"Spielen nicht, um Geld zu verdienen"
LINZ. Landestheater-Geschäftsführer Thomas Königstorfer über den Sonderspielplan ab 17. Juni.
"Als klar war, dass wir spielen dürfen, war auch klar, dass wir unbedingt spielen wollen", sagt Thomas Königstorfer. Der kaufmännische Direktor der TOG (Tanz- und Orchester-GmbH des Landes) beschreibt damit die Lust all jener auf und hinter der Bühne, endlich wieder für das Publikum da zu sein. Am 17. Juni eröffnet der Sonderspielplan des Landestheaters mit Christian Higers Solo-Version der Nestroy/Offenbach-Operette "Häuptling Abendwind oder das gräuliche Festmahl", eine beißende Satire über Wilde und Zivilisierte. Insgesamt sind sechs Produktionen an 13 Terminen geplant – jeweils mit maximal 100 Besuchern (mehr dazu im Kasten). Wie in der Gastronomie dürfen vier Gäste nebeneinander sitzen, ansonsten müssen im Musiktheater ein Platz, in den Kammerspielen zwei Plätze freigelassen werden. 13 Termine bedeuten demnach im besten Fall 1300 Besucher, das entspricht zu Normalzeiten eineinhalb Vorstellungen im Großen Saal des Musiktheaters.
Der Sonderspielplan habe eben nichts mit ökonomischer Vernunft zu tun. "Nein, wir spielen nicht, um Geld zu verdienen", sagt Königstorfer, weil die Ausfälle an Ticketeinnahmen von bisher insgesamt knapp fünf Millionen Euro (nach dem abgesagten und auf 2021 verschobenen Sommer-Musical "Bodyguard") ohnehin nicht aufzuholen sind. Königstorfer: "Neben der Freude am Spielen und daran, unser Publikum wieder im Haus zu haben, sammeln wir ab 17. Juni auch Erfahrungen, wie Theater unter diesen veränderten Rahmenbedingungen funktioniert." Schließlich sei noch immer unklar, wie viele Plätze für die Produktionen des Spielplans 2020/21, den Intendant Hermann Schneider am 19. Juni präsentiert, verkauft werden dürfen. Königstorfer: "Man soll auch nicht vergessen, dass vor wenigen Wochen noch ein absolutes Veranstaltungsverbot bis 30. Juni hatten."
>> Ein Portrait von Thomas Königstorfer finden Sie hier [OÖNplus]:
Keine Gast-Schauspieler
Insofern ist die in der Blackbox bereits gefeierte und nun in den Großen Saal des Musiktheaters übernommene "Winterreise"-Produktion mit Bariton Martin Achrainer und Pianist Tommaso Lepore nicht bloß eine künstlerische Delikatesse, sondern auch eine Art Schlupfloch für die Herbst-Bespielung – sofern die große Oper ab September noch nicht erlaubt sei.
Sämtliche Produktionen des Sonderspielplans finden ohne Gast-Schauspieler und ausschließlich mit Ensemble-Kräften statt, die ohnehin bezahlt werden müssen, aber allesamt in Kurzarbeit werken. Warum das Schauspielhaus nicht bespielt wird, hat pragmatische Gründe: Ab 15. Juni wird dort die gesamte Unterbühne renoviert (Gesamtkosten: drei Millionen Euro). Diese Arbeiten hat Königstorfer wegen der Corona-Pause vorgezogen.