Der vergessene Märchenwald im Almtal
GRüNAU IM ALMTAL/WELS. Rapunzel lässt zwar zur Begrüßung immer noch ihr Haar herunter, wirklich glücklich sieht sie dabei aber nicht mehr aus. Und auch die junge Prinzessin wartet vergeblich darauf, den reizlosen Frosch endlich gegen die Wand werfen zu können, um seine Verwandlung in einen hübschen Prinzen zu beschleunigen – er ist schon vor langer Zeit davongesprungen.
Vor wenigen Jahren sah das noch ganz anders aus. Im Sommer 2018 war die hölzerne Brücke zum Märchenwald im Schindlbachtal, sieben Kilometer vom Ortszentrum Grünau entfernt, noch nicht von Absperrbändern umgeben. Auf dem großen Parkplatz herrschte noch kein Verbot und die liebevoll handgeschnitzten Figuren mussten noch keine Angst haben, jeden Moment Kopf oder Beine zu verlieren. Von einem "zauberhaften Erlebnis für Kinder in purer Natur" sprachen jene, die den Märchenwald besuchten – und sie kamen gerne wieder.
"Lost Places Österreich"
Zwei Kilometer war der Rundweg lang, der kleine und große Besucher in eine Fantasiewelt führte. Spielplatz und Kneippanlage inklusive. Jetzt ist das Gelände von Pflanzen überwuchert, ein Betreten durch den zunehmenden Verfall der Figuren und Gebäude zu gefährlich geworden.
An der Kassa hängt noch die letzte Preisliste: 3,20 Euro für Erwachsene, zwei Euro für Kinder. Bis kurz vor seinem Tod arbeitete Kasberg-Pionier Friedrich Drack noch täglich im Märchenwald, danach fand sich niemand mehr, der das Ausflugsziel betreute. Trotzdem hat der Märchenwald, der durch die Schließung des angrenzenden Gasthauses einen herben Rückschlag erlitten hatte, nicht nur nostalgische Fans, sondern auch neue: In Foren im Internet taucht er seit Kurzem immer wieder als "Lost Place" auf, wurde zuletzt auch unter die "Lost Places Österreich" gereiht. Denn der Anblick sei nun eher mit einem "Gruselwald" vergleichbar.
Dass die Anlage in naher Zukunft reaktiviert wird, ist unwahrscheinlich. Zumindest nicht ohne die Errichtung eines neuen Hotels. Ein konkretes Projekt liegt seit geraumer Zeit in der Schublade des Schartners Herbert Peterstorfer, Geschäftsführer einer Baufirma und durch seine Tätigkeit als Obmann des Alpenvereins Wels eng mit dem Almtal verbunden (Welser Hütte, Almtalerhaus).
Am Standort des ehemaligen Gasthauses soll ein Hotel mit 140 Betten entstehen. Das Konzept ist auf "Waldness" und "Erholung" ausgerichtet. Das Gasthaus verfügt über eine touristische Widmung, die Widmung einer größeren Fläche sei bislang aber an Gemeinde und Land gescheitert, sagt Peterstorfer.
Bis Ende dieses Jahres hat Peterstorfer als Bauträger noch Zeit, einen Investor und Betreiber zu finden, dann läuft der bisherige Vertrag mit dem Grundstückseigentümer aus. Dieser verkaufe das Grundstück zwar nicht, habe aber das Baurecht eingeräumt. "Der Märchenwald könnte dann rekultiviert werden. Viel wichtiger wäre ein Hotel aber für das Skigebiet", sagt Peterstorfer, der sich von der Gemeinde bei seinen Plänen nicht unterstützt fühle. "Bevor das Chaletdorf nicht fertig ist, können und wollen wir nichts anderes anfangen", sagt Klaus Kramesberger, Bürgermeister von Grünau (SP). Die abgelegene Lage im Schindlbachtal sei zwar außergewöhnlich, im Winter aber eine große Herausforderung für alle Beteiligten.
Der Märchenwald ließe sich zudem nicht einfach "herrichten": "Es ist alles verfallen, da müsstest du vieles, wenn nicht sogar alles, neu machen", sagt Kramesberger.
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