Ich bin mehr als meine Krankheit

Menschen, die an "nicht sichtbaren" Krankheiten leiden, sind oft mit Vorurteilen konfrontiert. Wie soll man damit umgehen?
Ich erinnere mich noch, was meine Mama über das Kranksein in ihrer Kindheit erzählt hat: Es bedeutete nicht nur Schmerz, sondern auch eine besondere Fürsorge. Ihre Mutter lief aus der Werkstatt, um nach ihr zu sehen, und holte sogar Salzgurken – eine seltene Köstlichkeit. Diese Gesten verliehen der Krankheit tröstliche Momente. Eine ähnliche Erinnerung habe ich an meine eigene Kindheit: Bei einer Mumpsinfektion fütterte mich mein Vater geduldig Löffel für Löffel. Die Schmerzen waren zwar da, doch die liebevolle Aufmerksamkeit meines Vaters war wie Balsam für meine Seele.
Krankheit als Kontrollverlust
Heute hat Kranksein oft einen anderen Beigeschmack: Es stört den durchgetakteten Alltag und passt nicht in unser Bild von Selbstoptimierung. Wenn jemand trotz gesunden Lebensstils plötzlich durch einen Herzinfarkt aus der Bahn geworfen wird, löst das Fassungslosigkeit aus. "Das kann doch nicht sein!" Krankheit macht uns bewusst, dass wir nicht alles im Leben im Griff haben.
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Krankheit ist nicht gleich Krankheit
Ein hartnäckiger Schnupfen, der deutlich sicht- und hörbar ist, löst oft großes Mitgefühl aus. Anders ist es bei "unsichtbaren" chronischen Erkrankungen: Menschen, die beispielsweise unter Depressionen oder dem Chronischen Fatigue-Syndrom leiden, erleben nicht selten großes Unverständnis. Sie müssen sich rechtfertigen, hören Sätze wie "Reiß dich zusammen!" und fühlen sich allein. Auch sichtbare Erkrankungen wie Epilepsie oder Hautleiden verstören das Umfeld – und führen oftmals zu sozialem Rückzug

Eigentlich ist es paradox: Während der medizinische Fortschritt ungeahnte Höhen erreicht, mangelt es gleichzeitig häufig an Empathie und Achtsamkeit. Wir fühlen uns bisweilen so stark und unverwundbar, dass wir uns nicht wirklich auf Menschen mit einer chronischen Erkrankung einlassen. Dabei verdrängen wir, dass auch wir jederzeit in ihre Situation geraten können. Die Folge für die Betroffenen: Sie erleben Einsamkeit, das Nicht-verstanden-Werden schlägt seelische Wunden und verschärft ihr körperliches Leiden.
Krankheit als Beziehungsgeschehen
Die Bibel erzählt, dass Jesus Aussätzige berührte, die von der Gesellschaft ausgeschlossen waren. Damit setzte er ein Zeichen: Er gab ihnen ihre Würde zurück. Er sah nicht nur die Krankheit, sondern den Menschen dahinter. Jesu Begegnungen waren voller Mitgefühl und Heilkraft – für Körper und Seele. Auch Krankenhausseelsorger:innen versuchen, solche Räume der Begegnung zu schaffen. Gemeinsam mit Ärzt:innen, Therapeut:innen und Pflegenden sehen sie den Menschen als Ganzes, hören zu, halten mit aus und suchen Perspektiven – ob in Richtung einer Heilung oder für einen guten Umgang mit der Krankheit. Nicht nur im Krankenhaus braucht es solche Menschen. Wir alle können heilsam wirken: durch Zuhören, Zeit-Schenken, echte Anteilnahme. Kennen Sie jemanden mit einer chronischen Krankheit? Fragen Sie nach, nehmen Sie diese Person ernst, seien Sie da. Für Heilung braucht es nicht nur medizinische Hilfe. Sie umfasst körperliche, seelische, soziale und spirituelle Dimensionen. Die Begegnung mit einem einfühlsamen Gegenüber ist heilsam – nicht nur für kranke Menschen.
Hauptsache für den Staat und den Arbeitgeber ist, dass man arbeiten kann -- wenn nicht (wg. Krank od. Alter), dann bist nichts mehr wert!!
Dipl.-PAss.in Dipl.-Päd.in Doris Wierzbicki MASSc - Häääh???
Diplom-Pastoralassistentin, Diplom-Pädagogin. Bei MASSc vermute ich Master of Advanced Studies in Social Care.
Wenn man über Krankheit spricht sollte man auch über Gesundheit sprechen.
In der Schulzeit gibt und gab es Turnstunden. Warum gibt es diese nicht mehr in der Berufswelt???
Man könnte dies doch in der Berufswelt auch einführen; Oder???
Gesundheitsprämien in der Berufswelt:
Ich würde diese zwiegespalten sehen weil man für Krankheitsbilder damit man arbeitsfähig ist Medikamente nehmen muss welche jedoch andere Krankheiten auslösen können!!!
Für irgend etwas muss der Mensch in seinem Leben doch auch noch selbst zuständig sein. Es macht sich ein unsympathischer Trend derzeit in der Bevölkerung breit. Für alles und jedes sind die anderen verantwortlich. Nur nicht man selbst.
Lieber Peter, erwarten Sie, dass der Staat für Sie die Turnstunde anordnet? Können Sie selbst sich nicht einem Sportverein aus eigener Initiative anschließen? Sind Sie damit überfordert?
Ich gehe selbstverständlich ins Fitnessstudio aber der Staat könnte eben Anreize zu mehr sportlicher Aktivität setzen.
Da sind zum Beispiel dynamische Skitagestarife bei Lifte und Seilbahnen kontraproduktiv!!!
Bewegung kann man auch ganz gratis machen. Ordentliche Schuhe anziehen und länger zügig gehen, vielleicht mit anderen zusammen, da macht es mehr Freude. Es muss nicht immer eine teure Sportart sein, die die Gesundheit fördert.