Wie das Landestheater ins Netz geht
LINZ. Das Linzer Landestheater hat seine Hausaufgaben gemacht und aus den ersten Lockdowns gelernt: Produktionen von Oper über Tanz bis Junges Theater sind kommende Woche online abrufbar.
Schon während die Landesregierung am Donnerstag über das Herunterfahren des öffentlichen Lebens beraten hatte, saß Landestheater-Intendant Hermann Schneider mit seinem Team zusammen, um Angebote für das Publikum ab Montag im Lockdown auszutüfteln. Schneider: "Keine Frage, wir wollen für unser Publikum da sein und den Lockdown für alle erträglicher machen."
Im Gespräch mit den OÖN kündigt Schneider an, dass schon kommende Woche das Musical "The Wave" nach dem gleichnamigen Buch und Film über das Sozialexperiment eines Lehrers zur faschistischen Verführungskraft auf dem Netzbühne-Kanal des Landestheaters abrufbar sei. Die Eigenproduktion wurde im Oktober beim Deutschen Musical-Theater-Preis als bestes Musical sowie in den Kategorien "Beste Komposition" und "Bestes Buch" (Or Matias), "Beste Regie" (Christoph Drewitz) und "Bester Hauptdarsteller" (Lukas Sandmann) ausgezeichnet.
Wer das Musical " Lieder für eine neue Welt (Songs for a new World)" bereits live erlebt hat, bekommt nun im Internet eine völlig andere Perspektive auf die Produktion. Schneider: "Wir bieten eine eigens entstandene Verfilmung an – seien Sie versichert, Sie werden das Stück völlig neu erleben." Den Musical-Hit "Wie im Himmel" hätte Schneider auch gerne gezeigt, "aber dafür haben wir die Rechte nicht bekommen." Ob die Mozart-Oper "Le Nozze di Figaro" (Live-Premiere wäre am 15. Jänner 2022) oder das gefeierte Bellini-Werk "I capuleti e i montecchi" (Romeo und Julia) ins Netz kommt, entscheidet sich am Dienstag. Im Schauspiel sind Nestroys "Lumpazivagabundus" und die feministische Lesart von Kleists "Der zerbrochene Krug" in der Regie von Bérénice Hebenstreit zu sehen. Hebenstreits Arbeit ist für den Nestroy-Preis nominiert, die Preisverleihung findet morgen, Sonntag, statt.
Alsbald für den Online-Zugriff hergerichtet werden das feine Bernhard-Schauspiel "Alte Meister" in der Regie von Schauspiel-Chef Stephan Suschke, die Tanzproduktion "The Garden", außerdem der Operetten-Renner "Der Graf von Luxemburg" (R: Thomas Enzinger) und Puccinis "La Bohème" (R: Georg Schmiedleitner).
Das Junge Theater stellt die von der "Stella"-Theaterpreis-Jury mit der Auszeichnung "für innovative Formate" bedachten Filmversionen von "Alice im Wunderland" und "Junger Klassiker – Faust Short Cut" ab sofort ins Netz. Auf Anfrage von Schulen gibt es eine Online-Live-Fassung von "Jenny Hübner greift ein". Am 17. 12. hat die Live-Online-Produktion "Malala – Mädchen mit Buch" (ab 13 J.) von Nick Wood Premiere. Am 20. 12. steht das völlig neu entwickelte "Live-Online-Game" für junges Publikum von Susanne Schwab und Christine Härter zum Thema Klimawandel (ab 9 J.) auf dem Netzbühne-Spielplan.
Natürlich kann das Internet kein Live-Ereignis ersetzen. Darüber sind sich alle einig. Aber gar kein Theater ist wesentlich fataler.