild: privat

Im Himmel werde es eine Konditorei geben, vermutete Alt-Landeshauptmann Josef Pühringer bei seiner Grabrede für die Seniorchefin im Zauner.

„Aber eine mit Raucherzimmer“, spielte Pühringer auf den unstillbaren Hang der legendären Geschäftsfrau zu Zigaretten an.

Gärdi, wie sie von Alt und Jung genannt wurde, stammte aus Südböhmen nahe Budweis. Nach dem Zweiten Weltkrieg musste die sudetendeutsche Lehrerfamilie ihre Heimat verlassen und kam nach Stuttgart. Dort schloss Gärdi das Gymnasium ab und wurde Sportlehrerin. Ein Unfall beim Turnen stoppte jedoch ihre Karriere, weshalb sie auf Hauswirtschaft umsattelte und wieder zu unterrichten begann.

Besuch bei der Cousine

Bad Ischl sah sie zum ersten Mal, als sie mit 23 eine dort lebende Cousine besuchte. Zehn Jahre später kam sie wieder, sah den verwitweten Chef der Konditorei Zauner, Richard Kurth, und gab ihm wenige Monate später in der Ischler Pfarrkirche St. Nikolaus das Ja-Wort.

Das Glück der beiden dauerte nicht lange. Kurth starb nach nur neun Jahren Ehe 1971. Von da an führte Hildegard das Regiment in der traditionsreichen Konditorei ganz alleine. Das Geschäft, das sie, meist an der Kassa sitzend, mit strenger Hand dirigierte, wurde für sie der absolute Lebensmittelpunkt. 1982 änderte sie ihren Namen auf Zauner. „Sie wurde zur Ikone und zur Institution“, sagte Josef Pühringer bei ihrem Begräbnis, „Frau Zauner zu heißen war zum Ehrentitel geworden.“

Dabei trug sie längst jede Menge offizielle Auszeichnungen, Präsident Christoph Leitl ernannte sie zur Kommerzialrätin und stattete ihr immer wieder gerne Besuche ab, auch, als sie nicht mehr täglich im Geschäft sein konnte. Zuvor erlangte sie sogar Berühmtheit im Wiener Simpl, als der Kabarettist Michael Niavarani einmal spaßig fragte, ob Gärdi Zauner denn noch immer hinter der Kassa sitze.

Großes Getue war der Gärdi zuwider. Ihrem Auftrag zufolge hatten die Reden bei der Eröffnung der Operettenfestspiele kurz und bündig zu sein, und „daran haben wir uns dann alle gehalten“, sagt der Ischler Bürgermeister Hannes Heide. Der Mitarbeiter Josef Ferner wurde im Haus nach und nach ein immer wichtigerer Partner, sodass ihn die kinderlos gebliebene Hildegard Zauner adoptierte, um den Namen zu erhalten. „Sie war mir wie eine echte Mama, wiewohl ich zu meiner leiblichen Mutter immer eine gute Beziehung hatte“, sagt Josef Zauner.

Außerhalb der Konditorei gab es wenig für Gärdi Zauner. Kultur habe sie gemocht, vor allem aber hatte sie ein Herz für Tiere und für soziale Anliegen. Dorthin flossen ihre Spenden, bedürftige Ischler Familien freuten sich regelmäßig über großzügige Weihnachtspakete. Hildegard Zauner wurde vergangene Woche unter großer Anteilnahme in Bad Ischl begraben.

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Autor
Bert Brandstetter
Bert Brandstetter
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