Der "Tatort"-Kommissar und "Jedermann" wird Dirigent
Fernsehen: Ulrich Tukur steht aktuell in Salzburg für den ORF-Film "Die Unschuldsvermutung" vor der Kamera.
Die Salzburger Festspiele im Jahr 2020: ohne Corona, dafür mit einem mit MeToo-Vorwürfen konfrontierten Dirigenten. Das ist das inhaltliche Fundament, auf dem die erste ORF-Stadtkomödie "Die Unschuldsvermutung" aus Salzburg steht, die derzeit gedreht wird. Die Hauptrolle des TV-Films spielt "Tatort"-Kommissar und einstiger Jedermann (1999–2001) Ulrich Tukur, inszeniert wird die Komödie von "Jedermann"-Regisseur Michael Sturminger, der auch das Drehbuch geschrieben hat.
Tukur gibt den berühmten Dirigenten Marius Atterson, dessen Aufführung des "Don Giovanni" bei den Salzburger Festspielen in Turbulenzen gerät, nachdem der ebenso berühmte Regisseur nach einem Wutanfall die Festspiele verlassen hat. Atterson wiederum muss jederzeit mit MeToo-Anschuldigungen rechnen, und es ist wohl nur eine Frage der Zeit, bis die Bombe platzt.
"Es ist die Rolle eines Dirigenten, der erotisch etwas übergriffig ist, ein erotomaner Herr, nicht frei von Selbstironie, der viel Blödsinn mit Damen anstellt und dann die entsprechende Rechnung erhält", sagt Tukur. Gereizt habe ihn, dass es eine Komödie ist – wenn auch "mit dunklen Ton." Und weiter: "Ich spiele sehr selten Komödien, weil ich von Anfang an in die Schublade des schweren Fachs gerutscht bin, der historischen Biografien, des anspruchsvollen Films. Nicht dass dieser Film anspruchslos wäre, aber er hat etwas Komödiantisches und das macht mir großen Spaß." Außerdem habe er schon immer einen Dirigenten spielen wollen. "Das ist ein fantastischer Beruf."
Einschränkungen während der Dreharbeiten bedeuten die Corona-bedingten Präventionsmaßnahmen. "Das ist jetzt der dritte oder vierte Film, den ich im Schatten dieses grotesken Virus mache. Aber wir kriegen es hin. Es ist anstrengend, aber es gibt Schlimmeres. Ich sehe es mit einer Gelassenheit", sagt Tukur. Auch für Sturminger sind die regelmäßigen Testungen zur Routine geworden. Sturminger: "Der Corona-Test ist inzwischen – jetzt übertreibe ich – eine Art Fortführung des Zähneputzens." Das Drehbuch entstand vergangenen Sommer, von der Corona-Pandemie war da keine Rede.
Eine andere Entwicklung sah der Regisseur vorher: "Der Film beschreibt eine Zeitenwende: Er spielt in einem fiktiven 2020 zu hundert Jahren Festspiele, und am Schluss dirigiert zum ersten Mal eine Frau eine Oper. Das ist wirklich so passiert. Es hat heuer zum ersten Mal eine Frau bei den Salzburger Festspielen eine Oper dirigiert. Diese Geschichte erzählen wir auch." Der von ORF und SWR produzierte Film wird 2021 in ORF 1 zu sehen sein.