Name: Franziska Reisinger
Alter: 14
Schule: BRG Wels Wallererstra?e
Klasse: 4A
Leises Ticken der Wanduhr, viele verschiedene Kinderstimmen aus dem Nebenzimmer und das Geräusch wackelnder Wände, das von der gegenüberliegenden Fabrik ausgelöst wird, können aus dem Zimmer der 14-jährigen Franziska wahrgenommen werden.
Jeden Tag in der Früh stehen alle Familienmitglieder Reisinger um die gleiche Zeit auf, und sitzen gemeinsam am Esstisch. ,,Bei den Hauptmahlzeiten ist eigentlich die einzige Zeit, wo wir uns alle sehen und uns dann Sachen erzählen, die über den Tag so passiert sind, oder zum Beispiel beim Frühstück besprechen wir, wie der Tag für alle aus der Familie ablaufen muss‘‘, berichtet Bernd, der Papa.
Nach dem Frühstück gehen alle Vier in andere Räume. Sonja, die Mutter, verschwindet in ihrem Behandlungszimmer um die letzten Vorkehrungen zu treffen, bevor der Patient zur energetischen Behandlung oder zum Massieren eintrifft. Viermal in der Woche fährt sie auch in die Ordination eines Allgemeinmediziner, wo sie als Ordinationsgehilfin arbeitet. Bernd geht zur gleichen Zeit hinunter in sein Büro, um dort seine Arbeit zu verrichten. Vor dem Lockdown pendelt er unter der Woche immer zwischen Wien und Innsbruck, doch jetzt ist das alles nicht mehr möglich. Stattdessen arbeitet er auf seinem riesigen Schreibtisch mit einem weit-entwickeltem Computer, mehreren Monitoren und einem I-Pad an seinen Projekten von Zuhause aus. Nicht nur er muss an geplanten Teams Meetings teilnehmen. Franziska besucht derzeit die 4. Klasse des BRG Wels Wallererstraße, Antonia hat gerade erst dort angefangen und ist Erstklässlerin. Die beiden müssen ebenfalls den ganzen Vormittag digital online sein, um für die Lehrer erreichbar zu sein, um an Meetings teilnehmen zu können und damit sie die Arbeitsaufträge auf Moodle erledigen können.
,,Jeden Tag am Abend räumen wir unser Zimmer auf und ordnen die Schulunterlagen, da wir während des Tages einfach schon komplett den Überblick verlieren und wir uns auch nicht mehr auskennen, was wir erledigt haben und was nicht. Doch irgendwie ist es bedauerlich, denn nach ungefähr zwei Stunden Arbeit, sieht es genauso furchtbar aus wie am Vortag vor dem Aufräumen‘‘, erklären die Geschwister.
Meist anfangs der fünften Unterrichtseinheit wird der Bann der Stille gebrochen, indem einer der beiden Elternteile kurz bevor sie kochen den Geschirrspüler ausräumen. Der Geruch von frisch gekochtem Essen verbreitet sich über das Stiegenhaus im ganzen Haus. Wenn dies passiert, wissen sie, dass es bald etwas Leckeres zu essen gibt und sie endlich eine Pause einlegen können. Dann gegen eins um die Mittagszeit sitzen alle Familienmitglieder wieder beisammen, essen in Ruhe und reden über Gott und die Welt.
Zurück in Franziskas Zimmer, hört man nun das kleine Kätzchen schon von weitem schnurren und schlafen. Sie liegt jeden Tag bei ihr im Zimmer. ,,Vielleicht einfach zur Beruhigung das ich weiß, dass man diese Situation auch mit Entspannung überwinden kann, und man nicht alle Schulsachen strikt nacheinander abarbeiten muss, sondern man flexibel sein kann und sich selbst die Reihenfolge der Arbeitsaufträge einteilt. Das Tolle daran ist, dass man nach den erledigten Aufgaben sofort an die frische Luft gehen kann und nicht erst warten muss, bis die eigentliche Schule aufhört.‘‘, sagt Franziska voller Begeisterung zum Abschluss.