Daniel Harding: Viel Applaus für den Einspringer
Chefdirigent Kirill Petrenko hatte wegen einer Fußverletzung absagen müssen.
Viel Applaus gab es am Montag bei den Salzburger Festspielen für den Einspringer Daniel Harding, der im Großen Festspielhaus das zweite Konzert der Berliner Philharmoniker dirigierte. Chefdirigent Kirill Petrenko hatte wegen einer Fußverletzung absagen müssen. Statt der ursprünglich programmierten 10. Symphonie von Dmitri Schostakowitsch erklang nun Bruckners 4. Symphonie, für die Harding einen interessanten Zugang fand.
Bruckner außergewöhnlich
Einerseits durchmaß er das Werk mit zügigem Tempo und blieb so ziemlich nah am Notentext. Harding nahm die dynamische Disposition überaus genau, nutzte die Bandbreite zwischen extremem Pianissimo und manchmal zu knallig lauten Blechbläserattacken vollkommen aus und erzielte dadurch prägnante Effekte.
Das ermöglichte aber der herausragenden Holzbläserriege, ihre Soli weidlich auszukosten. Dadurch entstanden Klangbilder, die man so meist nicht erlebt, weil die Linien der Holzbläser sonst im viel zu dicken Streicherklang untergehen. Gleichzeitig setzte Harding mit den Berliner Philharmonikern auch intensive Emotionen frei. Eine Bruckner-Vierte, die die Ohren ungewöhnlich öffnete und das Publikum restlos begeisterte.
Das tat im ersten Teil auch Tabea Zimmermann als Solistin in Alfred Schnittkes Violakonzert. Sie lotete die stilistische Variabilität des Werkes restlos aus, vom einsam klagenden Rezitativ bis zur motorisch gesteuerten Virtuosität einer beängstigenden Rastlosigkeit. Faszinierend, wie sie die vielen Nuancen menschlicher Abgründe zur Geltung brachte. Das war aber nur möglich, weil das Orchester unter dem akkurat reagierenden Harding das Fundament für eine derartig freie Entfaltung baute.
Fazit: Ein in allen Belangen bereicherndes und famos musiziertes Konzert.