Oberösterreicher spielt an der Seite des Violin-Paradiesvogels

"Er fetzt wie ein James-Brown-Rhythmusgitarrist, kann die Gitarre aber auch wie Carlos Santana oder Jimmy Page spielen. Ein phänomenales Talent mit großem Charisma." Das sagt der britische Violin-Paradiesvogel Nigel Kennedy (siehe unten) über Julian Buschberger aus St. Martin im Mühlkreis. Der 22-jährige Gitarrist steht am 23. April gemeinsam mit dem Klassik-Superstar auf der Bühne des Musiktheaters, wenn der Engländer sein neues Programm "Nigel Kennedy plays Jimi Hendrix" in Linz vorstellt.

Ein kleiner Club im bayerischen Straubing, ein entspannter Kennedy, der sich nach seinem Auftritt beim Bluetone-Festival ein Weißbier gönnt, auf der Bühne ein schmaler Bursch aus Oberösterreich, der Hendrix-Songs zum Niederknien darbietet – so begann im Sommer vor zwei Jahren die Geschichte einer ungewöhnlichen musikalischen Partnerschaft.

"Es war eine Mordsgaudi"

"Es war eine Mordsgaudi, wir haben bis sechs Uhr in der Früh gejammt und uns unterhalten. Ein paar Wochen später kam eine SMS von Nigel. Er wollte wissen, ob ich bei seinem neuen Hendrix-Projekt mitspielen möchte", sagt Buschberger im OÖN-Gespräch. Der Absolvent des Linzer Pop-BORG in der Honauerstraße wollte natürlich – und saß einige Monate später im Flugzeug nach Polen. Dort besitzt Kennedy, dessen Einspielung von Antonio Vivaldis "Vier Jahreszeiten" aus dem Jahr 1989 bis heute als erfolgreichstes Klassik-Album aller Zeiten gilt, ein Haus, das auch als Proberaum fungiert.

Die Sessions waren außergewöhnlich: "Es gab nichts zum Vorbereiten, keine Noten. Nigel hat eingezählt: oOne, two, three, four… und jeder hat drauflos gespielt." Für Buschberger, als Fan mit dem Oeuvre von Jimi Hendrix bestens vertraut, kein Problem. Denn: "Ich spiele Hendrix, wie ich es fühle. Es geht nicht darum, ihn eins zu eins zu kopieren. Nigel arrangiert Hendrix’ Songs stark um, setzt sie neu zusammen."

Nach zwei Tagen Probe mit der aus zwei Engländern und zwei Polen bestehenden Kennedy-Band standen bereits die ersten Konzerte in London auf dem Programm, danach eine Europa-Tournee. Eine Konzertreise, die den 22-Jährigen, der besonders für Hendrix’ "Axis: Bold As Love"-Album schwärmt, kommende Woche in die Heimat führen wird. Buschberger: "Alle Freunde reden mich ständig drauf an, die Familie ist auch schon schwer aufgeregt. Meine Eltern haben mich ja noch nie das Hendrix-Programm spielen sehen. Das wird ein lässiger Abend!"

 

Nigel Kennedy: Klassik-Star, Punk, und Aston-Villa-Fan

Er ist der Punk unter den Geigen-Virtuosen: Nigel Kennedy. Mit sechs bekam der am 28. Dezember 1956 in Brighton als Sohn eines Cellisten und einer Klavierlehrerin geborene Kennedy seine erste Geige, mit sieben erhielt er ein Stipendium der Yehudi Menuhin School, bevor er mit 16 Schüler an der Juilliard School of Music in New York wurde.

1977 feierte er sein Debüt als Konzertgeiger mit dem "Royal Festival Hall Orchestra" unter der Leitung von Riccardo Muti. Seine Einspielung von Vivaldis "Vier Jahreszeiten" wurde 1989 mit mehr als drei Millionen verkauften Exemplaren zum bestverkauften Klassikalbum aller Zeiten. Der für seinen Irokesenschnitt bekannt gewordene Kennedy ist Ehren-Vizepräsident des Londoner Fußballvereins Aston Villa.