Was über den Ablauf der Amoktat im Mühlviertel bisher bekannt ist
ALTENFELDEN/ARNREIT. Seinem ersten Opfer lauerte Roland Drexler auf, das zweite richtete er im Wohnzimmer hin.
Es ist Gegenstand der laufenden Ermittlungen, ob der gesuchte mutmaßliche Doppelmörder Roland Drexler (56) am Montagvormittag zwei Jäger, mit denen er Streit gehabt hatte, "spontan" erschossen hat oder seine Bluttaten geplant waren.
Zeugen im Bereich eines Fußpflegestudios in der Ortschaft Fraunschlag sahen zuerst, wie vor dem Geschäftslokal etwa gleichzeitig zwei Männer aus ihren Autos ausstiegen. Demnach schoss Drexler unvermittelt, ohne einen Wortwechsel, mit einer Faustfeuerwaffe auf sein Opfer, den Jäger und Bürgermeister von Kirchberg ob der Donau, Franz Hofer.
Der 64-Jährige sei auf dem Weg zu dem Studio gewesen und vom Täter "offenbar abgepasst" worden, informierte Landeskriminalamtschef Gottfried Mitterlehner.
"Holt die Polizei"
Der 64-Jährige lief in Zickzacklinien auf einer abschüssigen Wiese davon, rannte um sein Leben. Drexler soll daraufhin aus seinem Auto sein Gewehr geholt haben. „Holt die Polizei!“, rief der fliehende Ortschef noch, ehe er aus dem Blickfeld der Beobachter verschwand – und der Verfolger seinen letzten Schuss abfeuerte und Hofer tödlich am Kopf traf. Es war ungefähr 8.15 Uhr.
Video: Chronologie der Bluttaten
Drexler fuhr daraufhin mit seinem silberfarbenen VW Caddy (Kennzeichen RO-231 EL) davon. Sein nächstes Ziel war offenbar die Gemeinde Arnreit, wo der 64-jährige Josef H., pensionierter Polizist und Jäger, wohnte. Das Wohnhaus liegt vom ersten Tatort nur wenige Kilometer entfernt.
Mühe, in das Haus zu kommen, dürfte der Täter nicht gehabt haben. Die Haustür stand offen, der Schlüssel steckte innen, als gegen 10 Uhr dort die ersten Polizisten eintrafen. Weil sich im Haus niemand meldete und auch ein Anruf bei dem früheren Kollegen nichts brachte, ging ein Polizist hinein und fand die Leiche des Pensionisten. Der 64-Jährige war in seinem Wohnzimmer erschossen worden. Er wurde durch einen Kopfschuss getötet, für den der Täter die Faustfeuerwaffe benutzte.
Bildergalerie: Amoklauf im Mühlviertel: Polizei fahndet weiter nach Verdächtigem
Galerie ansehenDrexler sei "sehr, sehr gefährlich", so die Warnung der Polizei. Wer ihn sieht, soll sofort den Notruf 133 wählen und keinesfalls Kontakt mit ihm aufnehmen.
Video: Vor Ort-Bericht über die Alarmfahndung im Mühlviertel
Der passionierte Jäger ist bewaffnet, vermutlich hat er zwei Gewehre und die erwähnte Faustfeuerwaffe bei sich. Denn genau diese legalen Waffen fehlten in seinem Arsenal, als die Polizei seine Wohnung durchsuchte.
Die beiden erschossenen Männer hatten Drexler wegen jagdrechtlicher Vergehen angezeigt, heuer im Frühjahr und zuletzt am 22. Oktober. Der 56-Jährige soll beispielsweise vorschriftswidrig Wild angefüttert haben. Laut Experten kann dies zum Verlust der Jagdberechtigung führen, was ein Motiv für den als fanatischen Jäger beschriebenen Drexler gewesen sein könnte, sich zu rächen.
50 Personen unter Polizeischutz
Aus dem Umfeld Drexlers heißt es, er habe mit seiner Familie gebrochen. Seit Jahren sei er als "problematisch" und "jähzornig" bekannt. Seine Angehörigen zählen zu jenen rund 50 Personen, die unter Polizeischutz stehen, vor allem sind es Mitglieder der Jägerschaft.
Drexlers zwei Jagdhunde wurden lebend an einem seiner Wohnsitze gefunden, wie auch seine Handys. Seine Spur verliert sich auf der B 127. Es ist möglich, dass er sich ins benachbarte Ausland abgesetzt hat. Die Polizeibehörden in Bayern und Tschechien wurden bereits informiert.
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