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Sabine Scholls "Transit Lissabon": Als Lissabon zum Hoffnungs- und Zufluchtsort wurde

Von Christian Schacherreiter, 04. November 2024, 14:00 Uhr
Sabine Scholl
Sabine Scholl Bild: Marko Lipus

Ein feiner Roman über Verfolgung, Heimatverlust und Fremdheit

Ava und Conrad und Billy – und viele andere. In der Berliner Kunstszene der Zwanzigerjahre suchen sie Glück, Erfolg und "moderne" Lebensweisen, die zu ihnen passen. Nur wenige kommen so weit wie Edmund, der viel beachtete Bühnenautor. Leicht ist das Leben ohnedies nicht in dieser Zeit, ab 1933 wird es noch schwerer, besonders für jüdische und kommunistische Künstler. Viele verlassen Berlin und finden in Wien Zuflucht, 1938 zerbricht auch diese Hoffnung. Hitlers Truppen marschieren in Österreich ein und die Wiener jubeln ihnen auf dem Heldenplatz zu.

Die nächste Station ist für viele Flüchtlinge Paris, scheinbar ein Ort, an dem man vor Hitlers Terror sicher ist, aber 1939 bricht der Krieg aus und wenige Monate später kapituliert Frankreich. Die Flucht geht weiter – für Ava, für Billy, für Conrad. Edmund ist zu dieser Zeit schon tot. Am 1. Juni 1938 wurde er während eines schweren Gewitters auf der Avenue des Champs Élysées von einem herabstürzenden Ast erschlagen.

Das historische Vorbild für die Edmund-Figur in Sabine Scholls neuem Roman "Transit Lissabon" ist Ödön von Horvath. Und hinter Ava, die Edmund ausdauernd, aber vergeblich liebt, steht die Schauspielerin, Journalistin und Autorin Hertha Pauli (1906–1973), eine Schwester des Physik-Nobelpreisträgers Wolfgang Pauli. Ihre Fluchtstationen von Paris über das nicht besetzte Frankreich und Spanien bis Lissabon zeichnet Scholl nach. In Lissabon kam Hertha Pauli zu einem Visum, das ihr die Weiterreise nach New York ermöglichte, wo sie sich als Autorin etablieren konnte. Ihr Buch "Der Riss der Zeit geht durch mein Herz" gehört zu den bedeutenden Werken der Emigrationsliteratur.

Klerikal-faschistische Diktatur

Sabine Scholl legt den Schwerpunkt ihres Romans, der auch ohne Detailkenntnisse des historischen Hintergrunds als fiktionaler Text gut lesbar ist, auf Avas Portugal-Aufenthalt. Unter der Herrschaft von Antonio Salazar war Portugal zwar eine klerikal-faschistische Diktatur, aber Salazar unterwarf seine Politik nicht vorbehaltlos den Interessen des NS-Staats. So fanden ungefähr 30.000 Flüchtlinge vorübergehend Zuflucht.

In "Transit Lissabon" gelingt es Sabine Scholl, am Beispiel von Ava, Conrad und Billy die Lebensbedingungen und die besondere Atmosphäre Lissabons zu veranschaulichen, das im Vergleich zu Berlin und Wien eine kleine, rückständige, von politischer Lähmung geprägte Stadt war. So bedrückend das Emigrantenleben für alle Betroffenen ist, so unterschiedlich ist doch das individuelle Potenzial, damit zurechtzukommen. Ava verliert ihre Lebenskraft nicht, während Billy von Verfolgung, Fremdheit und Heimatverlust zermürbt wird. Mit der Figur Billy setzt Scholl dem traurigen Schicksal des Schriftstellers Walter Mehring ein würdiges literarisches Denkmal. Prädikat lesenswert!

  • Sabine Scholl: "Transit Lissabon", Roman, Weissbooks, 279 Seiten, 27,50 Euro
  • OÖN Bewertung:
  • Termintipp: 28. Nobember (19.30 Uhr), StifterHaus Linz:
    Präsentation "Rampe" – Porträt Sabine Scholl

 

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Autor
Christian Schacherreiter
Christian Schacherrreiter
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