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Jean-Louis Trintignant: Der Meister der kleinen Geste ist tot

18. Juni 2022, 00:04 Uhr
Der Meister der kleinen Geste
Im Mai war Trintignant noch bei den Filmfestspielen in Cannes zu Gast. Bild: APA/AFP/valery Hache

Der große Schauspieler Jean-Louis Trintignant starb gestern im Alter von 91 Jahren.

Er habe schon auf den Tod gewartet, sagte Jean-Louis Trintignant in einem der Interviews zu Michael Hanekes 2013 mit dem Auslands-Oscar ausgezeichneten Film "Liebe" ("Amour"). Doch dann sei der Meisterregisseur gekommen und habe ihm eine der Rollen seines Lebens angeboten. Gestern ist Jean-Louis Trintignant im Alter von 91 Jahren gestorben.

Der Schauspieler stand selbst im hohen Alter noch vor der Kamera und prägte das französische Kino über viele Jahrzehnte in rund 150 Kino- und Fernsehproduktionen. Bekannt wurde der am 11. Dezember 1930 geborene Trintignant mit "Ein Mann und eine Frau" (1966), zur Legende mit Michael Hanekes "Amour" (2012).

Der Meister der kleinen Geste
Mit Emmanuelle Riva in „Liebe“ (2012) Bild: EPA

Zuletzt war Trintignant 2019 im Kino zu erleben gewesen, als er für Claude Lelouchs "Die schönsten Jahre eines Lebens" vor der Kamera stand. Der Film knüpfte an den legendären Klassiker "Ein Mann und eine Frau" von 1966 an, mit dem Lelouch ein Nouvelle-Vague-Epos drehte und nicht zuletzt seinem Darsteller Trintignant zum internationalen Durchbruch verhalf. Der verkörperte einen Rennfahrer, der sich in eine verwitwete Frau verliebt, gespielt von Anouk Aimée. Über 50 Jahre später führte Lelouch das Duo in "Die schönsten Jahre eines Lebens" an die früheren Schauplätze zurück – ein filmischer Abschied, wie sich nun herausstellt.

1969 in Cannes ausgezeichnet

Zu seinen bekanntesten Arbeiten zählen neben "Ein Mann und eine Frau" der Skandalfilm "Und immer lockt das Weib" von Roger Vadim mit Brigitte Bardot aus 1956 – und nicht zuletzt der Politthriller "Z" von Costa-Gavras, für den er 1969 in Cannes als bester Schauspieler ausgezeichnet wurde. "Der große Irrtum" von Bernardo Bertolucci oder "Die Stadt der verlorenen Kinder" von Jean-Pierre Jeunet und Marc Caro sind weitere Meilensteine eines großen Künstlerlebens.

Der Meister der kleinen Geste
Mit Michele Mercier in "Angélique, 2. Teil" (1965) Bild: BT

Trintignant hat in seiner 70-jährigen Karriere geheimnisvolle und nur schwer zu ergründende Charaktere verkörpert, die nicht das waren, was sie auf den ersten Blick schienen: den eiskalten Mörder, eifersüchtigen Ehemann, verklemmten Spießbürger und verkappten Schwulen. Mit wenigen Gesten, beherrschter Miene und scheinbar ausdruckslosen Augen etablierte sich Trintignant als vielschichtiger Charakterdarsteller. Geboren im südfranzösischen Piolenc in der Nähe von Orange entdeckte der Sohn eines wohlhabenden Industriellen während seines Jusstudiums in Aix-en-Provence seine Liebe zum Schauspiel, als er das Theaterstück "Der Geizige" von Molière sah.

Drama gab es für Trintignant auch abseits der Bühne. Als er sich 1956 bei "Und immer lockt das Weib" in Brigitte Bardot verliebte, lief der Boulevard zur Höchstform auf. Um dem Medienrummel um seine Liaison mit Bardot zu entfliehen, floh er freiwillig in die Armee und kehrte erst rund drei Jahre später wieder zurück.

Der Meister der kleinen Geste
„Und immer lockt das Weib“ mit Brigitte Bardot (1956) Bild: SF

Auch später blieb das Leben des Schauspielers nicht unbeschattet. Von seinen drei gemeinsamen Kindern mit Ex-Frau Nadine verlor er eines durch plötzlichen Kindstod. Seine Tochter und Schauspielerin Marie Trintignant starb 2003 im Alter von 41 Jahren an den Folgen von Gewalt ihres Freundes, Rockstar Bertrand Cantat. Sie war zusammen mit ihrem Vater in mehreren Filmen und Theaterstücken aufgetreten.

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1  Kommentar
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u25 (5.461 Kommentare)
am 18.06.2022 08:36

Ein ganz großer Schauspieler ist gegangen

R.I.P

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