Ralph Gleis wird der neue Generaldirektor der Albertina in Wien
WIEN. Ralph Gleis wird der neue Generaldirektor der Albertina in Wien. Das gab Kulturstaatssekretärin Andrea Mayer soeben bekannt. Wir berichten im Livestream.
Der deutsche Kunsthistoriker folgt mit 1. Jänner 2025 auf Klaus Albrecht Schröder, der sich nach einem Vierteljahrhundert an der Spitze des Hauses nicht wieder beworben hatte. Diese Entscheidung gab Kulturstaatssekretärin Andrea Mayer (Grüne) am Mittwoch bekannt. Gleis setzte sich dabei gegen 19 Interessenten und Interessentinnen durch.
"Die Albertina war für mich persönlich immer ein ganz besonderer Ort der vielfältigsten Begegnungen mit Kunst", betonte Gleis, der als Kurator auch einige Jahre in Wien gelebt hat: "Ich bin mit der Stadt, mit der Albertina verbunden."
"Transformation birgt viel Zukunftspotential"
Konzeptionell erinnerte der 49-Jährige an die Neuorientierung der Albertina von der Grafiksammlung hin zum international bedeutenden Museum: "Diese Transformation birgt ganz viel Zukunftspotenzial und auch die Herausforderung, dieses Konzept auf seine Tragfähigkeit zu überprüfen." Zugleich versicherte der Kunsthistoriker: "Es spielt weiterhin ein attraktives und innovatives Ausstellungsprogramm eine Rolle. [...] Wer die Albertina heute liebt, der wird sie auch in Zukunft lieben."
So bekannte sich Gleis zur neu begründeten Albertina modern. "Der Austausch ergibt eine größeren Möglichkeit in Richtung auf Sammlungsstrategien." Das gelte auch für eine etwaige Neueröffnung des einstigen Essl-Museums als dritter Standort. Auf der anderen Seite wolle er aber auch die "sammlungsbasierte Forschung" ausbauen und das Haus zu einem Kompetenzzentrum für die Kunst auf Papier machen. Und nicht zuletzt wolle er die internationalen Kooperationen genauso wie jene mit anderen Bundesmuseen steigern.
"Weiter in der Elite der internationalen Museumslandschaft mitspielen - und gleichzeitig das Tempo ein wenig zu senken", gab Staatssekretärin Mayer als Devise für den neuen Generaldirektor im Hinblick auf steigende Kosten aus, den sie zugleich als "Idealbesetzung" für die Aufgabe pries, diesen schmalen Grat zu meistern. Überzeugt an Gleis habe sie seine Aura der Professionalität. "Er hat großes Gespür auch für kaufmännische Belange, er ist ein Topmanager mit dem feinen Gespür für die Anliegen von Mitarbeitern." Kurz: "Er hat uneingeschränkt alles, was man als Museumsleiter heute braucht."
Geboren wurde Gleis am 9. August 1973 in Münster, ist aber in Wien kein Unbekannter, war er doch zwischen 2009 und 2017 Kurator am Wien Museum, von wo er als Leiter an die Alte Nationalgalerie in Berlin wechselte, deren Direktor er derzeit ist. Gleis gilt als Spezialist für die Klassische Moderne und die Kunst des 19. Jahrhunderts, seine Dissertation an der Universität Köln verfasste er zur Historienmalerei im 19. Jahrhundert. Sein beruflicher Werdegang führte ihn über das Deutsche Historische Museum in Berlin, das Königliche Museum der Schönen Künste in Antwerpen sowie das Haus der Geschichte der Bundesrepublik Deutschland in Bonn, bevor er nach Wien wechselte.
Auch wenn die beiden jüngsten Personalentscheidungen für KHM und Albertina am Ende Männer an die Spitze brachten, so dominieren doch die Frauen den Reigen der Bundesmuseen. Schließlich hat das Belvedere mit Stella Rollig, das MAK mit Lilli Hollein, das mumok mit Karola Kraus, das Naturhistorische Museum mit Katrin Vohland und die Nationalbibliothek mit Johanna Rachinger Direktorinnen.
Der einzige Mann neben den beiden designierten Museumschefs ist da Peter Aufreiter, amtierender Generaldirektor des Technischen Museums Wien. Die Personalentscheidung, ob der gebürtige Linzer für eine zweite Amtszeit ab 2025 verlängert wird, steht noch aus. Der Germanist hat sein Amt im TMW 2020 angetreten und hat sich dem Vernehmen nach um eine weitere Amtszeit beworben.
Hat man keine(n) gleichwertige(n) KandidatIn in Österreich gefunden ? Musste es deswegen jemand aus Deutschland sein - wobei ich seine Qualifikation nicht anzweifle. Aber auffällig ist schon, dass im Kulturbetrieb in Österreich für leitende Stellen sehr oft deutsche KandidatInnen zum Zuge kommen. In Deutschland hingegen werden solche Stellen fast ausschliesslich mit Deutschen besetzt.