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Ravensburger nimmt Winnetou-Bücher aus Verkauf - Kritik an Verlag

Von nachrichten.at/apa, 23. August 2022, 11:50 Uhr
Ravensburger stoppt zwei Winnetou-Bücher
Szene aus dem Film "Der junge Häuptling Winnetou" Bild: Ravensburger

RAVENSBURG. Nach der Entscheidung, zwei Winnetou-Kinderbücher wegen Rassismus-Vorwürfen aus dem Verkauf zu nehmen, sieht sich die deutsche Firma Ravensburger großer Kritik ausgesetzt.

Die vor allem für ihre Spiele und Puzzle bekannte Firma aus Ravensburg hatte Mitte August angekündigt, die Auslieferung der beiden Bücher "Der junge Häuptling Winnetou" zum gleichnamigen Film zu stoppen und aus dem Programm zu nehmen. In einem Instagram-Post begründete die Firma dies mit dem Feedback der Nutzer, das gezeigt habe, "dass wir mit den Winnetou-Titeln die Gefühle anderer verletzt haben".

Ein Sprecher von Ravensburger teilte am Montag auf Anfrage mit, man habe die Entscheidung, die Titel zum Film "Der junge Häuptling Winnetou" aus dem Programm zu nehmen, sorgfältig abgewogen. "Wir vertreten in unserem Unternehmen und mit unseren Produkten seit langer Zeit Werte, an die wir glauben: unter anderem Gemeinsamkeit und Bildung, wozu auch Fairness und Offenheit gegenüber anderen Kulturen gehören, und dies wollen wir in unserem Programm ausgewogen darstellen."

Bei den genannten Winnetou-Titeln sei man nach Abwägung verschiedener Argumente zu der Überzeugung gelangt, dass angesichts der geschichtlichen Wirklichkeit, der Unterdrückung der indigenen Bevölkerung, hier ein "romantisierendes Bild mit vielen Klischees" gezeichnet werde. "Auch wenn es sich um einen klassischen Erzählstoff handelt, der viele Menschen begeistert hat: Der Stoff ist weit entfernt von dem, wie es der indigenen Bevölkerung tatsächlich erging." Vor diesem Hintergrund wolle man als Verlag keine verharmlosenden Klischees wiederholen und verbreiten, auch wenn man den Grundgedanken der Freundschaft - wie bei Winnetou vorhanden - hoch schätze. Neben den beiden Büchern seien auch ein Puzzle und ein Stickerbuch zu dem Film aus dem Programm genommen worden.

Die Kritik hatte sich zunächst an der gleichnamigen Verfilmung entbrannt, weil der Film rassistische Vorurteile bediene und eine kolonialistische Erzählweise nutze. Der Film kam am 11. August in die Kinos.

Verlegerische Selbstzensur

Von "verlegerischer Selbstzensur" sprach die heimische IG Autorinnen Autoren angesichts des Schritts von Ravensburger. "Verlegt und verbreitet wird, was den sozialen Netzwerken gefällt", hieß es in einer schriftlichen Reaktion am Dienstag angesichts des vor allem online ausgeübten Drucks. "Die Kritik kann gar nicht genug konstruiert sein, dass sich nicht sofort eine selbstbezichtigende Betroffenheitspose findet, die in der Selbstzensur endet." Dadurch werde die Medien- und Kunstfreiheit "auf eine skandalöse Weise" entwertet. "Mit der Freiheit der Publizistik ist es bei solchen Rückzügen von Buchprojekten jedenfalls vorbei und mit der Freiheit der Kunst ebenfalls."

Die Diskussion um kulturelle Aneignung, die kürzlich in der Schweiz zu Konzertabsagen von weißen Musikern mit Dreadlocks geführt hat, spielt auch hier eine Rolle. Auch Ravensburger selbst spricht davon in seinem Instagram-Post: "Unsere Redakteur*innen beschäftigen sich intensiv mit Themen wie Diversität oder kultureller Aneignung", heißt es dort.

Während die Debatte im deutschsprachigen Raum noch relativ neu ist, tobt sie in den USA schon seit Jahren. Die US-Juristin Susan Scafidi schreibt in ihrem Buch "Who Owns Culture?" aus dem Jahr 2005: "Kulturelle Aneignung, das ist: Wenn man sich bei dem intellektuellen Eigentum, dem traditionellen Wissen, den kulturellen Ausdrücken oder Artefakten von jemand anderem bedient, um damit den eigenen Geschmack zu bedienen, die eigene Individualität auszudrücken oder schlichtweg: um daraus Profit zu schlagen."

Haftstrafen in Mexiko

In Mexiko gibt es nun sogar ein Gesetz, um das zu verhindern. Wer kulturelles Erbe ohne Zustimmung reproduziert, kopiert oder imitiert, kann künftig mit hohen Geldstrafen oder sogar bis zu zehn Jahren Haft bestraft werden. Dadurch soll das kollektive geistige Eigentum der Urvölker geschützt werden, was international nicht einfach durchzusetzen ist. Luxusmodemarken wie Carolina Herrera und Louis Vuitton sowie globale Fast-Fashion-Ketten hatten zuvor mehrmals die Muster indigener Textilien für ihre Produkte kopiert - ohne Absprache mit den Gemeinden und ohne Zahlung.

Die deutsche Ethnologin Susanne Schröter findet die Diskussion um kulturelle Aneignung, wie sie derzeit geführt wird, problematisch. "Die Skandalisierung der kulturellen Aneignungen weist eine Reihe von Absurditäten auf. Eine betrifft die Folgen, die sich ergeben, wenn man die geforderten Nutzungsbeschränkungen zu Ende denkt. Dann müssten bei jedem Gegenstand, jedem Stil, jeder Form kulturellen Ausdrucks die Urheber ausfindig gemacht und ihr Gebrauch auf diese Urheber beschränkt werden", sagt die Professorin der Frankfurter Johann Wolfgang Goethe-Universität.

Kulturelle Aneignung ist für die Wissenschaftlerin grundsätzlich eher etwas Positives. "Menschen haben stets Dinge von anderen übernommen, wenn sie diese für sinnvoll erachtet haben. Um es auf den Punkt zu bringen, ist die gesamte Menschheitsgeschichte eine Geschichte kultureller Aneignungen, ohne die es keine Entwicklung gegeben hätte", sagt Schröter. "Dazu kommt, dass Aneignung stets eine gewisse Wertschätzung beinhaltet. Wenn man eine Gruppe von Menschen zutiefst ablehnt, wird man von ihnen nichts übernehmen. In einer Welt, die allein durch die sich beschleunigende Globalisierung immer vielfältiger wird, ist kulturelle Aneignung wohl die wichtigste Kulturtechnik, die ein friedliches Zusammenwachsen möglich macht."

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19  Kommentare
19  Kommentare
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2good4U (19.956 Kommentare)
am 24.08.2022 12:38

"Bei den genannten Winnetou-Titeln sei man nach Abwägung verschiedener Argumente zu der Überzeugung gelangt, dass angesichts der geschichtlichen Wirklichkeit, der Unterdrückung der indigenen Bevölkerung, hier ein "romantisierendes Bild mit vielen Klischees" gezeichnet werde."

Und? Ist ja auch kein Dokumentarfilm.
Dem Argument nach müsste man alles ja verbieten.
Asterix, Lucky Luke, Tim und Struppi,...

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2good4U (19.956 Kommentare)
am 24.08.2022 12:36

"In einem Instagram-Post begründete die Firma dies mit dem Feedback der Nutzer, das gezeigt habe, "dass wir mit den Winnetou-Titeln die Gefühle anderer verletzt haben"."

Um es mit den Worten eines mir namentlich unbekannten Philosophen zu sagen: "Fuck your feelings".

Wenn da eine kleine Minderheit dauerempörter und wohlstandsverwahrloster Querulanten meint immer und überall ein Haar in der Suppe finden zu müssen, dann ist das deren Problem.

Anstatt allen andern damit auf die Nerven zu gehen sollten sich diese Leute mal professionelle Hilfe holen und ergründen wieso sie immer und überall nur das Schlechte sehen.

Das Sprichwort sagt "Wer als einziges Werkzeug einen Hammer besitz, der neigt dazu jedes Problem als Nagel anzusehen".

Sobald hier ein Erfolg verbucht wird sucht man sich das nächste "Unrecht" das es zu bekämpfen gibt. In Wahrheit geht es aber wohl viel eher um die Macht die man bekommt wenn man andere mit einem Shitstorm überzieht.

Im Endeffekt ist es lediglich Mobbing.

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observer (22.572 Kommentare)
am 24.08.2022 09:39

Wenn man sucht und interpretationswillig in einem gewissen Sinn ist, dann findet man fast überall was. Das fängt schon bei den Märchen an. Zwerg Nase - weg damit, Geschichten über Liliput, weg damit. Schneewittchen - weg damit, die Stiefmutter wird negativ dargestellt. Märchen mit Hexen, weg damit, Frauen werden negativ dargestellt.

Davon abgesehen gibt es allerdings Sachen, wirklich sehr bedenklich sind. Bei Busch, der ja auch Max und Moritz und auch andere Geschichten samt Illustrationen geschrieben hat, gibt es die Geschichte der Frommen Helene, die eigentlich ganz unterhaltsam wäre, wenn nicht am Anfang eine Darstellung eines Juden wäre, die vor Antisemitismus gerade nur so trieft. Bei Kinderbüchern würde ich diese Stelle tatsächlich weglassen, sie ist ausserdem für die folgende Geschichte unerheblich. Für die Forschung müsste sie allerdings drinnenbleiben, damit man sich ein Bild über Busch machen kann.

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Caesar-in (4.543 Kommentare)
am 23.08.2022 21:37

Dann wird demnächst Dr. Faust aus dem Regal genommen werden. Denn dass der Teufel darin negativ dargestellt wird, ist einfach diskriminierend für diese Berufsgruppe/Ethnie. Bei der Bibel wird es etwas länger dauern, da sind zu viele Fans zu überzeugen. Die Staatsoper wird sich dann auch bald mal um unverfängliche Opern bemühen müssen. Mozarts Entführung aus dem Serail ist ja diskriminierend mit Entführungen, Sklaverei und zweideutigen Texten (Welche Wonne, welche Lust). Oder die Landeshymne. Die gehört auch mal gegendert bzw. um divers erweitert, wenn es nach diesen komischen Reinheitsfanatikern geht.

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vjeverica (4.362 Kommentare)
am 23.08.2022 14:19

was kommt als Nächstes? Öffentliche Bücherverbrennung? Nun, das hatten wir ja schon einmal.

Sofort alle Kinderbücher einstampfen, auch die für Erwachsene.
Überall steht irgendwas gegen irgendwen, was Rassistisches, Diskriminierendes, Frauenfeindliches.

Böse Stiefmütter, böse Stiefschwestern, böse Kleinwüchsige wie Rumpelstilzchen oder auch der Knirps bei Schneeweißchen und Rosenrot und und und
Und das ist ja nur alleine Gebrüder Grimm.

Kleine Jungen die Tiere ausbeuten, indem sie auf denen durch die Welt fliegen (Nils). Kinderarbeit wie beim Mädchen mit den Streichhölzchen etc.

Dann die Darstellung von Riesen, Goblins etc. bei Harry Potter - aber der steht glaub ich eh schon auf ner roten Liste ;o)
Herr der Ringe auch etc.

Nicht zu vergessen Sex- und Gewaltdarstellungen in div.Filmen und Serien wie GoT

Eigentlich dürften wir keine Zeitung mehr lesen, wenn man es richtig überlegt und auch keine sonstigen Medien konsumieren - überall Gewalt, Sex, Terror, Diskriminierung...

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hipo23 (940 Kommentare)
am 23.08.2022 19:34

Bücherverbrennung hatten wir schon öfter. Heute reicht es das Internet zu bemühen damit Literatur verschwindet. Nur die Alten brauchen das Papier in den Händen.

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daChris (169 Kommentare)
am 23.08.2022 13:27

Die heutige Gesellschaft hat Probleme...

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Gugelbua (33.012 Kommentare)
am 23.08.2022 13:14

wann wird die Bibel wiedermal umgeschrieben 🤣

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rudolfa.j. (3.947 Kommentare)
am 23.08.2022 13:01

Wann kommen Karl May und Cooper auf den INDEX?????weit hamas bracht

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t.a.edison (2.713 Kommentare)
am 23.08.2022 12:54

Nun, wir nähern uns langsam der squared-me-too Debatte, diese wird von hirngebluteten 2-beinigen Individuen geführt, welche Sauerstoff verbrauchen, Null-Selbstbewusstsein haben, und dennoch glauben wichtig zu sein.
Diese minimalistisch denkende Rassistenlobby hat nichts anderes zu tun, wie jedes Wort auf die Waagschale zu werfen, ob - sinnvoll oder nicht (dafür fehlen letztendlich ja die geistigen Voraussetzungen).
Warte nur noch ab, bis die Rassistendebatte auch im Insektenreich beginnt (Biene Maja, etc) im Tierreich haben wir diese ja schon (Bambi, MickyMouse, etc...)
Lasst diese selbsternannten Rassismusjäger mal vernünftigen Tätigkeiten nachgehen, damit sie den Sauerstoff auch wert sind, den sie verbrauchen!

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Gugelbua (33.012 Kommentare)
am 23.08.2022 12:50

Der Volks Erziehungs Wahn steigert sich😱

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observer (22.572 Kommentare)
am 23.08.2022 12:45

Sogenannte Correctness kann bei Übersteigerung zur Silliness werden und lächerlich sein.

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tyson4690 (1.021 Kommentare)
am 23.08.2022 12:21

Na servas. Jetz tuat`s es owa dann.

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Zeitungstudierer (6.286 Kommentare)
am 23.08.2022 12:21

Die Kunst zensuriert sich jetzt schon selbst!
Wir leben in schrägen Zeiten und entwickeln uns immer mehr zurück in das Biedermaier!

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RainerHackenberg (1.970 Kommentare)
am 23.08.2022 12:04

...und ich dachte immer alle Menschen wären gleich - und jetzt beginnt man wieder, Unterschiede herauszuarbeiten.

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kratzfrei (19.103 Kommentare)
am 23.08.2022 21:26

Ein provokanter Werbegag?
Eher ein politkorrektes Gaga - Gegacker.

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krawuzi-kapuzi (1.160 Kommentare)
am 23.08.2022 12:00

Nie wieder Ravensburger - und das nächste mal wähle ich FPÖ!

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krawuzi-kapuzi (1.160 Kommentare)
am 23.08.2022 12:05

Okay, das mit der FPÖ nehme ich zurück, soo schlimm ist es auch wieder nicht.

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bvb22 (1.397 Kommentare)
am 23.08.2022 12:17

Einfach boykottieren und fertig

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