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"Vorhang auf, lieber Otti": Abschied von Otto Schenk im Stephansdom

Von nachrichten.at/apa, 29. Jänner 2025, 17:50 Uhr
Trauerfeier für Otto Schenk
Bild: APA/ROLAND SCHLAGER

WIEN. Eine ungewöhnliche Inszenierung für einen außergewöhnlichen Bühnenkünstler – das war am Mittwochnachmittag im Wiener Stephansdom die Trauerfeier für den am 9. Jänner im Alter von 94 Jahren gestorbenen Schauspieler, Regisseur und ehemaligen Direktor des Theaters in der Josefstadt Otto Schenk.

"Vorhang auf, lieber Otti, für die große Bühne des himmlischen Festmahls", sprach Dompfarrer Toni Faber eingangs quasi den Prolog am Altar, vor dem der Sarg aufgebahrt war.

Faber, der am Donnerstag auch die Zeremonie bei der Beisetzung in einem Ehrengrab am Wiener Zentralfriedhof leiten wird, ließ wissen, dass Schenk zwar vor über 40 Jahren offiziell aus der katholischen Kirche ausgetreten war, aber bis zuletzt intensive Gespräche mit dem Salzburger Erzbischof Franz Lackner geführt habe. Dieser habe auch gemeinsam mit Kardinal Christoph Schönborn die Anregung gegeben, dass die Verabschiedung im Stephansdom stattfinde, zu dem der Theatermann in seiner Wohnung am Rudolfsplatz in Sichtkontakt lebte (was Schenk wichtig gewesen sei).

Bildergalerie: Abschied von Otto Schenk im Stephansdom

Trauerfeier für Otto Schenk
Trauerfeier für Otto Schenk (Foto: APA/ROLAND SCHLAGER) Bild 1/15
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"In Wien weiß jeder, wer Otto Schenk war!"

Otti, so wurde der Verstorbene, von dem Wiens Bürgermeister Michael Ludwig (SPÖ) wohl zu Recht sagte: "Ich trau' mich zu behaupten: In Wien weiß jeder, wer Otto Schenk war!", bei diesem Abschied von vielen genannt - am häufigsten von seinem Sohn, dem Dirigenten Konstantin Schenk, der den Conférencier bei dieser Veranstaltung gab. Diese bot von der anekdotenreichen Plauderei über ehrende Abschiedsreden bis zum Italo-Pop-Song viele Facetten. Für Letzteren sorgte die Sängerin Tamara Trojani, die Partnerin von Konstantin Schenk, die in einem türkisen Flitter-Glitter-Kleid samt Haarband nicht nur ein Ave Maria und ein Adieu, sondern mit "Vivere" eine italienisch-deutsche Eigenkomposition ihres Gefährten sang, die der Sohn als "speziellen Abschiedsgruß an meinen Vater" zum Besten geben ließ.

Konstantin Schenk führte die Trauergäste im Stephansdom in der Familiengeschichte zurück nach Triest, wo Ottis geliebte Nonna, die Großmutter, die Begabung zum Geschichtenerzählen in die Familie brachte. In Anekdoten erinnerte er nicht nur an den Kunstsinn, sondern auch an den ebenso legendären Geschäftssinn seines Vaters - und sorgte damit für einige der wenigen Lacher bei dieser Trauerfeier für einen Menschen, der nicht nur davon, sondern vor allem dafür lebte, andere zum Lachen zu bringen, wie es der Direktor des Theaters in der Josefstadt, Herbert Föttinger, ausdrückte.

Abschied auch im Namen der Freunde

Auch beim Verweis Maria Rauch-Kallats, Otti habe bis zuletzt seine Pflegerinnen gerne mittels "lustvoll gespielten Sturzbewegungen" erschreckt, musste so mancher schmunzeln - das konnte sich jeder, der ihn gekannt hatte, lebhaft vorstellen. Die ehemalige Ministerin, die sich vor allem nach dem Tod seiner geliebten Frau Renée sehr um Otto Schenk gekümmert hatte, sprach im Namen seiner großen Freundesschar bewegende Abschiedsworte, die auch in Richtung des Gastgebers, Hobbykochs und belesenen, gebildeten und diskussionsfreudigen Gesprächspartners gingen: "Danke für alles!"

Bildergalerie: Trauer um Otto Schenk: Sein Leben in Bildern

Trauer um Otto Schenk: Sein Leben in Bildern
(Foto: ROLAND SCHLAGER (APA)) Bild 1/13
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"Wenn jemand den Wiener Ehrentitel 'Publikumsliebling' verdient hat, dann war es Otto Schenk", versicherte der Bürgermeister und steuerte nicht nur persönliche Erinnerungen an den Toten bei ("Ich hatte viele Begegnungen mit ihm."), sondern enthüllte, dass schon vor dem Tod seiner innig geliebten Ehefrau im Jahr 2022 von einem möglichen Ehrengrab gesprochen wurde. Auf die Frage, ob ihm das recht sei oder er lieber ein normales Grab wolle, hätte Schenk geantwortet "Na, dann schon lieber bei den Berühmten!", erzählte Ludwig.

"Der Tanzbär über den Abgründen"

Josefstadt-Direktor Herbert Föttinger (Konstantin Schenk: "Ottis Ziehsohn!") nannte Otto Schenk "einen der melancholischsten und nachdenklichsten Menschen, denen ich je begegnet bin", bei dem es eine wahrhafte Ironie sei, dass er zum größten Heiterkeitsverbreiter wurde. "Du warst der Tanzbär über den Abgründen der Menschen - und du musstest jeden Abend tanzen, damit sie was zum Lachen hatten."

Am morgigen Donnerstag gibt es um 14 Uhr einen Trauerzug von Tor 2 des Zentralfriedhofs zum Ehrengrab. Dort findet Otto Schenk seine letzte Ruhe. Und seine geliebte Frau, mit der er über 60 Jahre verheiratet war.

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