Diese Fünfte Bruckners war tatsächlich ein Griff nach den Sternen
Das Altomonte-Orchester unter Dirigent Rémy Ballot überzeugte beim Höhepunkt der Brucknertage in St. Florian.
Bruckners V. Symphonie, die beim Symphoniekonzert im Rahmen der Brucknertage am Freitag in der Stiftsbasilika St. Florian zu erleben war, ist zweifelsohne eine der bemerkenswertesten Schöpfungen des Ansfeldner Meisters, bei der er – ganz nach dem Motto des Festivals – nach den Sternen griff.
Ein Werk, das in seiner ganzen Anlage aus einer Keimzelle herauswächst, das immer wieder schon gehörtes Material aufgreift, neu in Beziehung setzt und so die vier Sätze zu einer musikalischen Einheit verschmelzen lässt.
Musik, die an die Grenzen der Vorstellungskraft geht, die die wohlgeordnete polyphone Architektur überhöht und zu einer dichten, wahrscheinlich für manche Ohren kaum durchdringbaren Struktur verwebt, die kunstvoller wohl kaum vorstellbar wäre und Raum für allerlei esoterische Betrachtungen schafft, die die Rezeption dieser Symphonie mit Superlativen belasten.
Gewisse Heiligenanbetung
Dabei braucht man nur aufmerksam zuzuhören und sich in den Kosmos wie von einem Strudel hineinziehen lassen. Das funktioniert nur dann besonders gut, wenn ein Dirigent wie Rémy Ballot am Pult steht, der zwar einer gewissen Heiligenanbetung nicht ganz abgeneigt ist, der es aber versteht, die zweidimensional auf dem Papier entworfene Architektur in raumfüllende Klänge zu verwandeln und dabei die Musiker voll und ganz mitzureißen. Denn das Altomonte-Orchester ist in dieser stark vergrößerten Form kein gewachsener Klangkörper, sondern ein Telefon- oder WhatsApp-Orchester. Da ist nicht sicher, ob das Zusammenspiel wirklich funktioniert, ob sich die für ein derartiges Werk notwendige Homogenität einstellt. Und dafür braucht der Dirigent ein Übermaß an Suggestionskraft, um motivierend und begeisternd alle an einem Strang ziehen zu lassen.
Pure Klangpracht
Schon die ersten Takte der Einleitungen klangen nicht zufällig passierend, sondern minutiös geplant, und jede sich steigernde Entwicklung schien auf beiden Seiten genau programmiert und doch mit der gewissen Spannung des momentanen Geschehens auf der Bühne ein richtiges Maß an Freiheit atmend.
Derart gelang eine rundum überzeugende, klanglich dem Raum ideal angepasste und stilistisch subtil ausformulierte Interpretation, die in ihrer unaufgeregten und nie ins Pathetisch-Pompöse kippenden Inszenierung dem ästhetischen Schönheitsideal folgte und Klangpracht pur servierte.
Über Tempi bei Bruckner kann man streiten, und Rémy Ballot ließ sich schon manchmal gehörig Zeit, aber wenn es dabei machbar ist, die Spannung zu halten, dann kann auch übersinnliche Langsamkeit beeindrucken.
Brucknertage: Symphoniekonzert mit dem Altomonte Orchester, Bruckners V.
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