Tiefe Trauer um Bergsteiger-Ehepaar: "Sie waren erfahren wie kaum jemand"
WEYREGG, GMUNDEN. Am Hochlecken tödlich verunglückt sind Karin und Alois L. aus Weyregg. Trauer und Fassungslosigkeit herrschen in der Gemeinde und bei alpinen Vereinen im Salzkammergut.
"Das ist ein sehr schwerer Verlust für uns", sagt Stefan Reif, Obmann des Alpenvereins Neukirchen. Er kannte das verunglückte Ehepaar gut, Karin und Alois L. waren jahrelang aktive Mitglieder des Vereins. Karin (53) war Tourenbegleiterin.
"Sie war ein lebensfreudiger Mensch, viel unterwegs, sehr sportlich", erzählt Reif. Ihr Ehemann Alois (56) stand ihr in sportlicher Hinsicht in nichts nach, im Gegenteil: Er war Mitglied des "AUSPO-Teams", eines kleinen Gmundner Vereins für Ausdauerathleten aus dem Salzkammergut. Alois L. war Sieger des ersten Bergmarathons, bestritt diesen 21 Mal, war bester Österreicher in seiner Altersklasse beim Ultra-Trail-du-Mont-Blanc und verzeichnete viele weitere beachtliche sportliche Erfolge.
Den Auf- und Abstieg vom Hochleckenhaus (1572 Meter) hat das Ehepaar schon dutzende Male geschafft. Am sonnigen Samstag brach es wieder auf, kehrte aber nicht mehr zurück. Einer der zwei routinierten Skitourengeher dürfte auf der festgefrorenen Schneedecke ausgerutscht und den anderen mit in die Tiefe gezogen haben. 200 Höhenmeter fiel das Ehepaar über sehr steiles Gelände ab, unter anderem über eine 20 bis 30 Meter hohe Felsstufe. Die beiden dürften beim Aufprall sofort tot gewesen sein, so die Polizei.
In ihrer Heimatgemeinde Weyregg und in vielen (alpinen) Vereinen herrschen Trauer und Fassungslosigkeit, waren die beiden doch erfahrene Bergsteiger. Vor allem Alois L. kannte man in der Szene. "Er war einfach ein Bergmarathon-Urgestein, höchst erfahren, höchst sportlich. Er war ein Ausnahmeathlet, ein sensationeller Freund und ein Vorbild", erzählt ein Freund des Ehepaars, der anonym bleiben möchte, hörbar gerührt.
Auch Bergmarathon-Organisationschef Harald Buchinger beschreibt Alois L. als einen "lustigen, ehrgeizigen Menschen". Er sei aber nie verbissen, sondern ein bedachter Sportler gewesen, der keine waghalsigen Risiken einging.
Schneedecke wurde "Eispanzer"
Dem Ehepaar dürfte die pickelharte Schneedecke zum Verhängnis geworden sein. "Es hat am Freitag geregnet, in der Nacht gab es minus sieben Grad. Die Schneedecke im alpinen Gelände war daher wie ein Eispanzer", sagt Hannes Spiesberger, Hochlecken-Skiliftbetreiber, der am Samstagabend bei der Suche nach dem abgestürzten Ehepaar half. Erfahren wie es war, war das Ehepaar L. gut ausgerüstet, mit Steigeisen und festem Schuhwerk.
> Video: Ehepaar stürzte 200 Meter tief ab - tot
"Eine Gruppe Skitourengeher hat gesehen, wie die beiden heruntergestürzt sind", sagt Alpinpolizist Franz Besendorfer. Die Gruppe verständigte daraufhin die Einsatzkräfte. 16 Bergretter, ein Polizei- und ein Notarzthubschrauber, zwei Alpinpolizisten und der Skiliftbetreiber begaben sich auf die Suche. Geborgen wurden die Toten erst am Abend. "Der Hubschrauber wurde bei der Bergung nicht mehr eingesetzt, weil es schon zu finster war", sagt Michael Babl, Polizeipressesprecher. Abtransportiert wurden sie von der Bergrettung. Pädagogin Karin und Voest-Alpine-Mitarbeiter Alois L. hinterlassen zwei Söhne.
Noch am Abend veröffentlichte der Skiliftbetreiber Hochlecken auf Facebook eine Warnung, in der vom Auf- und Abstieg vom Hochlecken-Haus abgeraten wird. "Das bezieht sich auf das freie Gelände, nicht auf das Skigebiet", wurde betont. (mala)
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